Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers
Читать онлайн книгу.Thiere, Götterbilder &c. zu tragen hatten. Die Priesterschaft wurde nach Clemens v. Alexandrien, Strom. VI. 663, und den bilinguen Dekreten von Rosette und Canopus eingetheilt in Oberpriester, Propheten, Stolisten, denen die Sorge für die Götterbilder, das Opfer und das Lehramt oblag, Federträger oder Schreiber der heiligen Geheimschrift, Hierogrammaten oder Weise (ägyptisch: Wissende der Dinge), zu denen Horoskopen, Astrologen, Kalendermacher und Zeichendeuter gehörten, die heiligen Väter, zu denen die Sänger und Bewahrer der Vorschriften des königlichen Lebens gerechnet wurden, die Priester geringerer Ordnung, d. h. Pastophoren (Träger der heiligen Bilder und Symbole bei den Prozessionen), Taricheuten oder Balsamirer, Neokoren oder Tempeldiener &c. Näheres bei Ebers, Aegypten &c. S. 341 fgd.
523 (Anm. 76) Ein nicht selten sehr kunstreich gearbeitetes Instrument, welches beim Gottesdienst gebraucht wurde. Es bestand aus einem Bogen, in welchem an Stäben Ringe hingen, die man zusammenklingen ließ. Plutarch, Is. u. Osir. 63, beschreibt es genau und sagt, es sei angewendet worden, um Typhon zu verscheuchen. Auf der Rundung des Blechs habe man das Bild einer Katze mit menschlichen Zügen angebracht &c. Ein Sistrum von Bronze im berliner Museum bestätigt die Beschreibung Plutarch’s. Auf dem Bogen desselben ruht eine Katze mit dem Sonnendiscus auf dem Kopfe. Am Griff eines andern ist eine doppelte Isismaske zu sehen. S. auch Wilkins. I. 145. Es soll auch zu der ägyptischen Kriegsmusik gehört haben. Vergil., Aen. VIII. 696. Es ist falsch, daß es statt der Trompete diente, denn diese war gleichfalls, wie die Denkmäler z. B. zu Dêr et Bahri lehren, in Gebrauch. Prop. III. 11. 43. - »» Fußnote 635
524 (Anm. 77) Aehnliche Aufzüge von Frauen befinden sich auf den Denkmälern, z. B. zu Theben, wo die Gattin Ramses des Großen und die Mutter, Tochter und Schwester eines Priesters zum Gebete gehen. Wilkinson I. 260. Die Frage, ob es Priesterinnen gegeben habe, ist durch die Papyrus und Denkmäler bejahend entschieden worden, namentlich auch durch die bilingue Tafel von Canopus.
525 (Anm. 78) Wilkinson II. 121 u. 129. Nach Darstellungen aus Theben.
526 (Anm. 79) Rhampsinit, von dessen Schatzhause uns Herodot II. 121 u. 122 jenes anmuthige Märchen erzählt, welches Graf Platen dramatisch behandelte. Appian gibt die kaum glaubliche Angabe, daß der Schatz des Ptolemäus Philadelphus 740,000 ägyptische Talente enthalten habe. Dies wären, wenn man auch das ägyptische Talent zu einem halben äginetischen rechnen wollte, 555,000,000 Thlr. Vielleicht ist Böckh’s (Staatshaushalt d. Ath. I. S. 14) Konjektur richtig, daß hier die Gesammteinnahme seiner 38jährigen Regierung gemeint sei. Uebrigens soll eine Inschrift am Schatzhause Ramses des Großen (Osymandyas) besagt haben, daß die Gold- und Silbergruben der Aegypter jährlich 32 Millionen Minen, das sind 600 Mill. Thlr., eingebracht hätten. Diod. I. 49. Nach demselben, I. 62, enthielt der Schatz des Rhampsinit 4 Mill. Talente, d. s., wenn man wiederum ägyptische Talente rechnet, 3000 Mill. Thlr. Ein glücklicher Zufall hat es gefügt, daß eine Darstellung des Inhaltes des durch das oben erwähnte Märchen berühmten Schatzhauses dieses reichen Königs bis auf uns gekommen ist. Sie befindet sich bei den Schatzkammern im Tempel von Medinet Habu und ist publizirt worden von Dümichen in den historischen Inschriften altägyptischer Denkmäler Taf. XXX. fgd. Hier tritt uns in der That ein kolossaler Reichthum an Gold, Silber, Electrum, Lapis Lazuli, Glasflüssen (mafek), ja sogar an arabischen Spezereien entgegen. In Säcken, Vasen und Haufen lagert das edle Metall, das unedle in ziegelartigen Barren.
