Römische Geschichte. Cassius Dio
Читать онлайн книгу.auch Cyrus genannt.
87 Mitte Dezember.
XXXVII. BUCH
INHALT
(1–7) Pompeius bekriegt die Iberer in Asien. (8) Caesar als Ädil. (9) Wunderzeichen, Zensur. Alle nichtitalischen Fremden werden aus der Stadt gewiesen. (10) Bestrafung des Mörders von Ofella und anderer. Catilina. (10–14) Tod des Mithridates. (15–19) Iudaea. (20–25) Pompeius kehrt nach Ordnung der Angelegenheiten Asiens nach Rom zurück. (24–42) Cicero und Catilina. Was sie taten. (43) Angriffe auf Cicero und den Senat. (44–46) Caesar als Prätor. (47–49) Allobrogischer Krieg. (50–51) Pompeius in Rom. (52–58) Caesar, Proprätor von Lusitanien, eilt nach rühmlicher Verwaltung seiner Provinz nach Rom und bewirbt sich um das Konsulat. Er verbindet sich mit Pompeius und Crassus. Das Buch umfasst sechs Jahre mit folgenden Konsuln:
65 | Lucius Aurelius Cotta und Lucius Manlius Torquatus |
64 | Lucius Caesar und Gaius Martius Figulus |
63 | Marcus Tullius Cicero und Gaius Antonius |
62 | Decius Iunius Silanus und Lucius Licinius Murena |
61 | Marcus Pupius Piso und Marcus Valerius Messala Niger |
60 | Lucius Afranius und Quintus Caecilius Metellus Celer |
(1) Im folgenden Jahr, im Konsulat des Lucius Cotta und des Lucius Torquatus bekriegte Pompeius die Albaner und die Iberer, diese zuerst, gegen seine Absicht, von ihnen selbst genötigt. 2 Artokes nämlich, der König jener Völkerschaft, welche diesseits und jenseits des Flusses Kyrnos wohnt und hier an die Albaner, dort an die Armenier grenzt, schickte, aus Besorgnis, er möchte auch ihn angreifen, Gesandte unter dem Schein der Freundschaft an ihn, in Wirklichkeit aber, um ihn sicher zu machen und daher unvorbereitet zu überfallen. 3 Pompeius aber, davon benachrichtigt, fiel, bevor er sich gehörig rüsten und den unzugänglichen Pass besetzen konnte, in sein Land ein und erschien eher vor seiner Stadt, Akropolis genannt, als Artokes von seinem Anzug Kunde bekam. 4 Sie lag dicht in den Engpässen zwischen zwei vorspringenden Armen des Kaukasus, wo sie zur Bewachung des Eingangs befestigt worden war. Artokes fand in der Bestürzung nicht mehr Zeit zur Gegenwehr, flüchtete über den Fluss und brannte die Brücke hinter sich ab. 5 Die Besatzung der Stadt, welche in deren Verteidigung und bei einem Ausfall viel gelitten hatte, ergab sich. Pompeius, im Besitz des Passes, stellte auf ihm eine Besatzung auf und unterwarf von da aus das ganze Land diesseits des Flusses.
(2) Als er sich anschickte, über den Fluss Kyrnos zu setzen, schickte Artokes Gesandte an ihn und bat um Frieden, indem er sich zur Wiederherstellung der Brücke und zu freiwilliger Lieferung von Lebensmitteln erbot. 2 Er leistete auch beides, als wäre es ihm wirklich um einen Frieden zu tun. Als er Pompeius aber über dem Fluss sah, geriet er in Furcht, zog sich eiligst an den Petoros, einen anderen Fluss seines Landes, zurück und floh vor ihm, dem er den Übergang verwehren konnte, nachdem er ihm diesen selbst erleichtert hatte. 3 Sobald Pompeius dies erfuhr, setzte er ihm nach, erreichte und besiegte ihn. Er war ihm nämlich, bevor seine Bogenschützen ihre Kunst entwickeln konnten, im Schnellschritt zu Leibe gerückt und schlug ihn nun im Augenblick aus dem Feld. 4 Artokes eilte über den Fluss Petoros, brannte auch hier die Brücke ab und suchte das Weite. Von seinen Leuten kamen die einen im Handgemenge, die anderen beim Durchwaten des Flusses um. 5 Viele zerstreuten sich in die Wälder und schossen mehrere Tage von den sehr hohen Bäumen herab; da man diese aber fällte, fanden auch sie ihren Tod. Jetzt sandte Artokes nochmals einen Herold an Pompeius mit Geschenken ab, 6 welche dieser zwar annahm, um ihn durch Hoffnung auf Frieden von der weiteren Flucht abzuhalten, erklärte aber, dass er ihm nicht eher Frieden bewillige, bis er ihm seine Söhne als Geiseln geschickt haben würde. Jener bedachte sich eine Zeit lang, 7 bis die Römer über den im Sommer an einer Stelle eine Furt gewährenden Petoros setzten und nichts mehr im Wege fanden. Nun schickte er seine Söhne, und der Friede kam zustande.
