Seewölfe Paket 34. Fred McMason
Читать онлайн книгу.zerfetzte Planken drang Wasser in ihren Rumpf. Sie hatte auch leichte Schlagseite, wie Hasard deutlich erkannte.
„Die säuft genau da ab, wo sie es besser nicht tun sollte“, sagte Batuti.
Sie sahen, wie Garcia ein paar eingeschüchterte Leute zusammentrommelte. Er schlug mit den Fäusten voller Wut auf sie ein, als sie deutlich ihre Angst zeigten. Etliche Dons waren so schwarz wie Schlotfeger und sahen fürchterlich aus.
„Was hat der Kerl vor?“ fragte Jeff Bowie heiser, als ein paar Männer lange Bootshaken an Deck brachten. „Die werden doch nicht versuchen, zum Fluß zu gelangen? Damit erreichen sie absolut nichts.“
Hasard beobachtete mit zusammengepreßten Lippen das Manöver.
Garcia hatte längst erkannt, daß sein Schiff verloren war. Aber er wollte ihnen noch eins auswischen, indem er die Galeone als unüberwindbares Hindernis vor die Einfahrt legte. Daß sie an dieser Stelle untergehen würde, stand außer Frage. Ihr Bug mußte jeden Augenblick Grundberührung haben.
„Sein letzter Streich“, sagte Hasard. „Damit schiebt er uns eine Nuß zwischen die Zähne, an der wir lange zu knacken haben.“
Dumpfe Schläge klangen aus dem Innern des Schiffes. Ein paar Dons wüteten mit Beilen und Äxten an den Planken herum. Sie wollten das verlorene Schiff schneller auf Grund bringen.
Deutlich erkennbar sackte das Vorschiff noch weiter ab.
Die „Ghost“ lag jetzt in einem Winkel vor der Galeone, der es ihr ermöglichte, die Bucht noch zu verlassen. Ruthland hatte jeden Fetzen Tuch weggenommen. Etliche seiner Leute waren damit beschäftigt, pausenlos Wasser an Deck zu pützen, um dem Funkenflug vorzubeugen und nicht selbst Feuer zu fangen.
Etliche Dons, die in heller Panik die Galeone verlassen hatten, schwammen auf die Karavelle zu und versuchten, aufzuentern.
Ruthland war jedoch nicht gewillt, alle an Bord zu nehmen, und so scheuchte er einige mit groben Worten fort. Andere Schiffbrüchige versuchten es erst gar nicht. Sie schwammen an Land, krochen zwischen den Mangroven herum oder flüchteten in den Dschungel. Die Angst vor dem Feuer saß ihnen im Nacken.
„Mit, den Dons hat Ruthland ein Problem am Hals“, sagte Ben Brighton. „Wenn die alle an Bord wollen, ist seine Karavelle hoffnungslos übervölkert. Deshalb jagt er die meisten auch zum Teufel, dieser Halunke. Es scheint ihn auch nicht zu interessieren, was aus den Männern wird. Eine feine Freundschaft ist das.“
„Da hast du recht“, erwiderte Hasard. „Eiserner Zusammenhalt und eiserne Disziplin. Das sind wahre Männer.“
In diesem Augenblick gab es auf der Galeone einen harten Ruck. Ganz plötzlich saß sie vor der Einfahrt fest.
Ein entsetzlich lautes Knirschen war zu hören. Dann folgte ein Krach, als würden Bäume geschlagen.
Es war der Großmast der Galeone, der dem Anprall nicht standhielt. Die Flammen hatten an ihm gezehrt, und auch jetzt noch loderte er.
Er neigte sich nach vorn, wackelte einen Augenblick bedrohlich hin und her und stürzte dann um.
Er traf beim Fallen die Rahen des Fockmastes und hieb sie mit einem gewaltigen Schlag an Deck. Der Fockmast selbst zersplitterte zu einem Stumpf. Der obere Teil ging über Bord, wobei er das Schanzkleid auf der Steuerbordseite kurz und klein schlug.
Reste des Großmastes durchschlugen mit Wucht das Deck. Neue Feuer loderten aus dem Innern auf, und es gab eine gedämpfte Explosion. Im Rumpf der Kriegsgaleone entstanden gezackte Löcher. Sie sackte achtern noch tiefer ab und legte sich leicht auf die Seite.
Damit war das Schicksal des Schiffes endgültig besiegelt.
Weitere Männer verließen das Schiff, indem sie über Bord sprangen und angstvoll dem Dschungel zustrebten.
