Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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ein hinterhältiger Intrigant, der es hervorragend verstand, andere anzuschwärzen und zu beschuldigen.

      „Wenn wir jetzt verschwinden, dann lacht sich der Bastard ins Fäustchen“, sagte Garcia, dem ein kampfloser Rückzug nicht gefiel. „Wir sollten ihm zumindest noch einmal Stärke zum Abschied demonstrieren.“

      „In welcher Form?“

      Der Spanier lächelte verkniffen und bösartig. „Indem wir ihn von hier aus beschießen. Sie brauchen Ihr Schiff nur an meiner Galeone zu vertäuen und können dann durch die Bresche im Urwald feuern. So, wie er jetzt an Land liegt, kann er das Feuer nicht erwidern. Es ist also risikolos, aber es wird seine Arbeiten verzögern und ihm weiteren Schaden zufügen. Ein paar Treffer könnten wir schon anbringen. Überzeugen Sie sich selbst.“

      Ruthland brauchte sich nicht zu überzeugen, er hatte es längst bemerkt, und diese Idee gefiel ihm wesentlich besser. Sie konnten von hier aus feuern und den Seewolf nerven. Sie würden sozusagen aus dem Hinterhalt feuern, und das war etwas, was Ruthland bevorzugte – einen Gegner zu beschießen, der sich nicht wehren konnte.

      „Das hört sich nicht schlecht an“, meinte er. „Was hältst du davon, Hugh?“

      Lefray grinste hinterhältig. „Wirklich nicht schlecht. Wir verpassen ihm ein paar Dinger und verschwinden dann. Das wird die Kerle aus der Ruhe bringen und ihnen gehörig zusetzen.“

      „Kann ich meine Sachen wechseln?“ fragte Garcia. „Wir sehen ziemlich verdreckt aus.“

      „Tun Sie das, Spanier. Wir werden inzwischen die Karavelle an Ihr Wrack verholen. Ich suche nur noch eine günstige Schußposition.“

      Garcia ließ sich von seinen Leuten Wasser pützen und wusch sich. Immer wenn sein Blick auf den Trümmerhaufen fiel, der vor kurzem noch eine stolze Kriegsgaleone gewesen war, mußte er hart schlucken. Und wenn er dann noch Ruthland und seine Rabauken sah, wurde ihm übel.

       5.

      Den Arwenacks entging nicht, was draußen in der Bucht passierte. Die Galeone saß unverrückbar fest wie ein schwarzverbranntes Ungeheuer und versperrte die Ausfahrt.

      Garcias Männer waren im Dschungel verschwunden oder trieben tot im Wasser. Nur ein paar von ihnen befanden sich an Bord der „Ghost“, die noch in der Bucht herumtrieb.

      Das Wrack qualmte vor sich hin. Die lodernden Flammen waren durch starke Wassereinbrüche zwar erloschen, doch winzige Flammen zuckten immer wieder an vielen Stellen auf, bis der Monsunregen auch sie langsam erstickte. Qualm und Rauch hatten sich über die gesamte Bucht verteilt.

      Hasard und Don bemerkten auch, wie Garcia und Molina an Bord der Karavelle aufenterten. Beide sahen wie rußgeschwärzte Teufel aus und schienen nicht gerade erfreut aufgenommen zu werden.

      „Bin gespannt, was die aushecken“, sagte der Seewolf. „Zunächst mal scheinen sie sich zu streiten, wie ich das nicht anders erwartet habe. Einer wird den anderen jetzt mit Vorwürfen überhäufen. Was würdest du an ihrer Stelle tun, Juan?“

      „Abhauen“, erwiderte Juan lakonisch. „Ich würde verschwinden, weil ich kein Bein mehr auf die Planken kriege. Aber sie werden es nicht tun, dazu sind sie viel zu sehr vom Haß zerfressen, und Haß läßt einen blind gegen Gefahr werden.“

      Hasard nickte bedächtig. „Da hast du ein wahres Wort gesprochen. Sie werden noch einmal versuchen, uns zu schaden, und da gibt es mehrere Möglichkeiten, die wir ja besprochen haben.“

      „Was tun wir denn, wenn die Reparatur beendet ist?“ fragte Juan.