(3) Pompeius, der hörte, dass er von hier nicht weit an den Phasis habe und hoffte, auf ihm nach Kolchis hinabgefahren, gegen Mithridates an den Bosporus vorrücken zu können, trat seinen Marsch an 2 und erhielt bei den Kolchern und ihren Grenznachbarn teils durch Bitten, teils durch Drohungen freien Durchzug. Weil man ihm hier aber sagte, dass ein Landzug durch die Gebiete vieler unbekannter und kriegerischer Völker führe, eine Fahrt zur See aber, der Wildheit der Anwohner wegen und weil die Küsten keine Häfen hätten, noch beschwerlicher werde, 3 ließ er Mithridates durch die Flotte beobachten, damit er nirgendwohin fortsegeln konnte, und ihm die Zufuhr der Lebensmittel abschneiden. Er selbst aber wandte sich gegen die Albaner, nicht auf dem kürzesten Wege, damit er die durch Bewilligung eines Friedens sich in Sicherheit Wähnenden umso unverhoffter überfiele, 4 sondern ging von Armenien aus, wohin er zurückkehrte, über den Kyrnos an einer Stelle, wo dieser durch die Sommerhitze gangbar geworden war, ohne Brücke. Die Reiterei musste stromabwärts, nächst dieser das Lastvieh und unter diesem das Fußvolk, durchwaten, damit die Pferde die Gewalt des Wassers brächen und das Vieh, wenn auch vom Strom ergriffen, auf das zur Seite gehende Fußvolk stoße und nicht weiter fortgerissen werden könnte. 5 Von da zog er zum Fluss Kambyses und blieb zwar von Feinden unangefochten, desto mehr aber litt er mit dem ganzen Heer, obgleich er meist nur zur Nachtzeit marschierte, an Hitze und Durst. Denn seine Wegweiser, aus den Reihen der Gefangenen, hatten ihn nicht den besten Weg geführt. 6 Auch der Fluss leistete ihnen nicht den Dienst, den er sollte; denn sein eiskaltes Wasser, im Übermaß getrunken, war diesen höchst verderblich. Da sie auch hier keinen Widerstand fanden, zogen sie weiter zum Fluss Abas und führten nur Wasser mit sich, ihre anderen Bedürfnisse erhielten sie gutwillig von den Eingeborenen, weshalb diesen auch nichts zuleide geschah.
(4) Schon waren sie über den Fluss, als Kunde vom Anzug des Oroises kam. Pompeius wollte ihn, bevor er die Stärke des Römerreiches erführe, zur Schlacht bewegen, weil er sonst vielleicht wieder abgezogen wäre. 2 Die Reiter stellte er mit den nötigen Verhaltensmaßregeln voran und ließ die anderen, auf das Knie gebeugt und hinter die Schilde versteckt, ruhig halten, sodass Oroises ihre Gegenwart nicht bemerkte, bis die Schlacht angefangen hatte. 3 In dem Wahn, mit den Reitern allein leichte Arbeit zu haben, griff dieser sie, die ihm geflissentlich nicht lange standhielten, an und verfolgte sie mit aller Macht. Da erhoben sich plötzlich die Legionen, trennten sich, um ihren Leuten Raum zur sicheren Flucht zu geben, empfingen die mit blinder Hitze verfolgenden Feinde, 4 umringten viele und machten sie nieder, die Reiter aber, zur Rechten und Linken umschwenkend, fielen denen, die nicht umzingelt waren, in den Rücken. So erlegten sie auf beiden Seiten eine große Anzahl, und die anderen, welche sich in die Wälder gerettet hatten, verbrannten sie mit dem Ruf: »Io Saturnalia! Saturnalia!«, weil sie sie an diesem Feste angegriffen hatten.
(5) Nach diesen Erfolgen durchzog Pompeius das Land und gab den Albanern Frieden, schloss auch mit Stämmen, die am Kaukasus bis ans Kaspische Meer (wohin sich das am Pontus anhebende Gebirge erstreckt) wohnen und an ihn Gesandtschaften schickten, Verträge. 2 Auch Phraates wollte das Bündnis mit ihm erneuern lassen. Denn da er ihn mit solchem Nachdruck auftreten und seine Unterbefehlshaber die anderen angrenzenden Teile Armeniens und des Pontus erobern, Gabinius aber über den Euphrat bis an den Tigris vordringen sah, sank ihm der Mut, und er wünschte jetzt den früheren Freundschaftsvertrag zu festigen, erreichte jedoch seine Absicht nicht. 3 Pompeius benötigte nach den bisherigen und den zu hoffenden Erfolgen ein gutes Vernehmen mit ihm nicht mehr und sprach mit seinen Gesandten nicht nur überhaupt in einem hohen Ton, sondern forderte auch die Landschaft Korduene, über die er mit Tigranes im Streit lag, heraus. 4 Als jene erklärten, hierüber keine Aufträge zu haben, schrieb er einiges an Phraates, wartete aber keine Antwort ab, sondern schickte Afranius sogleich dahin ab, nahm dieselbe ohne Schwertstreich in Besitz und gab sie dem Tigranes. 5 Afranius zog sodann, den Verträgen mit dem Parther zuwider, durch Mesopotamien nach Syrien, kam aber vom rechten Weg ab und litt viel durch den Winter und den Mangel an Lebensmitteln. Sie wären umgekommen, wenn nicht die Karräer, Abkömmlinge der Makedonier, die in jenen Gegenden wohnen, ihn