Der Mann, den Carberry als „sturen Büffel“ bezeichnet hatte, hielt immer noch die Stellung in unerschütterlichem Gleichmut. Er hatte keinen Besen mehr in der Hand, aber er stand inmitten von Rauch und Feuer an der Nagelbank des Großmastes, der nur noch aus einem zersplitterten Stumpf bestand.
Dort blieb er endlos lange stehen und sah auf das qualmende Wrack. Erst nach längerer Zeit begann er damit, glutende Holzteile mit den Füßen durch die Speigatten zu schleudern. Was er tat, war absolut sinn- und nutzlos, aber er war offenbar einer von der Sorte, die immer etwas tun mußten, auch wenn es noch so unsinnig erschien.
Garcia und Molina irrten durch das aufgelaufene Wrack zwischen Feuer und Rauch. Der Capitán glaubte, von einem quälenden Alptraum befallen zu sein, als er die Trümmer sah.
Auf dem Achterdeck konnten sie sich nicht mehr aufhalten, da qualmte und brannte es, und eine mörderische Hitze lag über den aufgerissenen Planken.
Zwei Offiziere waren spurlos verschwunden. Vielleicht waren sie auch über Bord gesprungen.
Garcia blickte an sich hinunter und lachte stoßartig auf. Seine Uniform war pechschwarz von den Rußflocken. Der Monsunregen hatte daraus eine schmierige Pampe werden lassen. Molina sah genauso schrecklich aus wie er selbst.
Auf dem teilweise zerstörten Achterdeck ging eine Kanone los, wohl infolge der sich immer stärker ausbreitenden Hitze. Sie spie einen Feuerstrahl aus und zuckte zurück. Die Brooktaue, die sie sonst bremsten, waren durchgesengt, und als sie zurückrollte, drehte sie sich um ihre eigene Achse, durchbrach das Schanzkleid und polterte ins Wasser.
Der Siebzehnpfünder, den sie ausgespien hatte, ließ eine gischtende Fontäne in der Bucht entstehen.
„Wir sollten von Bord gehen“, sagte Molina heiser und keuchend. Alle Augenblicke blieb er hustend stehen und wedelte den Rauch vor seinem Gesicht fort. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die restlichen Pulverfässer explodieren, Capitán. Wir schwimmen zur ‚Ghost‘ hinüber und gehen an Bord.“
Garcia schien ihn nicht zu hören. Sie standen jetzt vor den aufgebogenen Planken der Kuhl. Die Nähte zwischen den Planken hatten sich hochgewölbt, und eine zähe Masse aus Pech, Teer und Werg breitete sich aus. Der Gestank war entsetzlich und kaum auszuhalten.
Garcia schien erst wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden, als eine zweite Kanone feuerte. Der Krach ließ ihn herumfahren.
Diesmal schlug die Kugel in der Nähe der „Ghost“ ein. Vor ihrem Bug stieg eine Wassersäule auf. Sie hörten Ruthland laut und ordinär fluchen. Offenbar kapierte er nicht, was hier vorging.
„Stellt das Feuer ein, ihr Idioten!“ schrie er. „Ihr schießt mir ja mein Schiff zusammen!“
„Bastard“, knurrte Garcia. „Der Kerl ist die Dummheit in Person. Der begreift überhaupt nichts.“
Die Kanone blieb mit rauchender Mündung an Deck stehen. Eins der Brooktaue war gebrochen.
Hinter ihnen begann es irgendwo unter Deck laut zu zischen.
„Das Schießpulver“, sagte Molina mit zuckenden Lippen.
Garcia schüttelte lauschend den Kopf. „Wassereinbruch. Es wird immer mehr.“
„Wir sollten jetzt von Bord gehen, Capitán“, drängte der Erste erneut. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Garcia blieb störrisch. Er lauschte auch weiterhin dem zischenden Geräusch, das rasch anschwoll und lauter wurde. Aber genau genommen waren da mehrere Geräusche, die sich kaum noch voneinander unterscheiden ließen. Das eine war das unheimliche Zischen, das andere das Gurgeln und Brausen von eindringendem Wasser, und das dritte war das Knacken und Krachen, Knistern und Ächzen in den Planken und dem Rumpf der Galeone. Das Zischen begann jedoch, alle anderen Geräusche immer stärker zu überlagern.
Durch die Ritzen in den Planken drang Feuer, das sich in einer gekrümmten Linie von der Kuhl nach achtern fraß. Glühende Schlangen schossen durch das Schiff.
Molina trat an eine Stelle, wo Glut und Feuer das Schanzkleid völlig zerfressen hatten. Er konnte auf die Rüste blicken, auf der es ebenfalls kokelte und qualmte.
„Na