Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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Die Karavelle segelte dicht hinter der stark armierten Galeone, beide Schiffe wuchsen über den Tapti hinaus und wurden immer größer. Man konnte auch sehen, daß sie alle Rohre ausgerannt hatten.

      „Haltet das Schiff mit den Riemen so, daß wir ihnen das Heck zeigen“, sagte der Seewolf. „Und nun pullt langsam los. Das gilt auch für die Männer in den Jollen.“

      Die Boote zogen langsam an. Von Bord aus wurde ebenso langsam mit den Langriemen gepullt. Die Schebecke wirkte jetzt wie eine kleine Galeere, die stehend gerudert wurde.

      „Recht so“, sagte Hasard, als die Mastspitzen immer größer wurden. „Diesen Kurs beibehalten.“

      „Hoffentlich langt das“, sagte Ben zweifelnd. „Von hier aus sieht die Passage doch verdammt schmal und eng aus.“

      „Es wird reichen, Ben. Ein paar Mangroven werden wir bei unserer Fahrt noch beiseite fegen. Wir müssen nur darauf achten, daß die Langriemen rechtzeitig eingeholt werden, damit sie in den Wurzeln nicht hängenbleiben.“

      Ferris und Al Conroy hatten die „Bombe“, wie sie sie kurzerhand nannten, in die Abschußvorrichtung geschoben. Glimmende Lunten lagen bereit.

      Der Schiffszimmermann prüfte den Wind.

      „Hervorragend“, sagte er. „Wichtig ist nur, daß wir den Kurs nicht ändern, sonst fliegt das Ding vorbei und alle unsere Mühe war vergebens. Was hältst du von dem Schußwinkel, Al?“

      „Der stimmt“, erwiderte Al Conroy. „Wenn sich nichts ändert und die Galeone in die Bucht einläuft, kriegen sie das Ding verpaßt. Es dürfte etwa zwanzig Yards über den Masten explodieren, und das ist genau die richtige Höhe.“

      „Kurs genau halten“, schärfte Hasard den Arwenacks noch einmal ein. „Keine Abweichung. Schön langsam pullen.“

      Jeder wußte, worauf es ankam. Die Leinen der Jollen hingen ein wenig durch, spannten sich dann wieder und berührten das Wasser. Oben an Deck wurde in gleichmäßigem Takt gepullt. Die Männer taten das so ruhig und gelassen, als hätten sie alle Zeit der Welt.

      Die Passage rückte langsam näher. Immer noch bezweifelten einige, ob die Schebecke durch die Lücke zu bringen sei.

      Von allen Seiten ragten die mörderischen Wurzeln ins Wasser. Wenn sie daran hängenblieben, mußte sich die Schebecke zwangsläufig drehen und quertreiben.

      Inzwischen hatten sich die beiden Gegner der Bucht genähert.

      Garcia fuhr mit der Galeone ein riskantes und waghalsiges Manöver. Er wendete schon oberhalb der Einfahrt und beschrieb mit der „Aguila“ einen weiten Bogen. Auch Ruthland holte jetzt zu diesem Bogen aus. Er befand sich etwa hundert Yards hinter der Galeone.

      Das Manöver gelang hervorragend, wie Hasard neidlos anerkennen mußte, obwohl es sehr schwierig war. Der „Giftzwerg“, wie die Arwenacks den spanischen Capitán nannten, hatte die Schebecke jetzt entdeckt und wartete gelassen, bis er in Schußposition war.

      Der Bug schwang langsam herum, und auf der Backbordseite blitzte es am Vorschiff dreimal hintereinander grell auf.

      Die Absicht war klar. Garcia wollte die Breitseite an Backbord abfeuern, mit dem Bug wieder abfallend in die Bucht segeln, und dann die andere Seite einsetzen. Dieses Vorhaben mußte möglichst gleich auf Anhieb gelingen, denn er konnte in der Bucht keine großen Manöver durchführen. Zum einen fehlte ihm dazu der nötige Wind, zum anderen war der Raum begrenzt, auf dem er operieren konnte.

      Anschließend, so nahm Hasard an, würde Ruthland in die Lücke vorstoßen und seine Stücke einsetzen.

      Die Ruhe in der Bucht wurde jäh gestört. Ein paar kreischende Affen schwiegen entsetzt, als der Krach begann.

      Drei brüllende Feuerzungen rasten aus den Rohren. Dichter Qualm wölkte auf, dem wilder Donner folgte. Gefährlich nahe schwang das Heck der Galeone am Ufer vorbei. Im Kielwasser war ein rasender Wirbel zu erkennen.

