Römische Geschichte. Cassius Dio

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Römische Geschichte - Cassius Dio


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gestellt, auch den Ruhm seiner Taten für sich zu ernten hoffen dürfte. Wer dagegen würde unter den Befehlen eines anderen ohne Widerrede den gleichen Eifer betätigen, wenn er nicht für sich, sondern für einen anderen siegen soll?

      3 Dass aber einen solchen Krieg ein Mann nicht allein zu führen vermag, gesteht selbst Gabinius ein, wenn er dem gewählten Oberadmiral eine Menge Gehilfen beigeben will. Noch bleibt uns zu betrachten übrig, ob sie als Ober- oder als Unterbefehlshaber und Legaten, ob vom ganzen Volk mit unbeschränkter Gewalt oder von ihm allein als seine Handlanger ausgeschickt werden sollen. 4 Dass mein Vorschlag sowohl an sich als auch in Bezug auf die Seeräuber dem Gesetz mehr entspricht, wird mir keiner von euch bestreiten. Bedenkt aber noch überdies, welchen Schritt ihr geht, wenn ihr wegen des Seeräuberkrieges alle Regierungsgewalt auflösen und keine Herrschaft, weder in Italien noch in den Provinzen, fortbestehen lassen wollt.«80

      (20) […] und in Italien als Prokonsul auf drei Jahre. Auch gab man ihm 15 Unterbefehlshaber und so viele Schiffe, Gelder und Truppen, wie er wollte. Dies und was sonst noch zum Krieg erforderlich war, bestätigte, obwohl ungern, der Senat, 2 besonders da Piso im narbonensischen Gallien, seiner Provinz, den Unterbefehlshabern des Pompeius nicht gestattete, Werbungen anzustellen, und das Volk darüber aufgebracht war und ihn seiner Stelle entsetzt hätte, wenn nicht Pompeius selbst für ihn Fürsprache eingelegt hätte. 3 Nachdem er nun alles gemäß den Umständen nach Gutdünken vorbereitet hatte, befuhr er zu gleicher Zeit das ganze Meer, soweit es die Seeräuber beunruhigten, teils selbst, teils durch seine Unterbefehlshaber, und stellte noch in demselben Jahr fast überall die Ordnung her. 4 Denn er hatte so viel Schiffe und Truppen zu seiner Verfügung, dass ihm zu Wasser und zu Land niemand widerstehen konnte; er bewies aber dabei gegen diejenigen, welche sich ihm ergaben, so viel Menschlichkeit, dass er auch hierdurch sehr viele unterwarf. 5 Denn da die Leute, durch seine Macht überwältigt, diese Beispiele seiner Milde sahen, wurden sie sehr geneigt, sich ihm in die Arme zu werfen. Er sorgte nicht nur überhaupt für sie, sondern wies ihnen auch, damit sie nicht wieder aus Bedürftigkeit auf schlimme Wege gerieten, unbewohnte Gegenden an oder verpflanzte sie in Städte, die nicht genug Einwohner hatten. 6 Auf diese Weise wurde unter anderem von vielen das früher Soli genannte und von Tigranes zerstörte Pompeiopolis an der Küste von Kilikien wieder bevölkert.

      (21) Dies geschah unter den Konsuln Acilius und Piso. Auch wurde gegen die des Ämterkaufs Überführten von den Konsuln selbst das Gesetz81 gemacht, dass sie weder ein Amt bekleiden noch im Senat sitzen dürften und überdies einer Geldstrafe verfallen sollten. 2 Nachdem nämlich die Volkstribunen in ihre früheren Rechte82 zurückversetzt worden waren und viele der von den Zensoren aus dem Senat Entfernten ihre Stellen wieder zu erhalten suchten, entstanden bei allen Ämterbesetzungen viele Parteien und Zusammenschlüsse. 3 Dies taten aber die Konsuln nicht aus gerechtem Eifer gegen den Unfug (denn sie selbst waren auf ähnlichem Wege gewählt und Piso selbst deswegen belangt worden, hatte aber durch den einen und den anderen die Rücknahme der Anklage bewirkt), sondern weil sie vom Senat dazu genötigt worden waren. 4 Der Volkstribun Gaius Cornelius wollte nämlich, mit Zustimmung des Volkes, gegen die Schuldigen zu strenge Strafen in Vorschlag bringen. Der Senat jedoch, in der Voraussicht, dass die Androhung überhöhter Strafen zwar für den Augenblick abschreckt, 5 die Schuldigen aber, wenn sie, gesetzlich überführt, unrettbar verloren sind, nicht leicht Ankläger und Richter finden, eine mäßige Strafe dagegen viele zur Anklage bewegt und die Verurteilung nicht erschwert, befahl den Vorschlag des Tribuns in ermäßigter Gestalt dem Volk vorzulegen.

