Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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sonst hast du links auch gleich noch einen Knöchelbruch und kannst auf dem Bauch nach Potosi rutschen.“

      Die Spannung löste sich unter leisem Gelächter, weil der Profos wieder mal so liebliche und freundliche Vergleiche zur Hand hatte.

      Fred Finley lächelte schwach und wollte etwas sagen. Da geschah etwas, was die Männer total verblüffte und selbst den Profos zusammenzucken ließ.

      Die rechte Faust von Pater Aloysius zuckte kurz und hart vor. Sie kam so schnell, daß die Bewegung kaum zu sehen war. Er hatte nicht lange gefackelt und zugeschlagen, noch bevor Fred Finley begriff, was überhaupt geschah.

      Aloysius schlug „eine mächtige Kelle“, wie das auch der Profos respektvoll ausdrückte, und hinter seinem Schlag saß die Kraft eines ausgewachsenen Ochsen. Diese Kelle traf Fred Finley wie eine lautlose Explosion an der Schläfe.

      Finleys Gesichtsausdruck verklärte sich, als hätten soeben die Englein für ihn gesungen. Schlaff und entspannt fiel er auf das Lager zurück und rührte sich nicht mehr.

      Im Gesicht des Profos zuckte es. Dann räusperte er sich einmal und strich wieder über seinen stoppeligen Bart.

      „Das mußte sein“, sagte Aloysius trocken. „Ich mußte ihn betäuben, damit wir den Fuß richten und schienen können. In wachem Zustand hätte er sich die Kehle heiser gebrüllt. Gerade bei einem Knöchelbruch sind die Schmerzen unerträglich.“

      Jetzt konnten sie in aller Ruhe an die Arbeit gehen. Alle beide Padres verstanden sich hervorragend darauf. Aloysius tastete noch einmal alles ab.

      „Glück im Unglück“, sagte er lakonisch, „der Knöchel ist nicht so gebrochen, daß Splitter die Haut durchstoßen haben. Es ist ein glatter, sauberer Bruch, und daher auch nicht weiter kompliziert. Er kann eben nur eine Zeitlang nicht mehr auftreten.“

      Sie richteten das Bein aus und schienten es mit kleinen harten Brettern, die sich in Aloysius Arznei-Kiste befanden. Beide arbeiteten flink und geschickt. Sie standen dem Kutscher in nichts nach.

      „Fertig“, sagte David. „Das wird glatt und sauber verheilen, braucht aber leider seine Zeit. Unter Umständen können das Wochen sein.“

      „Und was wird jetzt?“ fragte Hasard. „Wir müssen ihn tragen.“

      Das Lächeln des Paters war recht sparsam.

      „Ja, aber nicht lange. Wir befinden uns vor der Puna. In zwei Tagesmärschen, dicht am Rande der Puna, lebt eine Indio-Familie, die ich gut kenne. Sie sind sehr hilfsbereit und werden ihn aufnehmen, bis wir aus Potosi zurückgekehrt sind.“

      Der Profos schüttelte staunend den Kopf.

      „Bei allem heiligen Respekt, Bruder, aber du hast immer zur rechten Zeit etwas auf der Pfanne“, sagte er anerkennend.

      „Das sind meine bescheidenen Kontakte zum Herrn, dessen Wege unerforschlich sind“, sagte Aloysius lächelnd.

      Die anderen grinsten bis über die Ohren, als sie das hörten. Aloysius war so ganz nach ihrem Geschmack. Ohne ihn hätten sie sich in der Bergwelt nicht mehr zurechtgefunden, und Probleme wie die mit Fred Finley wären nur schlecht zu bewältigen gewesen.

      „Bei dieser Indio-Familie sehe ich die einzige Möglichkeit“, sagte der Pater. „Es ist die beste und vernünftigste Lösung, denn wir können ihn nicht nach Potosi mitnehmen. Es gibt allerdings auch noch eine andere, aber das muß Sir Hasard entscheiden. Zwei Männer könnten Finley auf einer Tragbahre über Stock und Stein nach Tacna zurückschleppen. Was ist dir lieber, Sir?“

      Hasard brauchte wahrhaftig nicht lange zu überlegen. Diese Möglichkeit schied von vornherein aus.

