Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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er die Gestalt und erkannte die geliebte Frau in ihr. Kurz bevor sie ihn erreichte, stand Robert auf.

      »Guten Abend«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.«

      »Robert, ich…«

      Auf dem Weg hierher hatte Kathie überlegt, was sie ihm sagen wollte, doch jetzt, in diesem Augenblick, wäre jedes Wort unangebracht gewesen. Robert legte seinen Finger auf ihre Lippen.

      »Sag’ nix, Madel, hör mir nur zu«, bat er.

      Kathie nickte. Sie zitterte vor Aufregung. Robert nahm das Paket und wickelte es aus.

      »Schau’ hier«, sagte er. »Daß ich dieses Bild gemalt habe, ist dein Verdienst, denn durch dich habe ich neuen Mut gefunden. Du hast mir geholfen, eine schlimme Krise zu überwinden.«

      Kathie schaute auf das Bild, das sie darstellte, und war sprachlos. Sie sah vom Bild zum Maler und wieder zurück.

      »Ich möchte es dir schenken«, sprach Robert weiter. »Zur Erinnerung an eine schöne Zeit. Zwar habe ich mir mehr von dieser Zeit versprochen, aber, vielleicht ist es auch zuviel, was ich von dir verlange. Du kennst mich kaum, und ich weiß so wenig von dir.

      Dennoch, Kathie, laß mich dir sagen, daß ich dich liebe, mehr liebe, als jemals einen Menschen zuvor.«

      Kathie sah ihn an, sie wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.

      »Ich…, ich liebe dich doch auch Robert, aber… das, was da geschehen ist…«

      Endlich riß er sie in seine Arme.

      »Du liebes Dummchen«, rief er aus. »Hast du denn wirklich geglaubt, daß das, was dein Bruder getan hat, meine Gefühle zu dir beeinträchtigen könnte?«

      »Du weißt davon?« fragte Kathie erstaunt.

      »Alles. Die ganze Geschichte. Ich war heilfroh, als Pfarrer Trenker mir alles erzählte. Ich hatte nämlich schon Angst, daß ich etwas gesagt oder getan haben könnte, das Schuld daran sei, daß du…«

      »Du? Niemals! Wie kommst du nur darauf? Ich habe mich fürchterlich für meinen Bruder geschämt und hätte nie zu hoffen gewagt, daß…«

      »Daß ich die Schwester eines Kriminellen lieben könnte?«

      Kathie nickte zaghaft, während Robert befreit auflachte.

      »Nichts, was auf der Welt geschieht, kann meine Liebe zu dir schmälern«, sagte er dann, wobei er sie liebevoll ansah.

      »Denn du bist die Frau, auf die ich ein Leben lang gewartet habe. Sag’ mir nur eines – willst du mich heiraten?«

      Katharina schluckte und nickte stumm. Robert zog sie vollends an sich und küßte sie zärtlich, während die untergehende Sonne auf Kathies Bild schien.

Kleine Ausreißerin

      Sandra Hofmayr lenkte ihren Wagen durch die Toreinfahrt des Grundstückes und hielt vor der Garage an. Als sie den Motor ausschaltete, wurde die Haustür geöffnet, und Frau Unterleitner, Sandras Zugehfrau, trat heraus. Sie winkte, als die junge Antiquitätenhändlerin aus dem Wagen stieg.

      »Grüß Gott, Frau Hofmayr«, rief sie. »Schön, daß Sie wieder da sind.«

      »Ja, Gott sei Dank ist es wieder Wochenende. Seien Sie gegrüßt, Frau Unterleitner. Ist alles in Ordnung?«

      Die Frau an der Tür winkte ab.

      »Alles bestens«, antwortete sie. »Ich bin gerade fertig geworden. Mein Mann hat eben noch den Rasen gemäht.«

      »Ach, das ist schön.«

      Sandra nahm die Reisetasche aus dem Wagen und ging ins Haus. Drinnen roch es angenehm frisch und sauber, und aus der Küche kam der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Auf den hatte die junge Frau sich schon die ganze Fahrt über gefreut.

      Sandra betrieb in der Kreisstadt ein kleines Antiquitätengeschäft. Da sie nebenbei viel unterwegs war, um alte Sachen aufzustöbern, mit Restauratoren zu verhandeln oder Expertisen abzugeben, schlief sie die Woche über in einem möblierten Zimmer über ihrem Laden. Nur an den Wochenenden kam sie nach St. Johann in ihr kleines Haus, das von Hertha Unterleitner, die in der Nachbarschaft wohnte, behütet wurde.

