Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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Bewegung und begann zu rennen.

      „Glaub bloß nicht an Wunder!“ stieß er hervor. „Los, Beeilung!“

      Hasard junior, der Plymmie an der Leine festhielt, war dicht hinter ihm. Die Hündin zerrte wie verrückt daran und legte jetzt ein geradezu unwahrscheinliches Tempo vor.

      Die anderen Männer und Philip junior hasteten hinter ihnen her. Hatte Sven wirklich geschossen? Diese Frage beschäftigte sie, bis sie mitten zwischen den Felsen auf eine reglose Gestalt stießen.

      „Sven!“ sagte Shane wild. Er stoppte und beugte sich über ihn.

      Sven Nyberg rührte sich nicht. Er gab auch keinen Laut von sich. Er lag in etwa so da wie Jack Finnegan, der mehr tot als lebendig gewirkt hatte. Die klaffende Wunde in seiner linken Schulter konnten sie im Mondlicht deutlich genug erkennen.

      „Dieses Schwein hat ihn angeschossen“, sagte Blacky. „Das wird er uns büßen.“

      „Sei still!“ zischte Shane. „Nicht so laut! Vielleicht lauert er hier irgendwo in der Nähe und wartet nur darauf, uns der Reihe nach abzuknallen!“

      „So viele Kugeln hat er nicht“, raunte Montbars.

      „Kugeln vielleicht“, stellte Al richtig. „Aber er kann nicht schnell genug nachladen. Er hat eine Muskete und zwei Pistolen, das ist alles. Die Muskete ist bereits leergeschossen.“

      Shane hatte Svens Muskete untersucht.

      „Sven hat auch gefeuert“, sagte er. „So erklären sich die beiden Schüsse.“

      „Carrero kann die Muskete auf seiner Flucht nicht nachladen“, sagte Baxter. „Er hat also nur noch die beiden Pistolen.“ Er blickte sich sichernd nach allen Seiten um. „Shane, du irrst dich. Hier ist er nicht. Sonst hätte er sich längst bemerkbar gemacht.“

      Plymmie zerrte wieder wie von Sinnen an der Leine und schien davonrasen zu wollen.

      „Verdammt!“ stieß Hasard junior hervor. „Ich kann sie nicht mehr halten!“

      Philip junior eilte ihm zu Hilfe. Gemeinsam trachteten sie, die Hündin zurückzuhalten. Sie legte sich jedoch knurrend immer stärker ins Zeug und schien sich am eigenen Halsband erwürgen zu wollen.

      „Wir müssen weiter“, sagte Shane. „Blacky, du bleibst hier und kümmerst dich um Sven. Versuche wenigstens festzustellen, was die Kugel angerichtet hat.“

      „In Ordnung“, sagte Blacky. „Aber wenn ihr mich braucht, ruft ihr, klar?“

      „Oder wir geben einen Warnschuß in die Luft ab“, entgegnete Shane. „Daß Plymmie auf der richtigen Spur ist, hat sie uns schon bewiesen. Jetzt legen wir noch einen Zahn zu, und ich schwöre euch, wir kriegen den Bastard.“

      Blacky kauerte sich neben Sven. Die anderen hetzten weiter. Binnen weniger Augenblicke hatte die Nacht ihre Gestalten verschluckt. Blacky sah sich um und versuchte, mehr von der Umgebung zu erkennen. Da waren die Felsen, die wie stumme, drohende Wesen in die Dunkelheit aufragten, und da waren die Büsche, struppige, stachlige Gebilde. Versuchte Carrero vielleicht doch, ihnen ein Schnippchen zu schlagen? Lag er in Deckung, während der Trupp weiterlief und ihn suchte? Nein – Plymmie konnte sich nicht irren.

      Dennoch beschloß Blacky, sich umzuschauen und sich wenigstens zu vergewissern, daß im Umkreis von fünfzig Yards keine Gefahr lauerte. Er wollte sich erheben und davonhuschen, da erlangte Sven das Bewußtsein wieder.

      „He“, flüsterte er. „Blacky, bist du das?“

      „Ja. Wie fühlst du dich?“

      „Einfach prächtig. Habt ihr ihn?“

      „Noch nicht, aber die anderen sind ihm auf den Fersen“, erwiderte Blacky.

