Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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nicht wahr sein.“

      Der Erste Offizier sah den Haß in den Augen seines Capitáns. Er selbst blieb kühl und gelassen, doch der despotische Garcia ereiferte sich immer mehr. Er tat zwei schnelle Schritte nach vorn, als könne er dadurch die Schebecke an ihrer Flucht hindern. Molina fiel auf, daß sogar – seine Hände vor Aufregung zitterten.

      Drei brüllende Abschüsse waren zu hören. Der Qualm drang in einer dichten Wolke bis aufs Oberdeck.

      Garcia wedelte mit der Hand durch die Luft und stürzte ans Schanzkleid. Dann riß er ganz plötzlich die Arme hoch und stieß einen unterdrückten Schrei des Triumphes aus.

      Zwei Kugeln rasten über die Köpfe der Ruderer, die instinktiv das Genick einzogen. Die dritte Kugel traf. Sie schlug ins Schanzkleid ein und ließ einen wilden Splitterregen hochfliegen.

      „Volltreffer!“ brüllte Garcia. „Jetzt ist es aus mit den Bastarden! Sie fahren zur Hölle!“

      „Kein Volltreffer, Capitán“, korrigierte der Erste mit kühler Sachlichkeit. „Es ist nur ein unbedeutender Schaden entstanden.“

      „Wollen Sie mich etwa belehren, Molina?“

      „Ich stelle lediglich eine Tatsache fest, mehr nicht.“

      Garcia winkte ärgerlich ab. Am Schanzkleid drehte er sich um und sah zur „Ghost“ hinüber, während im unteren Batteriedeck zwei schwere Stücke losböllerten.

      „Dieser hirnlose Idiot von einem Engländer!“ tobte er. „Der Kerl ist absolut unfähig zum Handeln. Statt uns zu unterstützen, wie es besprochen war, drückt sich dieser Mensch in einer Ecke herum, wo er absolut nichts zu suchen hat. Sehen Sie sich das mal an!“

      Die „Ghost“ bot einen jämmerlichen Anblick, als sei sie in der Bucht gestrandet. Dadurch, daß sie Heckberührung mit dem Ufer hatte, war sie aus dem Ruder gelaufen. Das Focksegel bewegte sich nicht mehr und hing schlaff von der Rahrute. Das restliche Tuch bewegte sich zwar noch, aber zu leicht, um noch Vortrieb zu erzeugen. Er konnte die „Ghost“ abschreiben, denn die war so gut wie manövrierunfähig.

      Die Rohre brüllten noch einmal auf, aber Treffer waren nicht zu verzeichnen. Die Schüsse lagen zu kurz und schlugen wiederum in die Mangroven ein, die allmählich zu Kleinholz verarbeitet wurden.

      Garcia mußte sich selbst eingestehen, daß er sich den Überfall völlig anders vorgestellt hatte, als er jetzt ablief. Er hatte mit keinen Widrigkeiten gerechnet. Auf gar keinen Fall hatte er miteinkalkuliert, daß es in der Bucht ein Schlupfloch gab, durch das der Seewolf entwischen konnte.

      Es schien so, als habe dieser das Schlupfloch auch erst viel später entdeckt und es vergrößert. Was dahinter lag, das wußte Garcia nicht. Es konnte eine sumpfige Bucht oder ein weiterer Nebenarm des Tapti sein. Er hatte das dumpfe Gefühl, als würde er es auch nie mehr erfahren. Das war so eine dunkle Ahnung tief in seinem Inneren.

      „Der kann uns nicht mehr helfen“, sagte Molina nach einem schnellen Blick und meinte damit Ruthland und seine Männer, die nicht wußten, was sie tun sollten. Die meisten standen an Deck herum und starrten hilflos auf die Planken. Oder sie sahen zur Schebecke, die jetzt mit den Mangroven zu verschmelzen schien.

      Ruthland selbst brüllte zwar Befehle, doch in dem krachenden Donner der Abschüsse verloren sie sich oder wurden nicht verstanden.

      An Bord der Kriegsgaleone ging es noch diszipliniert und relativ ruhig zu. Alle Männer waren auf ihren Posten. Doch das änderte sich von einem Augenblick zum anderen, als auf der Schebecke der Seewölfe etwas Eigenartiges geschah.

      „Was tun die da?“ fragte Garcia seinen Ersten. „Sie rennen auf dem Achterdeck, wie aufgescheuchte Hühner rum. Können Sie etwas erkennen, Molina?“

      Durch den wabernden Rauch, vermischt mit dünnen Nebelschwaden, war nicht viel zu sehen. Wie ein schwacher Schleier hing der Qualm vor der Galeone und trübte den Blick auf das Geschehen.