      »Ach, herrlich, frischer Kaffee«, rief sie aus.

      »Einen Kirschkuchen hab’ ich auch gebacken«, sagte ihre Zugehfrau. »Auf der Terrasse ist alles gedeckt.«

      Die junge Frau betrachtete sich kritisch im Spiegel der Garderobe.

      »Na, ich weiß ja net«, meinte sie skeptisch. »Kaffee ja, aber Kuchen…«

      Hertha Unterleitner lachte.

      »Also, Frau Hofmayr, bei Ihrer Figur – da brauchen S’ sich wirklich keine Gedanken zu machen.«

      »Recht haben S’«, stimmte Sandra in das Lachen ein. »Die ganze Woch’ über gibt’s Salat und Knäckebrot, da darf ich mich am Wochenend’ schon mal verwöhnen.«

      Die beiden Frauen gingen durch das geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse, auf der bequeme Korbmöbel zum Sitzen einluden. Karl Unterleitner, Herthas Mann, kam eben aus dem kleinen Haus, in dem die Gartengeräte untergebracht waren. Er wischte sich die Hände an der braunen Cordhose ab, bevor er Sandra begrüßte. Seine Frau holte den Kaffee aus der Küche. Als sie an den Tisch trat, fiel ihr Blick auf den Kuchenteller. Sie erstarrte, schaute noch einmal und sah dann mit einem sehr strengen Blick ihren Mann an.

      »Sag a’mal, was hast du dir dabei gedacht?«

      Karl war erstaunt, er wußte gar nicht, wovon die Rede war.

      »Was meinst du denn? Was soll ich mir wobei gedacht haben?«

      »Dabei, als du dir einfach den Kuchen genommen hast.«

      Ihr Mann hatte keinen blassen Schimmer.

      »Kuchen? Von welchem Kuchen redest du?«

      Hertha Unterleitner hatte die Kaffeekanne auf dem Tisch abgestellt und stemmte nun ihre Hände in die Hüfte. Karl kannte diesen Anblick. So stand sie nur, wenn ein Donnerweitter in der Luft lag. Aber er wußte immer noch nicht, welchen Verbrechens er sich schuldig gemacht hatte.

      »Auf dieser Platte lagen acht Stücke Kirschkuchen«, klärte seine Frau ihn auf. »Und wenn ich richtig zähle, dann sind es nur noch sechs. Also fehlen zwei. Wer, frage ich, hat sie genommen?«

      Karl Unterleitner hob die Arme.

      »Ja, ich net«, antwortete er. »Was schaust’ mich so an?«

      »Ach geh, ich kenn dich doch. Wenn du irgendwo auch nur einen Keks liegen siehst, ist der doch net vor dir sicher.«

      »Aber wenn ich’s doch sage«, beharrte ihr Mann. »Ich hab’ den Kuchen net genommen.«

      Sandra hatte dem Disput zwischen den Eheleuten schmunzelnd zugesehen. Jetzt wurde es Zeit, einzugreifen.

      »Es ist ja net weiter schlimm«, wagte sie zu vermitteln. »Der Kuchen reicht doch immer noch. Mehr als ein Stück eß’ ich sowieso net.«

      Mit grimmiger Miene schenkte Hertha Kaffee, ein, und ihr Mann nahm vorsichtshalber nur ein Stück von dem herrlichen, saftigen Kirschstreusel, der wie immer eine Meisterleistung seiner Frau war. Sandra lenkte geschickt das Gespräch in eine andere Bahn, so daß Hertha und ihr Mann wieder versöhnt waren, als sie sich verabschiedeten.

      *

      Pfarrer Trenker und Alois Kammeier, der Küster von Sankt Johann, nutzten den schönen Sommernachmittag, um die Wege rund um die Kirche zu harken, die Rasenflächen zu mähen und die ersten Sträucher zu beschneiden. Dabei sah der Geistliche in seinem blauen Arbeitsanzug mit der grünen Schürze drüber keineswegs wie ein Pfarrer aus. Wer ihn nicht kannte, würde ihn wahrscheinlich für den Gärtner gehalten haben.

      Die beiden Männer hatten gerade ihre Arbeit beendet. Sophie Tappert wartete


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