Nur dämlich, lustlos und extrem?. Kurt Möller

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Nur dämlich, lustlos und extrem? - Kurt Möller


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Ich habe auch schon sehr viel Feedback bekommen von Männern, die zumindest angefangen haben, das Thema zu hinterfragen und zu reflektieren. Aber ich spezifiziere mich doch sehr auf Musik- und Queer-Themen, die natürlich nicht jeden ansprechen. Da gibt es für mich schon noch eine Hürde, so eine Relevanz zu haben, aber das ist auch völlig in Ordnung. Ich hoffe, dass ich mehr Leute motivieren kann, die eine Relevanz haben. Ich sehe nicht meine Rolle darin, die Arbeit komplett zu leisten. Aber mir ist es wichtig, Themen weiterzugeben, von denen ich Ahnung habe. Wenn weiße Menschen über Rassismus schreiben, denke ich mir: Du kannst als weiße Person nicht darüber reden, weil du diese Erfahrung nicht gesammelt hast. Bevor du was tust, überlege noch mal, ob du genug eigenes Wissen und Erfahrungen mitgebracht hast. In der Politik reden oft Personen, denen die persönliche Erfahrung fehlt. Die starten dann mit Informationen aus dritter Hand politische Aktionen. Allerdings: Politik ist kein leichtes Thema, weil man da mit Wissen rangehen muss. Erfahrungen und Wissen sind zwei unterschiedliche Dinge. Erfahrungen kann man sammeln, aber wie man am Ende damit umgeht, ist was anderes. Ob du das Geschehene durchdenkst oder nur oberflächlich berichtest. Es wären zwei unterschiedliche Texte, wenn zwei Personen über ein Erlebnis berichten würden und die eine Person einfach nur impulsiv berichten würde und die andere Person würde noch mal durchdenken, wie es dazu kommen konnte, wie sich die Person dabei gefühlt haben könnte. Das sind zwei unterschiedliche Messages, und da ist die impulsive Message oftmals gefährlicher, denke ich. Emotionale Aspekte sind oft schwierig, weil sie keine gute Grundlage sind, um eine politische Message rauszubringen. Da muss man checken, ob man zu emotional ist, um etwas auf einer neutralen Ebene zu betrachten.

      In der Politik reden oft Personen, denen die persönliche Erfahrung fehlt.

       Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass gerade feministische Themen mit Emotionen verbunden sind. Viele Sachen, die da passieren, können ja wütend machen.

      Ja, auf jeden Fall. Damit fangen sie ja an, aber sie so weiterzugeben, ist schwierig. Natürlich sind Demos und Aufstände das Wichtigste für mich, weil sie auch in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie Dinge verändert haben, die bis heute wichtig sind. Das sind alles emotionale Geschehnisse, aber man sieht auch in der Gesellschaft, wie emotionale und impulsive Geschehnisse aufgefasst werden und dass sie nicht mehr ernstgenommen werden. Deswegen habe ich schon Texte bis zu 20 Mal umgeschrieben, weil ich gemerkt habe, dass ich zu viel ausgeufert bin in meinen Gefühlen.

      Link zum Blog: http://femtrail.blogsport.de/

      »Was ist Deutschland für dich?«

       Carolin (17)

      Schülerin eines Gymnasiums, spielt Theater im Spielclub JES Open 1 in Stuttgart und ist Mitglied bei den Jungen Grünen

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       Du bist im Spielclub JES Open 1 des Jungen Ensembles Stuttgart. Wie bist du dazu gekommen?

      Meine Schule hat verschiedene Austauschprogramme mit Partnerschulen. Das ist sehr breit ausgefächert: in Südafrika, Australien, Hongkong … Ich wollte mir diese Möglichkeit nicht entgehen lassen, in so einem geschützten Rahmen ins Ausland zu gehen und dort die Schule zu besuchen über die Sommerferien. Deswegen war ich sechseinhalb Wochen in Sydney in den letzten Sommerferien, und eins der Schulfächer dort war »Drama«.

       Ach, das gibt es als Schulfach dort?

      Ja. Dort habe ich zum ersten Mal Theater gespielt, und die Drama-Lehrerin dort hat mich dann gefragt: »Möchtest du es nicht vielleicht weiterführen?« Da habe ich mich erkundigt. Meine Schwester ist in einem anderen Club im JES, und dann hab ich die mal durchgeschaut und kam darauf. Und dann wurde ich ausgewählt, den Weg weiterzugehen.

       Wieso hast du dir gerade diesen Spielclub rausgesucht?

