Das Evangelium nach Lukas. Ambrosius von Mailand

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Das Evangelium nach Lukas - Ambrosius von Mailand


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sage ich: es sollte vielmehr von den Feindesvölkern ein Zeugnis für die heilige Religion, ein Beispiel der Gottesfurcht gewonnen werden.

       48.

      [Forts. ] Doch wer anders sind diese Weisen als, einer geschichtlichen Überlieferung342 zufolge, Abkömmlinge Balaams, von dem geweissagt ward: „Ein Stern wird aufgehen aus Jakob". Sie sind demnach nicht weniger Erben seines Glaubens als seines Blutes. Er schaute den Stern im Geiste, sie schauten ihn mit den Augen und glaubten. Sie hatten einen neuen Stern geschaut, wie er seit der Erschaffung der Welt nicht geschaut war, hatten ein neues Schöpfungswerk geschaut und suchten nicht allein auf Erden, sondern auch im Himmel nach der Gnade des neuen Menschen der Weissagung des Moses gemäß: „Ein Stern wird aufgehen aus Jakob, und ein Mann aufstehen aus Israel". Und sie erkannten, daß dies ein Stern sei, der einen Menschen und Gott zugleich bezeichnet. Sie beteten das Kindlein an. Sie würden es gewiß nicht angebetet haben, hätten sie ein bloßes Kindlein vermutet. Der Magier sieht das Ende seiner Künste nahen, du nun wolltest das Erscheinen der Gnadengaben für dich nicht einsehen? Jener bekennt Unbekanntes, du wolltest Verheißenes nicht erkennen? Jener glaubt zu seinem Nachteil343, du wolltest nicht zu deinem Besten dich für den Glauben entscheiden?

       49.

      Die Geburt eines Königs kündigen die Weisen an. Herodes erschrickt. Er versammelt die Schriftgelehrten und die Hohenpriester und fragt, wo Christus erscheinen werde. Die Weisen kündigen nun einen König an, Herodes fragt nach Christus. Er legt sonach über den König, nach welchem er fragt, ein Bekenntnis ab. Das Forschen nach dem Orte seiner Geburt beweist ferner seine Vorherverkündigung; denn man würde unmöglich nach ihm geforscht haben, wäre er nicht angekündigt worden. O verblendete Juden! Ihr glaubt nicht an die Ankunft dessen, den ihr mit Augen seht; ihr glaubt nicht an die Ankunft dessen, von dem ihr sagt, er werde kommen. „Verkündet es mir, damit auch ich komme und es anbete!"344 Herodes stellt ihm zwar nach, aber seine Gottheit leugnet er nicht; er hebt ja seine Anbetungswürdigkeit hervor. Ferner befiehlt er die Tötung der Kinder: wem anders aber als Gott gebührte ein solches Schlachtopfer? Noch fehlt dem Kindesalter das Verständnis, und dennoch bekennt es Gott, für den es hingeschlachtet wird. Diese kurzen Angaben aus Matthäus wollten wir deshalb streifen, damit klar ersichtlich werde, daß es den Kindheitstagen (Jesu) durchaus nicht an göttlichen Werken gebrach. War nämlich das physische Alter zum Wirken unfähig, dann war es fürwahr Gott, der mit göttlichen Werken das physische Alter sich betätigen ließ, der auch* die Hirten in jener Gegend wachen machte, daß sie „Nachtwache hielten bei ihrer Herde"*345.

       50.

      Sehet den Anfang der neu erstehenden Kirche! Christus wird geboren, und die Hirten beginnen zu wachen, um die Herden der Heiden, die vordem wie Tiere lebten, in die Hürde des Herrn zu sammeln, daß sie nicht im dichten Dunkel der Nacht den Überfällen der geistigen Raubtiere346 zum Opfer fielen. Und mit Recht wachen die Hirten, die der „gute Hirte"347 hierzu anleitet. Die Herde bedeutet sonach das Volk, die Nacht die Weltzeit, die Hirten die Priester. Oder vielleicht auch mag jener Hirte gemeint sein, welchem die Mahnung gilt: „Sei wachsam und bestärke!"348 Denn nicht allein die Bischöfe hat der Herr zur Hut seiner Herde bestellt, sondern auch die Engel hat er hierzu bestimmt.

       51.

      [Forts. ] * „Sieh, ein Engel des Herrn stand vor ihnen"*349.

      Beachtet, wie Gottes Fürsorge den Glauben bekräftigt! Ein Engel belehrte Maria, ein Engel den Joseph, ein Engel die Hirten. Eine einmalige Sendung genügte nicht; denn erst „durch zwei und drei Zeugen steht jegliches Wort fest"350.

       52.

