Zoom für Dummies. Phil Simon

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Zoom für Dummies - Phil Simon


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wurde WebEx für 3,2 Milliarden US-Dollar von Cisco Systems übernommen.

      Bei Cisco stieg Yuan zum Vice President of Engineering auf und verbrachte einen großen Teil seiner Zeit damit, sich die Wünsche und Anregungen von Unternehmenskunden zu den nun unter dem Namen Cisco Webex vermarkteten Videokonferenzlösungen anzuhören. Denn viele Kunden waren unzufrieden mit den zu komplexen und klobigen Webex-Tools. (Ich übrigens auch.)

      Nach einigen Jahren, als andere Softwareanbieter langsam aufholten, überkamen Yuan Zweifel, ob Cisco überhaupt willens und in der Lage wäre, Webex den Kundenwünschen entsprechend zu verbessern. Durch sein Fachwissen war ihm klar, dass eine moderne App für Computer, Tablets und Smartphones, so wie er sie sich vorstellte, weit mehr erfordern würde als nur ein paar Anpassungen des Programmcodes von Webex. Das Produkt müsste von Grund auf neu konzipiert werden.

      Intern gab es bei Cisco diesbezüglich aber frustrierende Unstimmigkeiten und so verließ Yuan im Juni 2011 das Unternehmen – zusammen mit 40 seiner talentierten Teammitglieder. Noch im selben Monat gründete er Zoom Video Communications, Inc. Endlich konnte er sein eigenes Konzept verwirklichen, das er bereits in den 1990ern als Student in China ersonnen hatte, um besser mit seiner damals zehn Stunden entfernt lebenden Freundin kommunizieren zu können. (Ein Interview mit Yuan zur Entstehung von Zoom finden Sie auf Englisch unter bit.ly/zfd-eric.)

      Im Januar 2013 startete Zoom seinen Vorzeigeservice: Meetings & Chat. Zur primären Zielgruppe zählten weiterhin Unternehmenskunden, wie schon bei WebEx und Cisco. Bis Mai 2013 wuchs die Benutzerzahl auf über 1 Million und im Frühjahr 2019 wagte Zoom den Gang an die Börse.

      Inzwischen hat Zoom Fans in jeder erdenklichen Branche – vom Einzelhandel und Finanzsektor über das Bildungs- und Gesundheitswesen bis hin zum Nonprofit-Bereich. Und nicht nur aufstrebende, sondern auch etablierte Firmen geben Zoom eine Chance. Tausende Unternehmen nutzen die Software inzwischen, um mit ihren Angestellten, Kunden, Interessenten und Geschäftspartnern effektiver zu kommunizieren und zu kooperieren. (Unter https://zoom.us/de-de/customer/all.html finden Sie eine große Auswahl an Fallstudien.)

      Viele beliebte VoIP- und Videokonferenzlösungen der ersten Generation sind mittlerweile wieder vom Markt verschwunden. Die heute dominierenden Anbieter haben es im Gegensatz zu ihren Vorgängern deutlich leichter. Aus verschiedenen Gründen:

       Besserer Breitbandzugang: Dass das Internet heutzutage viel schneller ist, haben wir vor allem modernen Glasfaserkabeln zu verdanken – die Tage von piependen Modems und lahmen 56-kbit/s-Verbindungen sind längst gezählt.

       Zuverlässigere Netze: Mobilfunknetze sind viel leistungsfähiger als noch vor zwanzig Jahren. Und mit der Einführung von 5G wird sich dieser Trend fortsetzen.

       Deutlich niedrigere Datenspeicherkosten: Anbieter wie Zoom können quasi beliebig viele Kundenvideos speichern, denn es entsteht im Vergleich zu früher nur noch ein Bruchteil der Kosten.

       Smartphones: iPhones und Androids sind BlackBerrys eben einfach überlegen. (Sorry, liebe BlackBerry-Freunde.)

       Programmierschnittstellen (APIs): Entwickler können ganz unkompliziert verschiedene Anwendungen kombinieren (mehr dazu in Kapitel 6).

       Cloud-Computing: Neue Services lassen sich mithilfe der Cloud viel schneller bereitstellen als noch in den späten 1990ern.

       Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz: Die Spracherkennungs- und Transkriptionsfunktionen heutiger Software werden durch hochmoderne Datenanalysemethoden immer besser.