      „Auch abhauen“, sagte Hasard, „und zwar so schnell wie möglich. Wir segeln den Tapti abwärts und verschwinden, um uns keinen weiteren Ärger einzuhandeln.“

      „Vor das Verschwinden haben die Götter das Wrack gesetzt“, sagte der Spanier spöttisch. „Aber angenommen, wir gelangen aus der Bucht wieder hinaus?“

      „Ich habe schon mit Ben darüber gesprochen. Wir segeln nach Bombay, um dort unsere königliche Mission zu erfüllen. Irgendwo in Indien werden wir ja wohl Kontakte anknüpfen können.“

      „In Bombay waren schon Donegal und deine Söhne, aber uns kennt dort noch niemand, und Ruthlands Intrigen haben wir da ebenfalls nicht zu fürchten.“

      In der Bucht schien jetzt grell die Sonne. Etliche ihrer hellen Strahlen durchbrachen das Dschungeldickicht und beschienen auch das qualmende Wrack, das wie ein gestrandeter Wal aussah und dunklen Rauch verströmte.

      „Sie legen an dem Wrack an“, sagte Juan nach einer Weile.

      Die meisten Arwenacks blickten hinüber.

      Die „Ghost“ wurde mit langen Bootshaken vorsichtig an das Wrack heranmanövriert. Es ging recht umständlich zu. Ruthlands Kerle tasteten sich buchstäblich an das qualmende Ungeheuer heran. Sie hatten Angst, selbst Feuer zu fangen, denn hin und wieder stoben kleine rote Funken explosionsartig aus zerplatzendem Holz nach oben.

      „Sie werden noch etwas abbergen wollen“, meinte Dan O’Flynn. „In dem Wrack sind schließlich ihre ganzen Habseligkeiten geblieben.“

      „Das Zeug dürfte völlig durchnäßt und verschmiert sein“, sagte Hasard. „Das Schiff ist ja bis fast an die Decks auf Grund gegangen. Da ist nicht mehr viel zu holen.“

      „Was bezwecken sie sonst?“

      „Abwarten. Die Kerle haben etwas vor.“

      An dem Wrack wurden zwei Leinen befestigt, etwas später noch eine dritte. Etliche Männer waren damit beschäftigt, Wasser auf die Planken der Karavelle zu pützen, damit die Decks naß blieben. Die Arbeit war überflüssig, denn auf dem Schiff glänzte alles vor Nässe durch den ständigen Regen, der jetzt allerdings schwächer wurde. Aber Ruthland hatte große Angst um sein Schiff, was ihm nicht zu verdenken war.

      Sie holten die Karavelle so weit herum, bis die Breitseite an Steuerbord gut zu erkennen war.

      Diese Breitseite war jetzt nach ein paar weiteren langwierigen Manövern genau auf die Bresche im Dschungel ausgerichtet.

      Wieder wurde drüben diskutiert. Allerdings ging kein einziger der Kerle auf das Wrack, wie Dan O’Flynn angenommen hatte. Sie gossen lediglich noch ein paar Pützen Wasser hinüber. Der Erfolg war der, daß pechschwarze Rußwolken zum Himmel stiegen, wo das Wasser schwallartig auftraf. Hasard glaubte das Zischen bis hierher zu hören.

      „Die nehmen uns wahrhaftig unter Feuer“, sagte der Seewolf fassungslos. „Sie haben offenbar immer noch nichts gelernt.“

      Etliche Männer waren an den Kanonen zu sehen, wo sie eifrig hantierten und herumwerkten.

      Es waren nur kleine Kanonen, die die Karavelle an Bord hatte, aber die Arwenacks befanden sich in der unglücklichen Lage, sich nicht zur Wehr setzen zu können. Sie konnten jetzt – halb auf dem sandigen Uferstreifen liegend – ihre Siebzehnpfünder nicht einsetzen. Sie waren so wehrlos, wie sie es zuvor mit dem beschäftigten Ruder schon gewesen waren.

      „Das sieht den Halunken ähnlich, aus dem Hinterhalt zu feuern, wenn sie selbst nichts zu befürchten haben“, sagte Al Conroy empört. „Sie können uns mit etwas Glück sogar treffen. Daran hätten wir denken sollen, Sir.“

      Hasard glaubte, einen leichten Vorwurf in der Stimme des dunkelhaarigen Stückmeisters herauszuhören.

      „Es sind mehr als dreihundert Yards Entfernung, Al. Da muß es schon wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn sie uns treffen. Außerdem liegen wir mit dem größten Teil der Schebecke hinter der Landzunge. Ruthland will wohl bloß einen kleinen Nervenkrieg anzetteln, um uns von der Arbeit abzuhalten.“

      „Wenn wir wenigstens zurückfeuern könnten, Sir. Aber der Winkel unserer Culverinen ist so schlecht, daß es absolut ausgeschlossen ist.“

      „Wir werden uns von dieser Laus im Pelz nicht lange beeindrucken lassen, Al“, versprach der Seewolf.


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