      „Wer alles?“

      „Shane, Al, Batuti, die Zwillinge, Montbars, Piet und Baxter – und Plymmie. Plymmie hat mal kurz an Carreros Stiefeln geschnuppert, die er in der Vorpiek zurückgelassen hat, und jetzt hat sie seine Witterung aufgenommen.“

      „Das ist gut. Sie findet ihn.“

      „Hör mal“, raunte Blacky. „Was ist, wenn der Don noch hier in der Nähe steckt?“

      „Er ist weg“, murmelte Sven. „Ich habe ihn selbst türmen sehen. Dann wurde alles schwarz um mich rum, und ich bin wohl umgekippt.“

      „Tut die Schulter sehr weh?“

      „Ach wo.“

      „Glaubst du, daß die Kugel steckt?“

      „Sie ist glatt hindurchgegangen“, erwiderte der Däne. „Wie durch ein Stück Butter. Ist das nicht witzig?“

      „Ja, sehr. Urkomisch. Mir kommen gleich die Tränen. Vor Lachen, meine ich.“

      „Viel ist da nicht zu machen. Das heilt schon wieder aus.“

      „Ich lege dir einen provisorischen Verband an“, sagte Blacky. „Dann wird das Bluten schon aufhören. Du stützt dich auf mich, und wir kehren zur Bucht zurück.“

      „Verdammt, ich will Carrero schnappen!“

      „Du spinnst wohl! In deinem Zustand?“

      „Wie ist das überhaupt passiert?“ erkundigte sich Sven. „Wie konnte der Hund aus der Vorpiek entkommen?“

      „Beim Fischen der Anchovetas müssen wir unaufmerksam gewesen sein. Er durfte sich gerade die Füße an Deck vertreten, erinnerst du dich?“

      „Ja.“

      „Nun, dabei hat er sich einen Koffeynagel aus der Nagelbank des Großmastes geholt – als wir gerade nicht aufgepaßt haben.“

      „Und die Fesseln? Wie hat er die gelöst?“

      „Noch wissen wir es nicht“, erwiderte Blacky. „Aber er muß sie irgendwo aufgescheuert haben.“

      „Vielleicht an einem Nagel, der ein Stück aus ’ner Planke ’rausragt“, meinte Sven. „Möglich wäre es. O Teufel, hätten wir ihm doch nie die Ketten abgenommen.“

      „Ben hat es bereut, das kannst du mir glauben.“

      „Und was ist weiter vorgefallen?“

      „Carrero hat Luke, der gerade Wache vor dem Schott hatte, mit einem Trick hereingelockt. Er hat mit dem Belegnagel herumgehämmert, glaube ich. Luke wollte nach dem Rechten sehen, da hat Carrero ihm was über den Kopf gegeben. Vorher hat er sich natürlich schlafend gestellt.“

      „Dieser Scheißkerl“, sagte Sven. „Wenn Hasard das erfährt, macht er uns alle zur Schnecke.“

      „Carrero hat an Deck auch noch Jack Finnegan umgehauen – mit dem Belegnagel. Der hat eine saubere Handschrift, kann ich dir sagen.“

      „Sind die beiden schwer verletzt?“

      „Ihre Köpfe sind hart genug, sie werden es überstehen“, erwiderte Blacky. „Und wir haben ja schon Schlimmeres einstecken müssen, nicht wahr?“

      „Ja, klar. Der dickste Hund ist, daß Carrero weg ist. Mann, so eine Schande.“

      „Plymmie erwischt ihn“, sagte Blacky. „Ich bin davon überzeugt. Sie wird ihm sicherlich einiges mehr als den Hosenboden aufreißen. Was für einen Haß sie auf ihn hat, weißt du ja.“

      „Ja.“ Sven stöhnte und verzog das Gesicht.

      „Hör jetzt auf zu reden“, sagte Blacky. „Du hast schon genug Blut verloren. So gut wie der Kutscher bin ich nicht, aber vielleicht mindestens so gut wie Mac, was das Behandeln von Blessuren betrifft. Hältst du still – oder soll ich dir den Arm gleich amputieren?“

      „Du machst vielleicht Witze!“

      Blacky grinste, zog sich das Hemd aus und riß es in Streifen. Im Nu hatte er jeweils zwei Fetzen zusammengeknotet und legte Sven einen behelfsmäßigen Verband


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