Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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wir endlich Ruhe haben“, murmelte Al. „Im offenen Kampf trauen sich die Halunken ja nicht an uns heran, und schließlich müssen wir uns zur Wehr setzen.“

      „Wir könnten auch ein Kommando zusammenstellen“, schlug Carberry vor, „das auf der linken Seite durch den Dschungel pirscht. Vom Land aus könnten wir sie mit Musketen unter Feuer nehmen.“

      Hasard überlegte und schüttelte dann den Kopf.

      „Das würde uns zu lange aufhalten, Ed, und bedeuten, daß wir weitere Männer abstellen müßten. Auf diese Weise werden wir mit den Arbeiten überhaupt nicht mehr fertig.“

      Auf der Karavelle hatten sich jetzt etliche bärtige Typen um die kleinen Kanonen geschart. Ihre Absicht war unverkennbar. Sie wollten durch die Bresche in den Mangroven feuern, in der Hoffnung, ein paar Treffer zu erzielen.

      Hasard ließ das ziemlich kalt. Wenn die Burschen zu lästig wurden oder womöglich doch einen Treffer anbrachten, würden sie einen Brandsatz zurückfeuern. Ruthland würde sich dann gut überlegen, ob er seine feigen Angriffe aus dem Hinterhalt fortsetzte.

      Al Conroy, dem über die Hinterhältigkeit der Engländer die Empörung im Gesicht geschrieben stand, war schon dabei, das Abschußgestell neu einzurichten. Währenddessen arbeiteten etliche andere Arwenacks an dem Ruder und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.

      Der Treffer im Schanzkleid war nicht so wichtig. Ein Teil war zwar durchschlagen worden, doch das beeinträchtigte die Seetüchtigkeit der Schebecke nicht. Tucker hatte die Beschädigung ohnehin als ein „etwas groß geratenes Speigatt“ bezeichnet.

      Hasard sah einen grellen Funken an Deck der Karavelle.

      „Achtung! Sie feuern!“ rief er.

      Es gab eine lange Stichflamme, ein Rauchwölkchen und eine Sekunde nach dem Aufblitzen einen dumpfen Knall.

      Ein Dreipfünder heulte durch die Luft. Die Kerle beugten sich vor, um den Einschlag der Kugel besser erkennen zu können.

      Der Dreipfünder raste durch die Bresche, riß eine Stelzwurzel von einer Mangrove und wurde dadurch abgelenkt. Rauchend klatschte er ins Wasser neben der schmalen Durchfahrt. Eine kleine Säule sprang hoch.

      „Fliegendreck“, knurrte Carberry verächtlich. „Die müssen sich erst noch einschießen, diese Banausen.“

      Der zweite Dreipfünder wurde auf der „Ghost“ gezündet. Lautlos blitzte es auf, gleichzeitig erschien das Qualmwölkchen, und einen Lidschlag später war erst der Knall zu hören. Fast gleichzeitig mit dem Knall klatschte die Kugel etwa sechzig Yards vor der Schebecke ins Wasser der Bucht und wirbelte es auf.

      Drüben war Gebrüll zu hören, als hätten die Kerle einen großen Sieg errungen. Einige rissen die Arme hoch.

      Die abgefeuerten Stücke wurden nachgeladen. Ein Mann beugte sich über das Rohr und peilte darüber hinweg. Dann korrigierte er das Geschütz mit Geschrei und gestenreichen Bewegungen.

      Der dritte Schuß war ein Fünfpfünder. Der Mann, der die Kanone ausrichtete, mußte einen schlechten Tag erwischt haben. Die Kugel fuhr in den Wedel einer großen Palme und rauschte danach weiter in den Dschungel, wo sie eine kleine Bresche schlug. Ein paar unreife Kokosnüsse fielen herab, begleitet von ein paar Wedeln.

      Diesmal riß keiner die Arme hoch. Nach dem Knall war es sehr ruhig geworden. Diese Stille wurde von Old O’Flynns schadenfrohem Gelächter durchbrochen. Wenn Old Donegal dieses höllische Gelächter ausstieß, hörte es sich an wie das Meckern eines Ziegenbocks.

      Den Kerlen drüben mußte ein Schauer über die Rücken laufen. Aber das meckernde Gelächter versetzte sie in Wut.

      Als es verebbte, wurde wieder gefeuert. Ein erneuter Fehlschuß, überhastet abgefeuert, ließ Old Donegal wieder laut losbrüllen.

      „Mehr Steuerbord!“ brüllte der Profos hinüber. „Und gleichzeitig etwas weiter voraus, sonst trefft ihr nie!“

      Bis auf etwa dreißig Yards schoß sich Ruthland ein. Keine seiner Kugeln erreichte die Schebecke. Er zauberte lediglich ein paar Säulen aus dem Wasser.

