Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Ich bin früher gekommen. Wir hatten Besuch bei uns daheim. Pfarrer Zandler war da. Er sagte mir in einem unbeobachteten Augenblick, daß er sich Sorgen um dich mache. Es wäre gut, wenn du jemand an deiner Seite hättest. Da bin ich gleich los. Was ist, Polly?«

      Polly hakte sich bei Joachim unter. Sie drehte sich zu Urban um.

      »Joachim, das ist Urban! Wegen ihm und seiner Mutter war ich in Kirchwalden. Die Anna hat mich begleitet. Es ist schön, solche Freunde zu haben wie Toni und Anna. Alles wird gut werden, Liebster!«

      Joachim blieb stehen. Er schaute Polly tief in die Augen.

      »Polly, ich verstehe nix! Ich kann nur ein Leuchten in deinen Augen sehen. Das sagt mir, daß du glücklich bist. Das ist wichtig. Nur das zählt für mich!«

      »Oh, ja! Achim, es wird alles werden. Jetzt muß ich nur noch einen Weg finden, den Urban bei uns auf den Hof zu bringen.«

      »Was soll das nun wieder werden? Polly, nun mal langsam und schön der Reihe nach.«

      »Gleich, Liebster!«

      Sie gingen alle zusammen zur Berghütte. Toni stand hinter der Theke und zapfte Bier. Der alte Alois hantierte in der Küche.

      »Mei, ihr seid schon wieder da?« wunderte er sich. »Hast gedacht, ich schaffe die Arbeit nimmer, Anna?«

      Anna legte den Arm um den alten Alois.

      »Schmarrn, Alois! Du steckst doch jeden in die Tasche bei deiner Erfahrung. Schau mal, wen wir dir da mitgebracht haben? Das ist der Urban, der Bub von der Lioba!«

      Der alte Alois musterte Urban von Kopf bis zum Fuß. Dann streckte er ihm die Hand entgegen.

      »Grüß Gott, Urban! Herzlich willkommen auf der Berghütte! Bist ein richtiger Prachtbursche! Des sehen meine alten Augen auf Anhieb. Bist deiner Mutter sehr ähnlich.«

      Urban schüttelte Alois die Hand. Der alte Mann eroberte sich sofort einen Platz in Urbans Herz.

      »Und was hat die Lioba zu meiner Einladung gesagt, Anna?«

      »Sie war nicht da, Alois! Und den Urban mußten Polly und ich fast entführen. Aber das soll dir der Urban selbst erzählen, Alois. Am besten, ihr setzt euch an den Kamin und redet. Die Wirtsstube der Berghütte ist ziemlich leer. Nun ja, das ist ja auch kein Wunder bei dem schönen Sonnenschein. Da sitzen die Hüttengäste auf der Terrasse.«

      Der alte Alois nickte.

      »Sicherlich hast du jetzt einen Bärenhunger nach dem Aufstieg? Da wird dir mein Eintopf ganz bestimmt guttun.«

      Alois wartete Urbans Antwort nicht ab. Er füllte einen großen Teller mit seinem Spezialeintopf und reichte ihn Urban.

      »Des war des Lieblingsessen deiner Mutter! Die konnte gar net genug davon bekommen. Mei, welch ein Zufall, daß ich gerade heute diesen Eintopf gemacht habe, als hätte ich geahnt, daß wir so einen Überraschungsbesuch bekommen.«

      Alois und Urban setzten sich an einen Tisch in der Nähe des Kamins. Toni brachte den beiden noch ein Bier. Dann ließ er sie allein. Alois wartete, bis Urban fertig mit Essen war.

      Alois und Urban prosteten sich zu.

      »So, Bub! Jetzt sagst du mir, warum dich die Anna und die Polly fast mit Gewalt haben herbringen müssen. Aber wenn ich es mir so überlege, dann mußt du mir des auch net sagen. Ich kann es erraten. Noch besser, ich weiß es mit fast hundertprozentiger Gewißheit. Deine Mutter hätte net gewollt, daß du nach Waldkogel kommst, wie? Des stimmt doch, oder?«

      »Ja, ja! Wie kommst du darauf, Alois?«

      »Des ist net schwer. Da muß man nur zwei und zwei zusammenzählen können. Und zwar, einen Burschen und ein Madl! Des Madl ist deine Mutter! Aber des kannst dir bestimmt denken.«

      Urban nickte.

      »Und der Bursche ist Edgar Pircher! Hast du den Namen schon einmal gehört?«

      Urban schüttelte den Kopf.