       Mächtige Codearchive mit Open-Source-Software: Der frei verfügbare Code quelloffener Programme erleichtert es Entwicklern, alles Mögliche zusammenzubasteln – eben auch Videokonferenzlösungen.

      Dank all dieser Vorteile sind aktuelle Videokonferenzlösungen wie Zoom im Vergleich zu früheren Lösungen um Längen besser.

      Es ist auch kein Zufall, dass die verschiedenen Produkte von Zoom so ausgezeichnet funktionieren, denn das clevere Entwicklerteam hat von Anfang an auf leistungsfähige, moderne Verfahren gesetzt:

       Eine verteilte Architektur: Die Videokonferenzlösungen früherer Anbieter nutzten relativ zentralisierte Systeme und verschlangen unnötig viele Ressourcen. Wenn Sie beispielsweise 2005 in New York einen Kollegen im selben Gebäude mit einem dieser Tools anrufen wollten, passierte es nicht selten, dass die Software Ihren Anruf um die halbe Welt bis zu einem Rechenzentrum in Irland leitete. Neuere Lösungen, einschließlich Zoom, verfolgen einen dezentralisierten Ansatz. Das heißt, die Software leitet die Benutzerdaten automatisch zum nächstgelegenen Rechenzentrum. Dadurch arbeitet Zoom schneller und zuverlässiger.

       Multimedia-Routing: Frühere Lösungen nutzten zur Videoübertragung eine sogenannte Multipoint Control Unit (MCU), die unter Aufwendung vieler Ressourcen die Videoströme an alle Benutzer sendete und in Sachen Qualität und Skalierbarkeit einiges zu wünschen übrig ließ. Zoom nutzt zum Streaming ein modernes und effizienteres Verfahren namens Multimedia-Routing.

       Multi-Bitrate-Codierung: Die Macher von Zoom haben erkannt, dass unterschiedliche Anwendungsszenarien auch unterschiedliche Lösungen erfordern. Ein Videogespräch mit Freunden über den heimischen Laptop mit Highspeed-Internet ist nicht dasselbe wie ein Anruf über ein Smartphone mit Mobilfunkvertrag. Zoom passt die Gesprächsqualität automatisch an die Möglichkeiten Ihrer Hardware und Internetverbindung an.

       Servicequalität als eigene Anwendungsschicht: Die Software von Zoom umfasst intelligenterweise eine dedizierte Schicht zur Optimierung von Video, Audio und Bildschirmfreigaben. Ähnlich wie die Multi-Bitrate-Codierung passt sich auch diese Schicht an unterschiedliche Geräte und Bandbreiten der Benutzer an. Wenn beispielsweise eine Chefin am Hauptsitz ihres Unternehmens mit mehreren Gesprächspartnern eine Videokonferenz per Laptop mit leistungsfähiger Internetverbindung abhält, weist Zoom ihr mehr Ressourcen zu als einem Benutzer, der irgendwo in der Pampa per Android-Smartphone einen Freund anruft.

       Intelligente Nutzung von Daten und Metadaten: Zoom kann die Daten in seinem Netz viel effizienter weiterleiten als frühere Videokonferenzlösungen. Eine ausführliche Erklärung würde den Rahmen sprengen, aber eine wichtige Rolle spielen hierbei Metadaten (also Daten, die andere Daten beschreiben). Anhand solcher Metadaten weiß Zoom, welche Hardware die Benutzer haben und wo sie sich aufhalten – diese Informationen werden dann zur optimierten Weiterleitung von Gesprächsdaten genutzt.

       Cloud-Computing: Zoom macht sich viele Vorteile der Cloud zunutze. Als Hosting-Anbieter kommt Amazon Web Services (AWS) zum Einsatz, sodass bei plötzlich steigender Nachfrage problemlos mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können – so wie während der Coronakrise.

      Kann sich Zoom auf dem Markt bewähren?

      Vielleicht fragen Sie sich, wie Zoom im Vergleich zu Konkurrenzprodukten wie Cisco Webex, GoToMeeting und Skype for Business oder funktionsstarken Kommunikationsplattformen wie Slack und Microsoft Teams abschneidet? Schließlich möchten Sie ja keine Zeit mit neuer Software vergeuden, die womöglich in Kürze wieder in der Versenkung verschwindet.

      Die Antwort auf diese Frage ist etwas komplizierter. Im April 2019 erklärte


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