Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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warf er sich herum und stürmte an Deck. Er hatte eine Mordswut im Leib – auf den Feldscher, auf den Kerl, der den Seewolf niedergeschossen hatte, und nicht zuletzt auf sich selbst.

      Der Anblick der Reede von Cádiz vor der „Aguila“ trug nicht dazu bei, seine miserable Stimmung zu bessern. Eher im Gegenteil. El Lobo del Mar hatte sich für immer der spanischen Gerechtigkeit entzogen.

      „Der Seewolf wurde heute auf dem Scheiterhaufen verbrannt und seine Asche in alle Winde verstreut. Es war leider kein berauschendes Schauspiel. Mehr Huren, Bettler und Strauchdiebe als anderes Volk hatten sich eingefunden, weil sie in der Menge auf leichte Beute hofften.

       Mir steht die Ernennung zum Generalkapitän bevor, das wurde mir gegenüber jedenfalls angedeutet. Wahrscheinlich werden die entsprechenden Schriftstücke und meine neue Order an den Weihnachtstagen übergeben. Man munkelt, daß die generalüberholte ‚Aguila‘ zusammen mit einem kleinen Verband gut armierter Schiffe in die Karibik segeln soll, um dem dortigen Piratenunwesen ein Ende zu bereiten. Ich werde den Schlupfwinkel auf Tortuga ausräuchern und damit weitere Zeichen setzen. So wahr mir Gott helfe.“

      Logbucheintragung vom 15. November 1598.

      Seit einer Woche wurde an der „Aguila“ gearbeitet. Zimmerleute befreiten das Unterwasserschiff von Muscheln und Algenbewuchs und klopften es auf morsche Planken ab. Wo sie mit ihrer Arbeit fertig waren, begann das Kalfatern. Der Geruch von heißem Teer und Pech lag ständig in der Luft.

      César Garcia beaufsichtigte die Arbeiten, als Don Alfonso de la Vega, ein Freund und langjähriger Handelspartner, vor der auf dem Trockenen liegenden Galeone erschien.

      „César!“ Freudig breitete Don Alfonso die Arme aus. „Ich bin erst heute von einer längeren Fahrt zurückgekehrt. Die Jagd auf den Seewolf ist ja nun wohl beendet, aber ist das ein Grund, seine Freunde zu vergessen? Ich warte seit Wochen vergeblich auf die versprochene Ware.“

      César Garcia kniff die Brauen zusammen und legte die Stirn in Falten. Wenn Don Alfonso Ware sagte, meinte er schwarze Sklaven.

      „Sechzig Männer und Frauen habe ich dir geschickt“, sagte Garcia. „Mag sein, daß nur fünfzig eingetroffen sind, aber das ist bestimmt kein Grund für Vorhaltungen.“

      Don Alfonso de la Vega zuckte mit den Schultern. „Bei mir wurde keine Ware angelandet.“

      „Ungefähr vier Wochen ist es her. ‚Isabella‘ hieß die Galeone, der ich das schwarze Pack übergab, ein schlankes, eigenwillig gebautes Schiff, eigentlich nicht zu übersehen.“

      „Nein“, sagte Don Alfonso.

      „Dieser verfluchte Hund“, schnaubte Garcia. „Ich habe ihm von Anfang an mißtraut. Ich hätte es wissen müssen.“

      Trotz der bitteren Nachricht, die der Verlust von fünfzig kräftigen Sklaven für ihn bedeutete, begann de la Vega zu grinsen.

      „Wie ich dich kenne, wirst du die ‚Isabella‘ mit Mann und Maus versenken.“

      Der Kapitän vollführte eine unwillige Handbewegung. „Ich werde mich an Don Julio de Vilches schadlos halten“, sagte er grollend.

      De la Vegas Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

      „Köstlich“, sagte er. „Ein Sonderbeauftragter Seiner Majestät entführt unsere Sklaven. Am besten, wir vergessen die Angelegenheit, bevor wir uns die Finger verbrennen.“

      „O nein.“ Garcia brauste prompt auf. „Ich denke nicht daran, vor de Vilches zu Kreuze zu kriechen.“

      „Soviel ich weiß, ist der Sonderbeauftragte mit der ‚Casco de la Cruz‘ und geheimem Ziel in See gegangen.“

      César Garcia hatte sich in Rage geredet. „Das geheime Ziel war ein Konvoi von Schatzschiffen aus der Neuen Welt. De Vilches führt sie nach Irland, aber frag mich nicht, warum, ich begreife es selbst nicht.“ Er hielt kurz inne. „Bist du sicher, daß er nur mit einem Schiff aufgebrochen ist?“

      „Ich habe die ‚Casco de la Cruz‘ mit eigenen Augen gesehen. Ein verflucht schwer armierter Brocken, der sogar deiner ‚Aguila‘ einiges voraus hat.“

      „Kennst du Don Julio persönlich?“

      „Nein. Warum fragst du?“

      „Weil da drei Schiffe waren, aber keins, auf das deine Beschreibung paßt.“

      Don Alfonso de la Vega konnte nicht anders, er lachte, bis ihm Tränen in den Augen standen. Daß César Garcia jeden Augenblick vor Wut platzen könnte, störte ihn nicht im geringsten.

