Römische Geschichte. Cassius Dio

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Römische Geschichte - Cassius Dio


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Heer, das größtenteils aus Städtern und altersschwachen Leuten bestand, und war überhaupt kein sehr kräftiger Mann. Einmal wagte er es, seine Leute darob zu schelten, dass sie seine Befehle zu lässig befolgten, wäre aber beinahe mit Erdwürfen überdeckt worden und ums Leben gekommen, wenn sie Steine gehabt hätten. Weil aber das Feld, auf dem sie sich versammelt hatten, gepflügt und zufällig feucht war, litt er von den Erdklößen keinen Schaden. Der Stifter des Aufruhrs, ein gewisser Gaius Titius, der sonst nie vom Markt kam und sich von Rechtshändeln nährte und ein unverschämtes Lästermaul war, wurde festgenommen und in die Stadt an die Volkstribunen geschickt, aber nicht zur Strafe gezogen.

      244. Im Jahr der Stadt 666 (88 v.Chr.).

      Auf Befehl des Mithridates töteten alle Asiaten die Römer, nur die Einwohner von Tralles brachten keinen selbst ums Leben, sondern dingten dazu einen Paphlagonier Theophilos, als ob sie dadurch weniger der Rache derselben verfielen oder es einen Unterschied machte, von wessen Händen sie gemordet wurden.

      245. Die Thraker, von Mithridates überredet, durchzogen und verheerten Epirus und das ganze Land bis Dodona, wo sie den Tempel Iupiters plünderten.

      246. Im Jahr der Stadt 667 (87 v.Chr.).

      Cinna hatte noch nicht lange sein Amt angetreten, als er sich vor allem angelegen sein ließ, den Sulla aus Italien zu entfernen, wozu er den Mithridates zum Vorwand nahm, während er in der Tat ihn los zu werden wünschte, damit er nicht, in der Nähe, seine Schritte beobachten und behindern möchte; obgleich er durch Sullas Bemühungen Konsul geworden war und in allem ihm zu willfahren versprochen hatte.

      Da nämlich Sulla die Notwendigkeit des Krieges einsah und nach dem Ruhm desselben lüstern war, richtete er vor seiner Abreise alles so zu, wie er es für sich am vorteilhaftesten fand, und ließ sich den Cinna und einen gewissen Gnaeus Octavius zu Nachfolgern wählen, in der Hoffnung, auf diese Art auch abwesend seinen Einfluss zu behaupten. Von Letzterem wusste er, dass er seines sanften Charakters wegen gelobt wurde, und glaubte, dass er ihm keinerlei Spuk machen werde. Ersteren kannte er zwar als einen schlechten Mann, wollte ihn sich aber nicht zum Feind machen, da er schon einigen Einfluss hatte, und versicherte und schwor, ihn in allem zu unterstützen. So tief sonst Sulla die Absichten der Menschen ergründete und in das Wesen der Verhältnisse eindrang, so betrog er sich doch in diesem Mann gänzlich und hinterließ der Stadt einen großen Krieg. Octavius besaß in Staatssachen wenig Rührigkeit.

      247. Die Römer beriefen, da ein Bürgerkrieg drohte, den Metellus zum Beistand der Stadt.

      Die Römer beriefen, als ein Krieg im Innern ausgebrochen war, den Metellus und befahlen ihm, sich mit den Samniten, so wie er könnte, abzufinden. Denn diese beunruhigten damals allein noch Campanien und das angrenzende Gebiet. Er konnte sich aber nicht mit ihnen vertragen; denn sie verlangten nicht nur für sich, sondern auch für die Überläufer das Bürgerrecht und wollten nichts von der Beute, die sie gemacht hatten, herausgeben, begehrten vielmehr ihre Gefangenen und Überläufer zurück; weshalb selbst der Senat unter solchen Bedingungen einen Frieden mit ihnen nicht guthieß.

      248. Nachdem Cinna das Gesetz über die Rückkehr der Verbannten erneuert hatte, stürmten Marius und die mit ihm Vertriebenen nebst dem übrigen Heer durch alle Tore in die Stadt, schlossen dieselben ein, damit niemand entrinne, und mordeten jeden, der ihnen in den Weg kam, indem sie alle ohne Unterschied und durchgängig als Feinde behandelten, besonders aber die Reichen aus Gier nach ihren Schätzen töteten und ihre Frauen und Kinder wie bei der Eroberung einer feindlichen Stadt misshandelten. Die Köpfe der angesehensten Männer stellten sie auf der Rednerbühne auf. Und ihr Anblick war so schrecklich wie ihre Ermordung selbst. Denn außer anderen traurigen Betrachtungen drängte sich den Zuschauern der Gedanke auf, dass dieselbe Stätte, die ihre Voreltern mit Schiffsschnäbeln geziert hatten, jetzt durch die Köpfe ihrer ermordeten Mitbürger geschändet werde.