      Es war fast der einzige, der infrage kam. Die meisten waren eher für Jüngere. Mit 17 fällt man dann halt raus. Somit war das eigentlich der einzige Club, wo ich mich hätte bewerben können, um zu spielen.

       Das Junge Ensemble Stuttgart (JES)

      Das Junge Ensemble Stuttgart ist das Stuttgarter Kinder- und Jugendtheater. Seit 2004 werden jedes Jahr mit einem professionellen Ensemble unterschiedliche Theaterproduktionen erarbeitet. Die Bandbreite ist groß: klassisches Erzähltheater, Tanztheater, Theater für Kinder, performative Formen und partizipative Projekte, bei denen Profis und Jugendliche gemeinsam in einem Probenprozess Stücke entwickeln und zusammen aufführen.

      In der Abteilung Theaterpädagogik ist das JES breit aufgestellt: Neben Poetry Slam, der Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas, einem alljährlichen Festival und dem kooperativen Open Space EINMISCHEN für junge Menschen gibt es theaterpädagogisch begleitete Spielclubs für jedes Alter.

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       Das Theaterstück, das ihr gerade probt, trägt den Titel Deutschland – meine Hood. Erzähl doch mal, um was es in dem Stück geht.

      Also einerseits um Deutschland natürlich, andererseits auch um Nachbarschaft. Da haben sich vor allem die anderen zwei Clubs mit auseinandergesetzt. Und ja, wie wir Deutschland wahrnehmen und damit umgehen. Also vor allem sprechen wir gleich am Anfang den Nationalstolz an. Wir haben es aber relativ frei gestaltet, also dass man danach noch sehr viel überlegen kann, wie man selbst dazu steht. Auch ganz zentral war: »Ich habe mein Deutschland verloren«, weil wir heute vor allem das Gefühl haben, dass es uns so geht. Wir haben meistens gespielt und dann geschaut, welche Szenen bieten sich an, in einer weiteren Form umgesetzt zu werden. So ist das entstanden.

      Am Ende sag ich ihm dann, dass man ja stolz darauf sein kann, dass man heutzutage nicht mehr stolz sein muss.

       Habt ihr euch das Thema selbst rausgesucht oder hat das jemand vorgegeben?

      Deutschland und Nachbarschaft stand schon fest, aber das Stück haben wir selbst mitgebildet.

       Gibt es das Thema auch in deinem Alltag?

      Ich würde nicht sagen zentral. Also ich habe mich eine Zeitlang mal sehr intensiv damit beschäftigt, wie es viele machen. Mit der NS-Zeit und meiner Familie und wie sich da alles verflochten hat. Da habe ich ein Stück weit Sachen infrage gestellt. Ich glaube, jeder tut das mal irgendwann in seinem Leben: sich die Frage stellen, welche Rolle Deutschland in der Welt spielt oder wie wir damit umgehen können. Im Theaterstück habe ich einen Dialog mit einem, der ist fast 80, deswegen ist es interessant. Er quatscht mich im Prinzip an mit: »Was ist Deutschland für dich?« Und ich wehre erst mal die ganze Zeit ab. Am Ende sag ich ihm dann, dass man ja stolz darauf sein kann, dass man heutzutage nicht mehr stolz sein muss, man kann, aber man muss nicht. Ich finde es ganz schön, dass jeder das so für sich sagen kann, und dass wir auch stolz drauf sein können in dem Maß.

       Das Theaterstück wird von drei Spielclubs gespielt und bearbeitet. Unter anderem auch dem Club Kultür mit Spieler*innen türkischer Herkunft. Wie findest du die Zusammenarbeit?

      Sehr interessant, weil sie auch ihre Sicht reinbringen. Z. B. haben wir eine Szene, da kommt Besuch zu einer türkischen Familie, und dann fangen sie an, alles mögliche Essen auf den Tisch zu stellen. Alle haben eigentlich irgendwann keinen Hunger mehr, aber sie geben immer mehr, und die Besucher haben keinen Durst mehr, trotzdem schütten die von der Familie einfach nach. Die Weiteren fliehen dann davor. Ich finds deswegen auch schön, weil Deutschland ist eben nicht nur eine Nationalität, sondern mehrere. Vor allem die türkische kommt ja auch sehr oft vor in Deutschland. Deswegen find ich es eigentlich sehr schön, auch dieses Gemischte zu haben, was es ja auch heutzutage ausmacht, die Vielfalt.

       Du hast mir in den Mails geschrieben, dass du dich nicht unbedingt als politisch engagiert betiteln würdest. Woran machst du das


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