      Danach schwiegen die Rohre für eine Viertelstunde. Drüben berieten sie jetzt, wie sie ein paar Treffer anbringen konnten. Sie kamen jedoch an dem Wrack nicht vorbei und konnten sich nicht weiter der engen Durchfahrt nähern. Das Wrack gestattete keine Bewegungsmöglichkeit.

      Als die Viertelstunde um war, wurde aus dem ersten Rohr wieder ein Dreipfünder abgefeuert. Sie hatten das Geschütz unterkeilt und schossen jetzt in einem steilen Winkel.

      Von der Schebecke aus konnte man die Kugel sehen, wie sie in den Himmel stieg, ihre Gipfelhöhe erreichte und dann nach unten sauste.

      Vor der Landzunge fiel sie in den Ufersand und riß ein Loch in den Boden. Die Entfernung bis zur Schebecke betrug diesmal knapp zwanzig Yards.

      Hasard ließ noch zwei weitere Schüsse über sich ergehen. Eine Kugel flog gefährlich dicht am Bug vorbei.

      Der Seewolf hatte jetzt genug. Er drehte sich auf dem Achterdeck um und legte die Hände trichterförmig an den Mund. Sie hörten ihn drüben überdeutlich, denn wenn er brüllte, war das noch lauter, als wenn der Profos losböllerte. Und der hatte immerhin eine gewaltige Stentorstimme.

      „Genug jetzt, Ruthland! Erproben Sie Ihre zweifelhaften Schießkünste woanders. Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, lasse ich Ihnen einen höllischen Gruß rüber schicken. Sie haben eine Viertelstunde Zeit, um aus der Bucht zu verschwinden, wenn nicht, werden Sie es zutiefst bereuen.“

      „Fahr zur Hölle, du Bastard!“ brüllte der Engländer laut zurück.

      Die weitere Antwort bestand aus einem Steilschuß, der ein paar Handbreiten neben einer der Jollen einschlug.

      „Wie sieht es aus, Al?“ fragte der Seewolf ruhig. „Ist das Abschußgestell klar?“

      „Alles klar, Sir“, versicherte Al Conroy. „Ich habe einen Flammenbaum genommen.“

      „Sehr gut.“

      Flammenbäume waren die chinesische Bezeichnung für einen Brandsatz, der sich am Himmel wie ein weitverästelter Baum entfaltete. Die Äste waren aus hell- und dunkelrotem Feuer und zuckten grellen Blitzen gleich durch die Luft. Zudem entstand noch ein erheblicher Krach dabei, der jedem auf die Nerven ging.

      Sie hätten auch einen kompakten Brandsatz nehmen können, eine Bombe, wie sie auf die „Aguila“ abgefeuert worden war und damit ihren Untergang eingeleitet hatte. Aber zu diesen Waffen griffen sie nur in letzter Konsequenz, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab. Außerdem waren die Brandsätze knapp und sollten nicht sinnlos verpulvert werden.

      Hasard wollte diesem englischen Bastard nur eine Lektion erteilen, und dazu genügte ein „Flammenbaum“ völlig.

      „Soll ich feuern, Sir?“ fragte Al Conroy erwartungsvoll. Er hatte eine glimmende Lunte neben sich liegen, die Mac Pellew aus der Kombüse gebracht hatte.

      „Ja, Feuer frei“, sagte Hasard.

      Drüben löste sich in diesem Augenblick wieder ein Schuß. Wo die Kugel einschlug, war nicht mehr festzustellen. Wahrscheinlich raste sie irgendwo in den Dschungel.

      Al Conroy hatte sein Ziel längst anvisiert. Er schoß ebenfalls in einem steilen Winkel und hielt die Lunte an das herausragende, fingerlange Luntenstück des Brandsatzes.

      Blitzschnell stoben Funken davon. Es zischte laut, ein Prasseln und Knistern folgte, und dann ging der „Flammenbaum“ unter höllischer Geräuschentwicklung auf seine Reise in das Blau des Himmels.

      Er raste in einer schnurgeraden Linie hinauf, bis er auf dem Scheitelpunkt mit einem donnernden Knall explodierte.

      Am Himmel entstand ein bizarr verlaufendes Muster wie ein verästelter Blitz, der sich immer wieder neu entfaltete und Zickzacklinien hervorzauberte. Die Enden dieser Linien explodierten wieder unter entsetzlichem Getöse und erzeugten weitere blutrote Linien. Die senkten sich jetzt langsam nach allen


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