      Der Erste bemühte sich, etwas zu erkennen. Auf dem Achterdeck der Schebecke kokelte es.

      „Nicht genau, Capitán. Es scheint, als qualme dort etwas stark – oder glimme sogar. Mehr kann ich nicht sehen. Aber etliche Männer haben sich um die Stelle geschart.“

      „Durch unseren Treffer wird ein Feuer ausgebrochen sein“, bemerkte Garcia zufrieden. „Jetzt versuchen sie es zu löschen.“

      Auf der Galeone wurde nachgeladen. Garcia wollte noch eine günstigere Schußposition erreichen, deshalb ließ er das Feuer für einen Augenblick einstellen, obwohl noch etliche Rohre feuerbereit waren.

      Undeutlich sah er, wie auf der Schebecke ein paar Männer eilig auseinandergingen und sich von der glimmenden und qualmenden Stelle in auffallender Hast entfernten.

      Garcia stierte regelrecht zu der Schebecke hinüber. Sein Griff an den etwas faltig wirkenden Hals war typisch für ihn. Das tat er immer, wenn er über etwas im unklaren war. Molina hatte das häufig beobachtet. Es schien eine Geste der Hilflosigkeit zu sein.

      Drüben wurde die Rauchentwicklung stärker. In der Luft lag ein eigentümliches Zischen. Mit fauchenden Geräuschen stieg etwas von dem Achterdeck des englischen Schiffes in den Himmel auf.

      Dieses Etwas knatterte und pfiff und stieß schrille Heultöne aus, die entsetzlich laut über die Bucht hallten.

      Die Spanier starrten wie gebannt nach oben, als das Etwas rasend schnell in die Morgenhimmel stieg. Hinter sich zog es einen leuchtenden und qualmenden Schweif her. Das Ding erreichte eine erstaunliche Höhe, bevor es sich langsam senkte. Es schien jetzt in großer Höhe genau über der Galeone zu schweben.

      Garcia verspürte trotz der morgendlichen Schwüle und Wärme ein Frösteln über seinen Körper laufen.

      Sehr fahrig und mit offenem Mund griff er wieder an seinen Hals.

       2.

      „Was ist das?“ fragte er tonlos. Für Sekunden hatte er die Schebecke samt den Engländern vergessen.

      Er erhielt keine Antwort, denn Molina hatte ebenfalls nicht die geringste Ahnung, was sich über ihren Köpfen zusammenbraute. Er hatte so etwas noch nie in seinem Leben gesehen. Der Satan selbst schien sich unter bestialischer Geräuschentwicklung in die Lüfte geschwungen zu haben, um sein höllisches Konzert zu spielen.

      Sie zuckten alle erschrocken zusammen, als sich in der Luft ein mehr als ungewöhnlicher Vorgang abspielte.

      Plötzlich hatte der Himmel alle Farben, die sich nur denken ließen. Es gab mehrere ungeheuer laute Explosionen. Danach schossen blutrote Flammenzungen auf die Galeone zu. Ihnen folgten grüne Sterne, die blitzartig auseinanderbarsten und abregneten. Dazwischen heulte und pfiff es grell.

      Blut schien vom Himmel zu regnen, blutiges Feuer. Lange Schweife, die offenbar lichterloh brannten, prasselten auf das Deck oder rasten brüllend in die Segel.

      Weiteres infernalisches Dröhnen peinigte die Dons, die schlagartig ihre Ruhe und Beherrschung verloren. Eine von jäher Angst gepeitschte Mannschaft begann ziellos hin und her zu rennen. Oftmals geübte Handgriffe oder Deckungsmöglichkeiten vor dem verheerenden Feuer wurden vergessen und übersehen, als wäre niemals jemand damit vertraut gemacht worden.

      Es herrschte nur noch Chaos, Gebrüll und Geschrei – und grenzenlose Angst vor dem Unbekannten.

      Es verfiel auch niemand auf die Idee, daß dieses fürchterliche Feuer von den Seewölfen stammen könnte. Viele hielten es für eine plötzliche und unerklärliche Naturkatastrophe. Die meisten schoben es in ihrer abergläubischen Furcht auf ein Machwerk des Teufels.

      Auf die Planken der Galeone fielen winzige Kugeln, die sich sofort mit ungeheurer Gier ins Holz fraßen und es qualmen ließen. Selbst in den feuchten und klammen Segeln begann es zu schwelen.

      Nochmals erfolgten kleinere Explosionen, ein dunkler Rauchpilz breitete sich auf dem Schiff aus. Überall zuckten jetzt Flammen aus dem Nichts auf. Der dunkle Rauchpilz,


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