527 altägyptisches Saiteninstrument
528 (Anm. 80) Bei Wilkinson und Rosellini. S. oben im I. Th. Anmerkung 133.
529 (Anm. 81) S. II. Theil Anmerkung 94 [Seite 193]. [Dieser Querverweis ist weder nach dem Originalwortlaut (Anm. 94 von Teil II: hier hatte bereits die 1.Auflage einen Fehler) noch nach der Korrektur der Projekt-Gutenberg-Redaktion (Seite 193 von Teil 2; in keiner Auflage konnte in einem der drei Bände ein Bezug hergestellt werden) verifizierbar . D.eBook-Hg.] Der Beiname »Herrin der Wagschale« kommt daher, weil die Göttin der Wahrheit die Seelen der Verstorbenen in der Unterwelt abwog. In den Todtenbüchern, welche fast alle in der größten Vignette (zu Kap. 125) die Wägung der Seelen zeigen.
530 (Anm. 82) Nach Anacharsis bei Diodor.
531 Siehe I. Theil Anmerkung 63 und 69.
532 (Anm. 83) Barbitos und Barbiton (βάρβιτος u. βάρβιτον). Ein Saiteninstrument der Griechen, das größer war als die gewöhnliche Leier (Jul. Poll. IV. 59) und sich, wie Anthony Rich treffend bemerkt, zur gebräuchlichen Laute verhalten zu haben scheint wie das Cello zur Violine. Anakreon begleitete damit seine Lieder und soll es erfunden haben. - »» Fußnote 537
533 (Anm. 84) S I. Theil Anmerk. 36 und Athen. IV. p. 175. Gr. Blumenlese III. 47. (Simonides) 50. 51. (Antipater v. Sidon) u. a. a. O.
534 (Anm. 85) Epigramm des Antipater v. Sidon. Gr. Blumenlese III. 52:
»Dreien allein, dem Dionysus und den Musen und Eros
Hattest Du, fröhlicher Greis, all’ Dein Leben geweiht.«
535 (Anm. 86) Anacr. ed. Melhorn.. κβ’. Eigene Uebersetzung
536 (Anm. 87) Ein Stäbchen von Elfenbein, mit dem die Saiten gerührt wurden.
537 Siehe III. Theil Anmerkung 83.
538 (Anm. 88) Dieses Lied, welches wir frei in deutsche Reime zu übersetzen wagten, ist die zweite der beiden einzigen vollständig erhaltenen Oden der Sappho. Aufbewahrt von Longinus, lateinisch nachgeahmt von Catull. Die Freiheiten, welche wir uns namentlich in der letzten Strophe erlaubt haben, empfehlen wir der Nachsicht des kundigen Lesers. Köchly, Akademische Vorträge und Reden S. 191, faßte die »feuergemischten« Worte dieser Ode so auf, als wären sie gedichtet worden, um einer jungen Freundin der Sappho (Attis) zu der bevorstehenden Vermählung mit dem geliebten Bräutigam in ihrer Weise Glück zu wünschen. Aber die heiße Gluth des Sanges scheint uns gerade unsere Auffassung zu rechtfertigen, wenngleich auch wir von der Sappho etwas Anderes erwarten, als eins von »unseren landläufigen Gratulationscarminibus«.
539 (Anm. 89) Obgleich ein Gewitter in Aegypten sehr selten ist, so kommt es doch vor: wir erlebten ein solches im Januar 1870 in der Nähe des in Oberägypten gelegenen Antinoe. Es war so heftig, daß arabische Nachen auf dem Nile umschlugen und von dem dürren arabischen Gebirge reißende Ströme herniederschossen. Einige Fellahhütten wurden fortgeschwemmt und Palmen entwurzelt. Uebrigens versicherte uns der alte Ortsvorsteher, bei seinen