Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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war jedoch vorüber.

       4.

      Am elften Dezember zogen sie weiter. Von den zurückliegenden Strapazen hatten sie sich gut erholt. Die zwei Tage der Ruhe und Entspannung hatten sich bestens ausgewirkt.

      Unermüdlich wurde nun marschiert, bis die Dunkelheit hereinbrach. Dann wurden die Zelte aufgeschlagen, das Biwak errichtet und ein Feuer entzündet.

      Inzwischen wucherten ihre Bärte weiter. Die Gesichter waren von der intensiven Sonneneinstrahlung tiefbraun geworden.

      Am sechzehnten befanden sie sich zwischen dem Sajama Berg, dem riesigen schneebedeckten Vulkan der Westkordillere und dem Lago de Chungara.

      Hier mußten sie eine steil bergan führende Eisfläche überwinden. Der Wind stieß wieder hart und eisig in ihre Gesichter. Wenn sie diese Eisfläche hinter sich hatten, erstreckte sich vor ihnen der gewaltige Altiplano, das bolivianische Hochland zwischen den Ketten der Anden. Dort begann auch die Puna, jene rauhe und sturmgepeitschte Landschaft, in der die Nächte bitterkalt waren und neun Monate im Jahr kein Regen fiel.

      Aber noch war es nicht soweit. Zuerst mußte diese eisige steile Fläche in Angriff genommen werden.

      Diese Fläche war tückisch. Der eisige Wind hatte Schneewehen dahin getragen. An vielen Stellen war der Schnee gefroren und bildete eine harte Kruste. Hin und wieder aber war er noch pulverig. Die eisglatte Fläche darunter war nicht zu sehen.

      Sie arbeiteten sich mit Eispickeln und Haken immer weiter hinauf, bis sie fast die Hälfte erreicht hatten.

      Da rutschte plötzlich Fred Finley aus. Unter dem knochentrockenen Pulverschnee war spiegelglattes Eis. Er wollte sich an dem Eispickel festhalten, doch der rutschte ab und sauste über den glatten Hang nach unten.

      Matt Davies, der auf Eispickel verzichten konnte – er hieb immer seine Hakenprothese in den Untergrund –, versuchte noch nach Fred zu greifen, doch er griff ins Leere.

      Auch Pater David konnte Finleys Sturz nicht mehr bremsen. Es ging alles viel zu schnell.

      Finley sauste ab, wie aus einer Kanone geschossen. Der Länge nach raste er mit ausgebreiteten Armen über das Eis, suchte immer wieder krampfhaft nach Halt und fand keinen. Seine sausende Talfahrt wurde immer rasender, immer schneller.

      Sie alle hatten bemerkt, was passiert war, doch sie mußten hilflos mit ansehen, wie Finley unaufhaltsam über die Eisfläche sauste.

      Zum Glück gab es da unten keine Schlucht, in die er hätte stürzen können. Aber es gab dicke Wülste im Eis und am Fuß des Hanges nochmals eine Eisbarriere.

      In die sauste Fred Finley hinein, mit den Füßen voran. Sein Sturz wurde jäh gebremst, und er blieb stöhnend liegen.

      „Verdammt noch mal“, sagte Hasard. Er sah, daß Fred Finley bewegungslos liegenblieb, und schluckte schwer.

      Jean Ribault preßte die Lippen zusammen. „Hoffentlich ist ihm nichts passiert“, murmelte er betroffen.

      „Wir gehen vorsichtig nach unten“, sagte Aloysius. „Vielleicht ist er nur bewußtlos.“

      Hasard, Ribault und Aloysius begannen unverzüglich mit dem Abstieg auf der glatten Fläche. Die anderen Männer standen wie erstarrt da und blickten hinunter.

      Als Pater David ihnen folgen wollte, winkte Hasard ab.

      „Drei Mann genügen, David“, sagte er. „Die anderen sollen vorsichtig nach oben steigen. Wir erledigen das schon.“

      „Oben gibt es eine Felsenhöhle!“ rief Aloysius. „Geht dort hinein und bereitet ein Lager in der Nische neben der Höhle!“

      Pater David nickte beklommen. Vorsichtig arbeiteten sie sich weiter nach oben, während die drei anderen Männer weiter nach unten stiegen, bis sie die Eisbarriere erreichten.

