Seewölfe Paket 34. Fred McMason

Читать онлайн книгу.

Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


Скачать книгу
sich der Kerl mitsamt seinen dämlichen Soldaten zum Teufel scheren. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.“

      „Genau das habe ich auch vor.“

      Garcia wurde wieder ungeduldig. Er scheuchte ein paar Leute hin und her und befahl dem Stückmeister, alle ausgerannten Kanonen noch einmal genau zu überprüfen. Nachdem er für erheblichen Wirbel gesorgt hatte, trat er näher.

      „Statt hier Plaudereien zu veranstalten, sollten Sie sich lieber noch mal von der Funktionstüchtigkeit Ihrer Stücke überzeugen, Ruthland“, sagte er schroff. „Große Reden helfen uns nicht weiter, wenn es zur Sache geht. Mit Ihren kleinen Kanonen – oder Kanönchen – erzielen Sie ohnehin keine große Wirkung, deshalb sollten sie wenigstens einwandfrei in Ordnung sein.“

      Francis Ruthland fuhr gereizt herum.

      „Wir sind feuerbereit, Spanier! Das habe ich vorhin bereits betont. Sie können sich Ihre verächtlichen Bemerkungen sparen. Ich weiß, was ich zu tun habe. Mir wird kein Fehler unterlaufen. An Bord meines Schiffes ist alles in Ordnung.“

      „Bis auf die Kundschafter“, höhnte Garcia. „Von denen fehlt noch immer jede Spur. Vielleicht haben sie sich vor lauter Angst einfach mit der Jolle abgesetzt.“

      Ruthland lief rot an, verkniff sich aber eine Bemerkung, um den Disput nicht auf die Spitze zu treiben. Er war angespannt und fahrig, denn das, was ihnen bevorstand, war beileibe kein Spaziergang. Sie würden auf einen Gegner treffen, vor dem er insgeheim zitterte, der sich mit allen Mitteln zur Wehr setzte und seine Krallen zeigte. Daß diese Krallen unglaublich scharf waren, wußte Ruthland.

      Er blickte Garcia von der Seite her verstohlen an und versuchte eine Gemütsregung zu erkennen. Aber das Gesicht des kleinwüchsigen Spaniers blieb ausdruckslos bis auf seine Augen. Darin sah Ruthland es immer wieder kurz aufblitzen. Garcia schien darauf zu brennen, seinen Gegner endlich stellen zu können.

      Die Viertelstunde war fast verstrichen.

      Ruthland nahm noch einmal das Spektiv und warf einen langen Blick in die Runde. Es war jetzt so hell geworden, daß sich mühelos alle Einzelheiten erkennen ließen.

      Von seinen Spionen war nichts zu sehen, und so drückte er den Kieker wütend einem Mann in die Hand.

      Garcias Lächeln war überheblich und höhnisch. Wenn er Ruthlands Kerle ansah, verkniff er sich nur mühsam ein verächtliches Grinsen. Die waren fast alle bärtig und wirkten schmutzig.

      Seine Kerle dagegen waren aus Eisen. Er hatte sie auch mit größter Härte geformt. Die Decks waren blitzsauber und stets aufgeklart, und seine Männer waren glattrasiert und trugen tadellose Kleidung, was man von den anderen nicht gerade behaupten konnte. Schon die Brustpanzer seiner Leute wirkten furchteinflößend, und er hatte dafür gesorgt, daß auf jedem Brustpanzer der Name „Aguila“ eingraviert war.

      Somit unterschieden sich seine Leute wesentlich von den wilden und bärtigen Gesellen, die außerdem keine Disziplin hielten, sonst wäre das mit der Jolle seiner Ansicht nach nicht passiert.

      „Die Zeit ist abgelaufen“, schnarrte er. „Wir segeln los. Nach erfolgreicher Operation kehren wir in die Bucht zurück und gehen daran, die Siedlung Esperanza weiter auszubauen und zu befestigen. Ich habe keine Lust mehr, auf die beiden Trottel zu warten. Jede Minute Vorsprung hilft dem Seewolf und verschafft uns Nachteile.“

      Abrupt drehte sich Garcia um und gab Befehle.

      Lefray grinste verächtlich hinter ihm her.

      „Wenn alles vorbei ist, kann der Don seine Siedlung allein ausbauen und befestigen“, sagte er hämisch. „Wir verschwinden nach erfolgreicher Mission.“

      „Genau dann, wenn der Kerl für uns die Kastanien aus dem Feuer geholt hat“, sagte Ruthland. „Dann nichts wie weg. Los, purr die Kerle jetzt auf Stationen, Hugh.“

      Innerhalb kurzer Zeit herrschte an Bord beider Schiffe ein emsiges Treiben.

