Seewölfe Paket 23. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 23 - Roy Palmer


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gab es insgesamt, und weiter oben befand sich eine Pukara, direkt an den Hang gebaut. Aber in die ehemalige Festungshütte der Inkas wehte der Schnee. Außerdem war sie teilweise verfallen.

      In einer der kleinen Höhlen hatte der Puma gelauert Aloysius verspürte noch jetzt deutlich den Geruch der Raubkatze, als er die Höhle vorsichtig untersuchte und ableuchtete. Es war ja möglich, daß der Puma nicht allein war. Es gab jedoch keine weiteren Raubtiere in den Höhlen.

      Die Maultiere wurden „gelöscht“, wie Carberry sagte. Er lud seinem braven Diego die Klamotten ab und packte sie auf den Boden. Die große Höhle war so geräumig, daß im angrenzenden Teil alle Mulis bequem Platz hatten.

      Dann wollte er Diego den Hals kraulen, aber das Maultier war diesmal nicht sehr begeistert darüber. Der Schreck über den Puma steckte ihm noch in den Knochen. Und das andere Maultier, das der Puma fast gerissen hätte, stand verloren und verstört ganz im Hintergrund und scharrte mit den Hufen.

      Hoch über ihnen orgelte der Schneesturm. Er stürmte aus voller Kraft, aber sie befanden sich gewissermaßen in Lee, denn diese Stelle konnte der brüllende Sturm nicht erreichen. Die Felsen boten hervorragenden Schutz.

      Der Profos tastete sich mit einer Fackel hinaus und suchte im Windschatten der Felswände nach Krüppelholz, das der Wind zusammengeblasen hatte. Auch von dem trockenen Gras fand sich eine ganze Menge. Etwas später half ihm Matt dabei. Sie sammelten eine Menge zusammen, breiteten Decken aus und entzündeten in der Nähe des Eingangs ein Feuer. Dann wärmten sie sich erst einmal die erstarrten Hände.

      Carberry kramte die Kiste hervor und brachte „Wässerchen“ zum Aufwärmen. Die wärmten von innen und taten es noch schneller als das Feuer. Sie explodierten fast im Magen. Wohlige Wärme breitete sich aus.

      Auch die beiden Padres hielten mit.

      „Nachher gibt’s noch was Feines“, verkündete Dan O’Flynn. „Wir bereiten heißen Wein und gießen ein Schnäpschen hinein. Das vertreibt dann endgültig die Kälte aus den Knochen.“

      Zunächst aber wurden zwei Kessel über das Feuer gehängt. Es gab Bohnen mit Speck und indianisches Maisbrot. Die Männer, immer noch ausgelaugt und müde, langten kräftig zu.

      „Jetzt ist es richtig gemütlich hier“, sagte von Hutten. „Da draußen hätte ich es keine zwei Stunden mehr ausgehalten. Das gebe ich ganz ehrlich zu. Es ist eine einzige Strapaze.“

      „So ein Schneesturm kann mitunter ganz unangenehm sein“, sagte auch Aloysius. Er hatte auf einer Decke Platz genommen und sah so aus, als sei er frisch und ausgeruht. Seine gefütterte Jacke hatte er ausgezogen. Jetzt langte er kräftig in die Bohnen mit Speck.

      Auch die Mulis waren inzwischen versorgt worden. Die Männer hatten den einen Kessel mit Schnee gefüllt und ihn über dem Feuer geschmolzen. Das Wasser, das die Mulis dann soffen, war lauwarm. Sie schlürften es mit sichtlichem Behagen und fraßen Mais dazu.

      Als Dan O’Flynn sein heißes Weingebräu ansetzte, sah er, daß Fred Finley, Gary Andrews und Mel Ferrow schon schliefen. Sie hatten sich an die Felswand gelehnt, die Decken ins Kreuz gesteckt und pennten einen weg.

      Kein Wunder, auch die anderen waren hundemüde, aber auf das heiße Gesöff wollten sie dennoch nicht verzichten.

      Inzwischen ging Aloysius hinaus und kehrte kurz darauf mit dem erlegten Puma zurück, den er einfach hinter sich herzog.

      „Bist du nicht müde, Padre?“ fragte Hasard erstaunt.

      „Nun, ich möchte mir das duftende Gebräu auch nicht entgehen lassen, und ehe ich herumsitze und die Hände in den Schoß lege, kann ich ja den Puma aus dem Fell schlagen. Es ist ein herrliches Fell.“

      Draußen kreischte, tobte und heulte es, als stünde der Weltuntergang unmittelbar bevor. Hier drin war es richtig anheimelnd. Da brannte das Feuer, da blubberte der heiße würzige Wein in dem Kessel, und da hockte Aloysius am Boden und zog der Katze das Fell über die Ohren. Den Kadaver warf er nach draußen in den Schnee, denn das Fleisch der Raubkatzen schmeckte nicht, wie er sagte.