      Mit einem Wort, so unersättlich war die Habgier und die Mordlust des Marius, dass er nach Ermordung seiner meisten Feinde, als ihm in der Verwirrung niemand mehr einfiel, den er zu töten wünschte, seinen Soldaten die Weisung gab, alle, denen er bei ihrem Herantritt nicht die Hand reiche, niederzumachen. So weit war es mit den Römern gekommen, dass sie nicht nur ungehört und aus Feindschaft, sondern schon dadurch, dass Marius die Hand nicht ausreckte, dem Tod verfielen. Denn bei solchem Gewühl und Lärm konnte Marius, wie sich denken lässt, wenn er auch wollte, nicht immer mit Überlegung seine Hand gebrauchen; so kamen denn viele um, an deren Tod ihm nicht gelegen sein konnte. Die Zahl der Getöteten lässt sich nicht angeben; denn fünf volle Tage und ebenso viele Nächte dauerte das Blutbad.

      249. Im Jahr der Stadt 668 (86 v.Chr.).

      Als die Römer am ersten Tag des Jahres das Neujahrsopfer feierten und die Obrigkeiten nach hergebrachter Sitte ihre Ämter antraten, tötete der Sohn des Marius mit eigener Hand einen Volkstribun und schickte seinen Kopf an die Konsuln, einen anderen stürzte er vom Capitol (was noch keinem derselben widerfahren war) und erklärte zwei Prätoren in die Acht.

      250. Als Sulla den Peiraieus belagerte und Mangel an Holz hatte, da die meisten seiner Maschinen durch ihr eigenes Gewicht zusammenbrachen und durch beständiges Feuerwerken der Feinde niedergebrannt wurden, vergriff er sich an den heiligen Hainen. So lichtete er die Akademie, den baumreichsten Platz unter den Vorstädten, und das Lykeion.

      251. Weil er viel Geld brauchte, plünderte er die Tempel Griechenlands, indem er teils von Epidauros, teils von Olympia die schönsten und kostbarsten Weihgeschenke holen ließ. Den Amphiktyonen schrieb er damals nach Delphi, es wäre besser, wenn sie ihm die Schätze des Gottes verabfolgen ließen; denn er würde sie entweder sicherer verwahren oder, wenn er sie angreifen müsste, später in gleicher Summe zurückerstatten.

      Als die Amphiktyonen das noch übrige silberne Fass, welches die Lasttiere seiner Schwere und Größe wegen nicht fortbringen konnten, zerschlagen mussten, gedachten sie des Titus Flamininus, des Manius Acilius und des Aemilius Paulus, von denen der eine nach Vertreibung des Antiochos aus Griechenland, die anderen nach dem Sieg über die makedonischen Könige sich nicht nur an den hellenischen Heiligtümern nicht vergriffen, sondern sie noch durch Geschenke und Ehrenbezeigungen verherrlicht hatten.

      Allein dies waren Männer, welche über mäßige Leute, die ihren Feldherrn schweigend zu gehorchen gelernt hatten, gesetzlichen Oberbefehl führten, Männer von königlicher Seele und einfacher Lebensweise, die mäßigen und festgesetzten Aufwand machten und Schmeichelei gegen die Soldaten für noch schimpflicher hielten als Furcht vor dem Feind.

      Die jetzigen Feldherren dagegen, welche durch Gewalt, nicht durch Verdienst, den Oberbefehl erhalten hatten und ihre Waffen mehr gegeneinander als gegen die Feinde gebrauchten, waren gezwungen, um die Gunst der bewaffneten Menge zu buhlen und während der Feldzüge mit ihrem Aufwand für die Ergötzlichkeiten der Soldaten deren Anstrengungen zu erkaufen, indem sie so unvermerkt das ganze Vaterland feilboten und sich selbst, um über die Besseren zu herrschen, zu Sklaven der Schlechtesten machten. Dies vertrieb Marius, führte Sulla zurück, machte Cinna zum Mörder des Octavius, den Fimbria zum Mörder des Flaccus.

      Damit machte vor allen anderen Sulla den Anfang, indem er die Untergebenen der anderen bestach und verlockte und für den Unterhalt der Seinigen verschwenderischen Aufwand trieb, sodass er – die anderen zum Verrat, die Seinigen zur Schwelgerei verführend – immer und besonders jetzt bei der Belagerung von Peiraieus einer großen Summe Geldes bedurfte.

      253. Aristion, der Befehlshaber von Athen, war aus Ausschweifung und Grausamkeit zusammengesetzt, der Auswurf der schlimmsten Laster und Leidenschaften des Mithridates, und war in diesen letzten Zeiten über die Stadt, die tausend Kriegen, Tyranneien und Unruhen glücklich entronnen war, wie eine tödliche Seuche gekommen. Während der Scheffel Weizen in der Stadt 1000 Drachmen56 galt, während die Einwohner das um die Burg wachsende Parthenia Sohlen und gesottene Ölschläuche aßen, schwelgte er bei hellem Tag in Trinkgelagen und Schmausereien, verhöhnte und verspottete die Feinde, ließ die heilige Lampe der Götter aus Mangel an Öl erlöschen und schickte der Oberpriesterin, die ihn um den zwölften Teil eines Scheffels Weizen bat, dieses Maß in Pfeffer. Die Senatoren und die Priester, welche ihn anflehten, sich der Stadt zu erbarmen und sich mit Sulla zu vergleichen, jagte er durch Pfeilschüsse auseinander.

      254.


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