      Die Anker wurden gelichtet, Segel gesetzt. Der Wind füllte sie nur schwach, und mit ebenso schwacher, anfangs kaum merklicher Fahrt, segelten Galeone und Karavelle aus der Bucht.

      Als sie den Tapti erreichten, gerieten sie in die leichte Strömung, und die Fahrt wurde etwas schneller.

      Sie segelten flußabwärts und hatten noch ein schwieriges Manöver zu bewältigen, um in die andere Bucht zu gelangen. Da wurde von ihnen noch einmal alles an seemännischem Können gefordert.

      Nachdem die Arwenacks mit vereinten Kräften an das Abholzen der Passage gegangen waren, zeigte sich auch bald der erste Erfolg.

      Ein Teil der Mangroven schwamm wie Treibgut im Wasser der Bucht herum. Es sah aus wie nach einer kleinen Schlacht.

      Ein Stück der Passage war frei, und so konnten sie bald daran denken, die Schebecke hindurchzubringen.

      Sie schufteten im Schweiße ihres Angesichts und lichteten den undurchdringlichen Verhau immer mehr.

      „Bald haben wir es geschafft“, sagte Batuti. „Wenn wir so weiter arbeiten, sind wir in einer knappen Stunde fertig.“

      „Wird auch höchste Zeit“, meinte Luke Morgan. „Lange wird der Besuch nicht mehr auf sich warten lassen.“

      Auf der Schebecke standen Old O’Flynn und Will Thorne. Beide suchten ständig mit Spektiven den oberen Verlauf des Tapti ab. Die Mastspitzen der beiden Schiffe würden ihre Annäherung lange vorher verraten.

      „Da bewegt sich etwas“, sagte der alte Segelmacher zu Old Donegal. „Oben, an der Flußkrümmung taucht etwas auf.“

      Old Donegal stierte sich die Augen aus und nickte aufgeregt.

      „Tatsächlich, da ist ein Mast zu erkennen.“

      Er wollte sich aber erst ganz genau vergewissern, ehe er die anderen wahrschaute.

      Hinter der Flußbiegung, noch verborgen durch den Dschungel, bewegte sich etwas, das aussah wie ein langer, blattloser Baumstamm. Zwischen einer Lücke wurde der Teil eines gelohten Segels sichtbar, dann tauchte auch der zweite Mast auf.

      Old O’Flynn wetzte zum Schanzkleid, steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus.

      „Wahrschau!“ brüllte er. „Unser Besuch ist in Anmarsch! Sie sind noch hinter der Flußbiegung.“

      Hasard sah, wie Donegal aufgeregt winkte und verstand auch jedes Wort, das er sagte.

      „Aufhören!“ befahl er knapp. „Es ist soweit. Alles zurück zum Schiff, aber in geordneter Formation, wenn ich bitten darf. Wir müßten es jetzt schaffen, die Schebecke durchzubringen.“

      Es gab keine überhastete Eile und auch keine Unruhe. Sie ließen nur Äxte, Beile und Sägen liegen, um durch das Werkzeug nicht behindert zu werden.

      Innerhalb kurzer Zeit waren sie alle in den Jollen und pullten an Bord zurück.

      Jeder wußte genau, was er zu tun hatte. Es war schon lange vorher in allen Einzelheiten besprochen worden.

      Etliche Arwenacks enterten an Bord auf. Die anderen blieben in den vorgespannten Jollen, um die Schebecke zu ziehen. Ein paar gingen an die großen und langen Riemen, mit denen die Schebecke gepullt werden konnte. Batuti und Bob Grey drückten das Schiff mit Bootshaken von den Stelzwurzeln ab, bis es frei schwamm.

      „Wir können nur mit zwei Kanonen feuern“, sagte Hasard ruhig. „Mehr stehen uns in der derzeitigen Position nicht zur Verfügung, wenn wir nicht die Breitseite zeigen wollen. Wir bleiben also in dieser Position. Die Kerle werden es nicht leicht haben, einfach in die Bucht zu segeln. Ich nehme an, daß sie sofort feuern, sobald sie uns gesichtet haben. Wir schießen einen Brandsatz ab, und zwar einen gebündelten. Al und Ferris übernehmen das.“

      Ferris Tucker und Al Conroy holten den vorbereiteten Brandsatz aus dem Pulvermagazin. Es waren sechs Stück, zu einer kompakten „Bombe“ gebündelt, die Garcia und Ruthland das Fürchten lehren sollte. Wenn dieses Ding richtig traf, hatten sie die ersten Schwierigkeiten bereits


Скачать книгу