      Der Profos lehnte an der Wand und grinste vor sich hin, während er vorsichtig an dem heißen Wein nippte. Jetzt müßte Paddy Rogers hier sein, dachte er, der hätte sich um das Fell des Pumas den Teufel gekümmert, aber nicht um das Fleisch. Der hätte vermutlich die ganze Raubkatze über dem Feuer geröstet und auch allein gefressen, so hungrig wie er immer war.

      „So ähnlich verfahre ich auch immer“, sagte er schläfrig. „Aber bei mir ist das schwieriger.“

      „Wovon redest du, Bruder?“

      „Davon, daß ich hin und wieder manchen Rübenschweinen die Haut in Streifen von ihren Affenärschen abziehe. Bei einem Puma habe ich das noch nicht versucht.“

      Der Padre lachte verhalten, dann drehte er sich zu Ed um. Aber der lehnte bereits an der Wand und schlief. Auch die anderen nickten schnell ein. Selbst der Seewolf vermochte kaum noch die Augen offen zu halten.

      Pater Aloysius hatte dafür volles Verständnis. Diese Höhen schafften selbst die härtesten Kerle. Er ging zu jedem einzelnen Mann hinüber, nahm eine Decke und hüllte ihn darin ein. Er selbst legte sich erst dann schlafen, als er das Pumafell restlos gesäubert hatte.

      Sie schliefen den Schlaf der Erschöpfung bis weit in den Morgen hinein.

      „Wir werden heute noch hier bleiben müssen“, sagte der Pater. „Der Schneesturm hat sich zwar gelegt, aber es weht immer noch Schnee heran. Es ist auch besser, wenn sich alle noch einmal gründlich ausruhen. Man gewöhnt sich dann besser an die Höhenunterschiede.“

      Hasard sah das natürlich ein, denn immer noch waren einige von ihnen von Kopfschmerzen geplagt.

      „Wie du meinst, Padre. Dann brechen wir morgen auf. Das wäre dann der elfte Dezember, wenn ich richtig gerechnet habe.“

      „Richtig. Morgen ziehen wir dann weiter.“

      „Wenn ich hier ständig leben müßte“, sagte Hasard, „dann wäre ich nur noch ein halber Mensch. Wie halten die Indios das eigentlich aus?“

      „Sie sind der dünnen Luft angepaßt, genau wie auch die Tierwelt. Die Quechua-Indianer haben beispielsweise einen sehr breiten Brustkorb. Ihr Herz ist wesentlich größer als das unsere und pumpt dementsprechend auch mehr Blut durch den Körper als ein normales Herz. Wir haben in der Puna einmal ein totes Vicuña gefunden. Das Tier ist ganz besonders flink und schnell, und so haben wir es aus Neugier aufgeschnitten. Wir fanden ein übergroßes Herz und eine ungewöhnlich große Lunge in seinem Körper, viel größer als die der normalen Tiere. Der Herr da oben hat das wunderbar durchdacht.“

      „Ja, das hat er.“

      Carberry linste zu dem Pater hinüber und grinste schief.

      „Eins hat der Herr aber vergessen“, sagte er.

      „Fang aber nicht wieder mit dem Öl des heiligen Vaters an“, warnte Aloysius.

      Der Profos schüttelte den Kopf und strich über seinen Bart. Sie alle hatten tagealte Bärte und ließen sie wachsen.

      „Man müßte sich mal gründlich waschen können“, sagte Ed. „Ich fühle mich bereits wie ein Rübenschwein, ein ungewaschenes. Da hätte der Herr doch schon mal in der Nähe ein Bächlein fließen lassen können, damit sich seine Schäfchen den Dreck abspülen können.“

      Aloysius verschränkte die Arme über der breiten Brust. Sein Lächeln war diesmal unergründlich.

      „Vielleicht läßt er eins fließen, Bruder. Du weißt ja, der Herr hat ein Ohr für alle Wünsche.“

      „Und du hast einen besonders guten Kontakt zum Herrn, Bruder. Vielleicht kannst du ihn daraufhin mal ansprechen.“

      „Mal sehen“, erwiderte Aloysius trocken. „In einer stillen Stunde werde ich mit ihm reden.“ Er lächelte immer noch so unergründlich. Ed musterte ihn, aber er konnte das Lächeln nicht deuten. Fast erschien es ihm etwas schlitzohrig. Aber er wollte dem guten


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