      „Damit wäre der Potosi-Trupp um drei Mann geschwächt. Drei Männer würden ausfallen, die wir vielleicht dringend brauchen. Nein, Pater Aloysius, die Lösung mit der Indio-Familie ist wirklich die beste. Es bleibt dabei. Wir müssen nur noch eine Tragbahre zusammenbauen, und das wird ein kleines Problem.“

      Aber Aloysius hatte auch da eine Lösung, zumindest hatte er für alle Fälle weitblickend vorgesorgt. Er ging zu dem einen Maultier hinüber und nahm aus der Packtasche eine längliche derbe Plane heraus, die er Hasard zeigte.

      „Das Problem ist schon gelöst, weil man mit derartigen Unfällen in den Bergen immer rechnen muß. Ich habe sie selbst angefertigt. An den Längsseiten sind die Nähte so groß, daß man bequem links und rechts zwei Zeltstangen hindurchschieben kann, und schon ist die Tragbahre fertig. Wenn man sie nicht mehr braucht, dann faltet man sie einfach zusammen.“

      Hasard sah den Pater nachdenklich an. Dann lachte er leise.

      „Hast du nicht Lust, auf meinem Schiff zu segeln, Padre?“

      Der Padre grinste jetzt auch ein wenig.

      „Schon, schon, wirklich. Aber ich kann meine Brüder in Tacna nicht im Stich lassen. Außerdem würde mir auf den hohen Rahen immer schwindlig werden.“

      „Das glaube ich unbesehen“, sagte Ed. „Ihm wurde ja auch hier dauernd übel, sobald es bergan ging, was, wie, Bruder?“

      „So ist es.“

      Fred Finley kam wieder zu sich und sah sich verständnislos um.

      „Was ist passiert?“ fragte er erstaunt und blickte auf sein rechtes Bein, das jetzt geschient war. „Ich war ganz plötzlich weg. Muß wohl ohnmächtig geworden sein.“

      „Das war mehr eine himmlische Ohnmacht“, sagte der Profos. „Bruder Aloysius hat dir eine geplättet.“

      „Geplättet?“ fragte Fred verständnislos.

      „Mann, das war ein Hammer der besten Sorte. Da konnte man direkt neidisch werden. Das ging zack zack, und schon warst du weg. Wegen der Schmerzen, verstehst du?“

      „Verstehe“, murmelte Fred. „Meinen herzlichsten Dank, Padre.“

      „Schon erledigt. Tut mir leid, wenn ich zuschlagen mußte, aber es war besser so.“

      „Selig sind, die da hart zuschlagen“, dozierte der Profos, „denn sie vollbringen wahre Wunder. So ähnlich steht’s in der Bibel.“

      „Na, die Stelle mußt du mir unbedingt mal zeigen“, sagte der Pater trocken, „die habe ich anscheinend übersehen.“

      „Ja, ich auch“, meinte Pater David lächelnd. „Aber du mußt zugeben, daß der Profos eine sehr poetische Ader hat, Bruder.“

      „Und eine sehr blumige Ausdrucksweise. Er greift da in einen schier unerschöpflichen Quell hinein. Das hat auch schon Bruder Franciscus anklingen lassen.“

      Die Tragbahre war fertig. Ein paar Handgriffe hatten dazu genügt.

      „Gary und ich tragen die erste Strecke“, sagte Ed. „Und dann tragen wir umschichtig weiter. Wir müssen unser Freddylein nur noch schön in warme Decken hüllen, damit er sich nichts abfriert.“

      „Wie kann ich das nur wieder gutmachen?“ fragte Fred. „Jetzt müßt ihr euch auch noch abschleppen.“

      „Indem du dein Maul hältst“, sagte der Profos grob. „Im übrigen kannst du dich ganz wie ein Sänften-Bubi fühlen. Sei froh, daß wir dich Spillerhering tragen. Wenn ich auf dem Ding liegen würde, hättest du mit dem Schleppen nicht viel Freude.“

      „Das ist allerdings wahr“, murmelte Finley.

      Der Marsch ging weiter. Fred Finley lag auf der Tragbahre und blickte ergeben zum jetzt wieder blauen Himmel. Einmal sagte er leise: „In Potosi werde ich für euch ein großes Hindernis sein.“

      Ed ließ vor Verblüffung fast die Holme fallen.

      „Ach – du weißt ja noch gar nicht, daß deine Reise zu Ende ist, Mann. Warst da ja noch bewußtlos. Glaubst du etwa, wir schleppen dich bis nach Potosi und stellen dich da an der Piazza ab? Das würde die Dons doch recht nachdenklich stimmen. Dein Potosi-Unternehmen ist übermorgen zu Ende. Da erreichen wir nämlich einen Indiohof,


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