      Hasard drehte Fred Finley behutsam auf den Rücken und sah in ein vor Schmerzen grau verzerrtes Gesicht. Finley stöhnte leise.

      Unendlich erleichtert ging Jean Ribault in die Knie und beugte sich über Finley. Gott sei Dank, er lebte, aber er schien unerträgliche Schmerzen zu haben.

      „Kannst du aufstehen?“ fragte Ribault.

      „Nein, ich kann nicht. Irgend etwas ist mit meinem rechten Bein. Der Schmerz zieht mir bis in den Schädel.“

      „Ihn hier zu untersuchen, hat keinen Zweck“, sagte Aloysius. „Vermutlich hat er sich was gebrochen oder verstaucht. Wir ziehen ihn nach oben und bringen ihn in die Felsnische. Dort können wir in aller Ruhe nachsehen.“

      Zwei Seile wurden zusammengeknotet und Fred Finley unter die Achseln geschoben.

      Hasard und Jean zogen ihn vorsichtig nach oben. Aloysius stieg dicht hinter Fred auf, um ihn abzufangen, falls einer der beiden Männer abrutschen sollte.

      Es war eine mühsame Plackerei, bis sie ihn endlich oben hatten. Dort warteten schon die anderen, um ihn in Empfang zu nehmen.

      „So ein Mist“, sagte Finley, „mir ist was ins linke Auge geflogen, und dann war ich plötzlich blind. Leider habe ich nur das eine.“

      Das rechte Auge bedeckte eine schwarze Klappe. Finley hatte es in einem Jahre zurückliegenden Kampf gegen Piraten verloren.

      „Nur ruhig“, sagte Hasard. „Reden kannst du später. Wir werden erst einmal sehen, was dir fehlt.“

      Vorsichtig trugen sie ihn zu der Felsnische hinüber, die direkt an eine mittelgroße Höhle in den Felsen anschloß. Die Männer hatten bereits Decken ausgebreitet und einen weichen Untergrund geschaffen. Sie alle sahen besorgt auf Finley, dessen Gesicht immer noch vor Schmerzen verzerrt war.

      „Hoffentlich hat er sich nichts gebrochen“, murmelte Ribault. „Das wäre nicht auszudenken.“

      „Es scheint aber doch so, Jean“, meinte Karl von Hutten. „Allein der Gesichtsausdruck sagt alles.“

      Pater David und Pater Aloysius, die sich am besten auf ärztliche Kunst verstanden, nahmen sich Fred Finley vor. Als sie ihm den rechten Stiefel auszogen, bäumte sich Fred hart auf und fiel stöhnend auf die Decken zurück.

      Die beiden Padres warfen sich einen besorgten Blick zu, sagten aber vorerst kein Wort.

      Besorgt standen die anderen herum. Sie wußten nicht, was sie tun sollten, und starrten auf die beiden Padres, als würden die die Erlösung bringen.

      „Er hat sich den rechten Knöchel gebrochen“, sagte Aloysius in die Stille hinein, nachdem er das Bein abgetastet hatte.

      Der Riese David bestätigte das.

      „Ja, ein Knöchelbruch, kein Zweifel. Er ist sehr hart in die Eisbarriere geprallt.“

      „Kann es nicht doch eine Verstauchung sein?“ fragte Jean Ribault hoffnungsvoll.

      „Leider nein.“

      „Knöchelbruch“, sagte Hasard tonlos, „auch das noch. Weiter hat uns auch nichts gefehlt.“

      „Es hätte schlimmer ausgehen können“, sagte Aloysius. „Er hätte auch mit dem Schädel aufs Eis prallen und sich einen Schädelbruch zuziehen können. Alles in allem kann man noch von einem Glücksfall sprechen.“

      Beklommenes Schweigen folgte seinen Worten.

      Fred Finley richtete den Oberkörper ein wenig auf, doch der Padre drückte ihn sofort auf das provisorische Lager zurück.

      „Laßt mich hier liegen“, flüsterte er, „ich bin euch auf dem Marsch nur hinderlich. Wenn ihr mir etwas Verpflegung da laßt und etwas zu trinken, halte ich es hier wochenlang aus. Ich will nicht, daß der Trupp meinetwegen behindert wird.“

      Carberry schwoll bei diesen Worten sogleich der Kamm. Er schob das Rammkinn vor, das jetzt mit dem Bart noch wilder und gröber wirkte, und donnerte los: „Glaubst denn du krummbeiniger


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