      „Du glaubst doch nicht im Ernst, Schnapphähne hätten sich der Schatzschiffe bemächtigt?“ Don Alfonso lachte schon wieder. „Das – das ist köstlich. Ein ganzer Konvoi – nein, mein Lieber, das ist ausgeschlossen, und das solltest gerade du wissen.“

      Garcia beherrschte sich nur noch mühsam. „Die Sache stinkt zum Himmel“, behauptete er und dachte dabei an Don Ricardo de Mauro y Avila, den Generalkapitän des Konvois. Sie waren als Nachbarskinder aufgewachsen. Während ihrer kurzen Begegnung auf See hatte Don Ricardo seine Zweifel an der Richtigkeit des königlichen Befehls geäußert, die Schatzschiffe nach Irland zu segeln. Aber es waren eben schwere Zeiten.

       „… niemand weiß etwas, sogar die Admiralität hüllt sich in Schweigen. Dabei handelt es sich nicht um einen Holzfrachter, dem keiner eine Träne nachweinen würde, sondern um sage und schreibe zehn Schatzgaleonen aus der Neuen Welt, beladen mit Gold und Silber in unschätzbarem Wert. Don Ricardo würde niemals etwas billigen, was den Interessen Spaniens zuwiderläuft, davon bin ich überzeugt, aber mir gibt das Verschwinden der Sklaven zu denken. Wohin wurden sie gebracht, wo finde ich die ‚Isabella‘ – und vor allem: Wie ist es möglich, daß aus einer Kriegsgaleone jene drei seltsamen Schiffe wurden, die den Konvoi begleiteten? Wenn ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen hätte!“

      Auszug aus einer Logbucheintragung vom 23. November 1598.

      „Endlich! Admiral Mendez hat heute meine Fragen beantwortet. Ausschlaggebend war die Nachricht, die in den Mittagsstunden Cádiz erreichte: Die ‚Casco de la Cruz‘ unter dem Kommando von Julio de Vilches wurde vor Mauretanien versenkt – von der Mannschaft eines Schiffes, bei dem es sich der Beschreibung nach nur um die ‚Isabella‘ gehandelt haben kann.

       Noch habe ich Mühe, die Zusammenhänge zu verstehen. Meine Sklaven stammten aus Mauretanien – kann jemand so verrückt sein, ihnen die Freiheit wiederzugeben? Aber warum sonst hätte die ‚Isabella‘ den Konvoi verlassen und so weit nach Süden segeln sollen?

      Und die ‚Casco de la Cruz‘? Admiral Mendez gibt endlich zu, daß Don Julio de Vilches mit seiner Kriegsgaleone Befehl hatte, vor Santa Cruz de Tenerife den Geleitzug aus ursprünglich elf Schatzschiffen in Empfang zu nehmen. Das Ziel war allerdings nur Don Julio bekannt.

      Die Überlebenden der ‚Casco de la Cruz‘ werden von der Admiralität seit ihrem Eintreffen in Cádiz getrennten Verhören unterzogen. Ihre Aussagen scheinen alle auf das gleiche hinauszulaufen. Demnach wurde Don Julio von Beauftragten des Generalkapitäns um Hilfe ersucht, da der Konvoi angeblich angeschlagen und wegen widriger Winde zu den Kapverden getrieben worden sei.

      Noch etwas habe ich erfahren: Don Julio de Vilches war ein baumlanger, dürrer alter Mann mit grauen Haaren, magerem Gesicht und unzähligen Falten. Der Mann, den ich als Don Julio kennenlernte, war zwar ebenfalls ein Riese, aber breitschultrig und kräftig, er hatte schwarzes Haar und eisblaue Augen und ist wohl im besten Mannesalter.

       Um Klarheit zu erhalten, hat Admiral Mendez einen berittenen Boten zum Hof König Philipp III. gesandt. Wir werden hoffentlich bald erfahren, in welchen Hafen die Schatzschiffe befohlen wurden.“

      Logbucheintragung vom 29. November 1598.

       4.

      „Bei allen Göttern Hindustans, dieser


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