      [Forts. ] * „Und es gesellte sich zum Engel eine Menge der Heerschar der Himmlischen, welche Gott lobten und sprachen: Ehre Gott in der Höhe und auf der Erde Friede den Menschen, die guten Willens sind"351.*

      Zutreffend ist der Name „Heerschar der Engel", weil sie ihrem Heerführer (Christus) folgten. Wem nun hätten die Engel lobgesungen als ihrem Herrn? Denn so steht geschrieben: „Lobt den Herrn von den Himmeln her, lobt ihn in den Höhen! Lobt ihn, alle seine Engel!"352 Erfüllt nun hat sich die Weissagung. Von den Himmeln her erschallt Gottes Lob, und auf Erden wird er sichtbar. Von ihm versichert Markus: „Er war zusammen mit den Tieren, und die Engel dienten ihm"353. Im einen erkenne einen charakteristischen Zug seines Erbarmens, im anderen einen Beweis seiner göttlichen Macht! Im Deinigen354 liegt der Grund für seine Herablassung zu den Tieren, im Seinigen der Grund für seine Lobpreisung durch die Engel.

       53.

      Und sie sprachen:* „Laßt uns das Wort sehen, das da geworden ist, wie der Herr es uns kund getan hat! Und sie kamen eilends"*355.

      Du siehst die Hirten eilen; niemand nämlich sucht lässigen Schrittes Christus. Du siehst die Hirten dem Engel glauben. Auch du glaube dem Vater, dem Sohn, dem Heiligen Geiste, den Engeln, den Propheten, den Aposteln! Sieh, wie genau die Schrift die Bedeutung der einzelnen Worte abwog! „Sie eilen", sagt sie, „das Wort zu sehen." Denn sieht man den Leib des Herrn, sieht man das Wort, das der Sohn ist. Nicht für ein geringes Glaubensbeispiel solltest du dies halten, nicht für minderwertig die Person der Hirten: In der Tat, je minderwertiger sie in wissenschaftlicher Hinsicht ist, um so höher steht sie in Sachen des Glaubens. Nicht von Gelehrtenkreisen überfüllte Schulen suchte der Herr auf, sondern das einfache Volk, dem Schmuck und Schminke der Rede, die es hört, fremd ist: um die schlichte Wahrheit handelt es sich da, nicht der Schönrederei bedarf es. Glaube auch nicht die Worte der Hirten als minderwertig verachten zu dürfen! Bei den Hirten hält selbst Maria Glaubenslese; von den Hirten nimmt die Ansammlung des Volkes zur Verehrung Gottes ihren Ausgang; denn „sie wunderten sich über die Dinge, die von den Hirten zu ihnen gesprochen wurden"356.

       54.

      „Maria aber bewahrte alle diese Worte, in ihrem Herzen sie überdenkend"357. Erkennen wir daraus die Keuschheit, welche die heilige Jungfrau in allem wahrt! Ebenso züchtig dem Munde wie dem Leibe nach, überdachte sie im Herzen den Inhalt des Glaubens. Wenn Maria von den Hirten lernt, warum lehnst du es ab, von den Priestern zu lernen? Wenn Maria, bevor es noch apostolische Verordnungen gab, schweigt, warum willst du nach dem Erlaß apostolischer Verordnungen lieber lehren denn lernen? Wisse, da liegt der Fehler in der Person, nicht im Geschlecht; denn das Geschlecht ist heilig. Ohne eine Verordnung empfangen zu haben, gab denn auch Maria ein vorbildliches Beispiel.

      5. Die Beschneidung Jesu, Luk. 2, 21

      

       Christus dem Gesetze unterstellt (55). Die Beschneidung am Oktavtag äußeres Zeichen der inneren Reinigung, Typus der Sündentilgung im Neuen Bund. Christus allein „der Heilige“ (Exod. 13, 12), der absolut Sündelose (56—57).

       55.

      [Forts. ] Das Knäblein wird nun beschnitten358. Wer ist dieses Knäblein, wenn nicht jenes, von dem gesprochen ward: „Ein Knäblein ist uns geboren, ein Söhnlein uns geschenkt worden"?359 Dem Gesetze nämlich ward es unterstellt, um die, welche unter dem Gesetze waren, zu gewinnen360.

       56.

      Über die Bedeutung der „Darstellung vor dem Herrn in Jerusalem"361 würde ich mich äußern, wenn ich es nicht früher bereits im Kommentar zu Jesaias362 getan hätte. Wer nämlich an Sünden beschnitten war, wurde des Anblickes des Herrn für würdig erachtet; denn „die Augen des Herrn ruhen auf den Gerechten"363. Du weißt, der ganze Inhalt des alttestamentlichen Gesetzes war nur ein Vorbild des Zukünftigen. Denn auch die Beschneidung deutet zwar die Reinigung von den Sünden an; weil jedoch die leibliche und geistige


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