      »Aber ich heiße mit zweitem Namen Edgar«, sagte er leise, und seine Gesichtsfarbe änderte sich.

      Alois legte seine Hand auf Urbans Hand.

      »Mußt deswegen net erschrecken! Ich will dir jetzt noch etwas sagen. Der Vater vom Edgar Pircher, der heißt mit Vornamen Urban!«

      Urban lehnte sich zurück und starrte den alten Alois an.

      »Was soll das heißen?« sagte Urban leise.

      »Nun, Bub! Des heißt in erster Linie einmal, daß deiner Mutter die Namen gefallen haben. Sonst hätte sie dich net so taufen lassen, verstehst?«

      Der alte Alois ließ Urban etwas Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten der Neuigkeiten. Währenddessen ließ er sich von Toni den Schuhkarton mit den alten Fotos bringen. Er suchte einige Bilder heraus und legte sie vor Urban auf den Tisch.

      »Schau, Bub! Des ist er! Des ist Edgar Pircher! Da hat er deine Mutter im Arm! Ja, ja! Eins und eins gibt zwei!«

      »Du meinst, die beiden waren einmal verliebt ineinander?« Urbans Stimme klang unsicher.

      »Verliebt, vielleicht? Naa! Des schwöre ich dir! Die Lioba und der Edgar, die waren net nur vielleicht ineinander verliebt. Die sind ein Liebespaar gewesen. Die gehörten zusammen – und alle in Waldkogel wußten es. Deine Mutter hat oft auf dem Pircher Hof übernachtet. Dem Edgar seine Eltern waren ganz vernarrt in deine Mutter. Sie hatten ja leider keine Tochter. Der Urban schwärmte von der Lioba. Er war so stolz, daß der Edgar so ein fesches und vor allen Dingen ein so liebes Madl auf den Hof bringen wollte.«

      Urban schaute Alois mit großen Augen an. Er war jetzt blaß wie eine Wand.

      »Toni, bringe mal schnell einen Obstler! Damit der Urban wieder Farbe ins Gesicht bekommt! Nimm aber die gute Sorte, die für besondere Anlässe«, rief Alois laut durch die Berghütte. »Der Bub von der Lioba ist hier. Na, wenn des kein Anlaß ist, dann weiß ich net!«

      Toni brachte gleich die ganze Flasche und zwei Gläser. Der alte Alois schenkte ein. Er sorgte dafür, daß Urban gleich mehrere Schnäpse trank. Und langsam bekam Urban auch wieder Farbe ins Gesicht.

      »Was kannst du mir noch von diesem Edgar sagen und seinem Vater, dem Urban? Warum haben die beiden dann nicht geheiratet?«

      »Das mußt du den Edgar fragen oder noch besser: deine Mutter! Es war jedenfalls so, daß die beiden sich einig waren. Doch dann ist alles anders gekommen.«

      Alois fühlte großes Mitleid mit Urban. Er konnte ihm ansehen, was in seinem Kopf vor sich ging, welche Gedanken ihn beschäftigten, welche Frage sich aufdrängte. Urbans Augen fragten, aber seine Lippen schwiegen. Alois sagte nichts.

      So saßen sie ein ganze Weile stumm am Tisch. Urban spielte gedankenverloren mit Bierdeckeln. Alois beobachtete ihn.

      »Urban, erzähle mir von Lioba! Ich mochte des Madl sehr. Wie geht es ihr? Wann seid ihr nach Kirchwalden gezogen?«

      Urban trank einen Schluck Bier, als wollte er sich die Kehle anfeuchten. Dann erzählte er von Lioba, dem Schmidt, wie er den Mann nannte, den seine Mutter geheiratet hatte und der nie ein Vater gewesen war. Urban tat es gut, Alois sein ganzes Herz auszuschütten. Er faßte Vertrauen zu dem alten Hüttenwirt, der seine Mutter so gut kannte.

      Urban sprach von den Sorgen seiner Mutter, die ihr ihr Ehemann gemacht hatte. Er sprach von dem Verlust des Geschäftes in Köln.

      »Ich war fünfzehn Jahre, als wir nach Kirchwalden zogen! Das ist jetzt zehn Jahre her!«

      »Mei, so lange seid ihr schon in der Gegend?«

      Urban nickte. Er trank wieder einen Schluck Bier. Er erzählte von den Wanderungen, die er mit seiner Mutter in den näheren und weiteren Bergen um Kirchwalden gemacht hatte.

      »Wir sind überall gewesen, nur nicht in Waldkogel! Eine wirkliche Erklärung hat mir Mutter nie gegeben. Ich dachte, es hängt mit der Scheidung zusammen,


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