      Garcia hatte in seinem Eifer zu früh gefeuert. Alle drei Kugeln donnerten in die Mangroven und hieben ein paar Wurzeln auseinander, die nach allen Seiten davonflogen.

      Morast und Dreck spritzten auf. Dicker, schwarzer Schlamm wurde zur Seite geschleudert. Die Bucht hallte wider von den röhrenden Abschüssen der Kanonen.

      Zu diesem Zeitpunkt nahm auch Ruthland Kurs auf die Bucht und schor hinter dem Heck der Galeone ebenfalls auf den Kurs ein. Aber dessen seemännische Qualitäten ließen etwas zu wünschen übrig.

      Carberry sah es mit tiefer Genugtuung.

      „Ein Affenarsch ist und bleibt ein Affenarsch“, sagte er drastisch. „Der versengt sich jetzt das Heck.“

      Es beeindruckte sie nicht sonderlich, daß ihnen die Kugeln um die Ohren flogen. Sie pullten unverdrossen weiter und hatten beide Schiffe genau im Blickfeld, wenn auch etwas seitlich versetzt. Jetzt wurde es allerdings kritisch, als die „Aguila“ weiter herumschwang.

      Da geschah das, was Carberry vorhergesehen hatte.

      Ruthland kriegte Berührung mit dem Uferstreifen aus Mangroven und dichtem Verhau, der am äußeren Eingang der Bucht bis ins Wasser ragte.

      Die „Ghost“ empfing einen harten Schlag, und auf den Schreck hin begannen einige Kerle nervös und aufgeregt zu feuern.

      Die Kugeln, die sie abfeuerten, hätten fast die Galeone getroffen, so dicht zischten sie vorbei. Geschrei und Gebrüll waren zu hören, als die „Ghost“ aus dem Ruder lief und mit killenden Segeln schräg versetzt der Galeone folgte.

      Sie driftete ab und wurde nur sehr mühsam wieder abgefangen. Aber da befand sie sich bereits in einer Position, die den Arwenacks vorerst nicht mehr gefährlich werden konnte.

      Acht weitere Stücke spien ihr tödliches Eisen aus. Aus dem unteren Batteriedeck lösten sich ebenfalls vier rötliche Feuerzungen und hüllten die Galeone in dichten Rauch ein.

      In der Bucht rumorte und brüllte es wie bei einem mittelschweren Erdbeben.

      Die Arwenacks zogen die Köpfe ein, als es heiß und fauchend über sie hinwegorgelte. Im Dschungel schlug es erneut mit elementarer Wucht ein. Eine Palme wurde geknickt, zwischen den Mangroven stiegen schmutzige Säulen auf.

      Die Passage war nur noch wenige Yards entfernt.

      „Weiterpullen!“ schrie Hasard durch den wilden Lärm.

      Zwei Kugeln rasten über die Ruderer auf der Schebecke. Sie lagen so dicht, daß die Arwenacks den Luftzug spürten.

      Eine dritte schlug ein und traf das Schanzkleid. In einem wüsten Splitterregen barst ein Teil auseinander und wirbelte davon.

      „Jetzt“, sagte Ferris in aufreizender Ruhe. „Jetzt ist der günstigste Zeitpunkt für unsere Antwort.“

      Hasard nickte ihm zu und sah abwechselnd zu der Galeone und dann wieder zur Karavelle, die sich abmühte, nicht noch weiter aus dem Ruder zu laufen.

      Er wandte den Blick ab, als er ein wildes Zischen hörte.

      Ferris Tucker hatte den gebündelten Brandsatz gezündet, der jetzt wie eine Horde kreischender Affen losstob.

      Er raste in die Bucht, hinterließ eine grauweiße Rauch- und Qualmwolke und tobte unter höllischer Geräuschentwicklung ein kurzes Stück in den morgendlichen Himmel.

      Auf der Galeone vergaßen sie für einige Augenblicke das Feuern, und dann vergaßen sie es ganz, weil sie dazu nicht mehr in der Lage waren.

      Der gebündelte Brandsatz hatte seinen Kulminationspunkt erreicht und barst über der Galeone mit einem ekelhaft lauten und schmerzenden Geräusch auseinander.

      Die ganze Palette chinesischer Feuerwerkskunst brannte schlagartig ab. Es war ein schönes und schauriges Bild zugleich.

      Die „Pfirsichbäume“ strebten auseinander und glühten in der Luft in allen Farben auf. Rote, grüne, goldene und grellweiße Sterne zerplatzten in einem wilden Regen und ergossen sich auf die Galeone


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