      (22) Weil aber schon die Wahlen angesagt waren und vor denselben kein Gesetz mehr gegeben werden durfte, die Bewerber um Staatsämter aber in der Zwischenzeit großes Unheil stifteten und sogar blutige Händel vorfielen, beschloss man, das Gesetz noch vorher durchzusetzen und den Konsuln Personenschutz zu geben. 2 Darüber aufgebracht, brachte Cornelius in Antrag, dass der Senat nicht das Recht haben sollte, einem, der nicht gesetzlich darum anhielte, ein Amt zu geben oder sonst ein dem Volk zustehendes Recht auszuüben, wofür uralte Gesetze sprachen, an die man sich aber nicht hielt. 3 Als es darüber zu heftigem Streit kam, weil sich außer vielen anderen Senatoren auch Piso widersetzte, zerbrach ihm die Menge die fasces und drohte, ihn in Stücke zu zerreißen. 4 Da Cornelius sah, dass die Sache zu weit führe, entließ er, bevor es noch zum Schluss kam, die Versammlung, fügte aber nachher seinem Gesetzesvorschlag hinzu, dass der Senat durchaus den Antrag stellen, das Volk ihn aber zum Beschluss erheben müsste.

      (23) So setzte er dieses und noch folgendes andere Gesetz durch. Bisher hatten die Prätoren die Rechtsgrundsätze, nach denen sie richten wollten, öffentlich bekannt gemacht. 2 Da sie aber nicht alle über die Verträge bestehenden Rechtsnormen beachteten und dies nicht nur das eine oder das andere Mal unterließen und sich nicht einmal an die von ihnen selbst festgestellten Grundsätze hielten, sie oft sogar veränderten und dabei je nach Gunst oder Feindschaft, wie es zu gehen pflegt, verfuhren, so schlug er vor, dass sie die Grundsätze, nach denen sie Recht sprechen wollten, vorher bestimmen und nicht davon abweichen sollten. 3 Überhaupt waren die Römer damals so ernstlich darauf bedacht, Bestechungen zu verhüten, dass sie nicht nur die Überführten bestraften, sondern auch den Anklägern Belohnungen aussetzten. Als daher Marcus Cotta seinen Quästor Publius Oppius wegen Bestechung und Verdachts heimlicher Nachstellung entlassen, sich selbst aber in Bithynien Erpressungen erlaubt hatte, 4 ehrten sie dessen Ankläger Gaius Carbo, obgleich er zuvor bloß Volkstribun gewesen war, mit den konsularischen Auszeichnungen. Als dieser aber später in seiner Provinz Bithynien ebenso schlimm wie Cotta verfuhr, wurde er von dessen Sohn deswegen belangt und schuldig befunden. 5 Oft geschieht es, dass man andere tadelt und den Tadel nicht selbst beherzigt und gar zu gerne selbst tut, was man bei anderen strafbar findet; sodass man nicht darauf rechnen darf, dass einer das hasst, was er anderen als Verbrechen anrechnet.

      (24) Lucius Lucullus nahm nach Beendigung seines Richteramtes in der Stadt Rom die ihm durch das Los zugefallene Provinz Bithynien aus Abneigung gegen die Statthalter nicht an, weil die meisten in den Provinzen eben nicht zum Besten wirtschafteten. Seine sanfte Gemütsart hatte er zur Genüge beurkundet. 2 Denn als Acilius seinen Richterstuhl zerschlagen ließ, weil er ihn beim Vorübergehen gesehen hatte und nicht aufgestanden war, wurde er so wenig aufgebracht, dass er und, um ihm zu gefallen, seine Amtsgenossen sofort stehend ihr Urteil sprachen.

      (25) Auch Roscius und Gaius Manilius brachten als Volkstribunen neue Gesetze in Antrag. Jener wollte die Sitze der Ritter in den Schauspielen von den übrigen abgesondert wissen und kam dadurch sehr zu Ehren. 2 Manilius hätte für seinen Antrag beinahe mit dem Leben gebüßt. Er hatte nämlich am letzten Tag des Jahres noch gegen Abend, von einigen aus der Menge unterstützt, den Freigelassenen gleiches Stimmrecht mit ihren früheren Herren zugesagt. 3 Als dies der Senat tags darauf, am ersten Tag des Monats, erfuhr und Lucius Tullius und Aemilius Lepidus das Konsulat angetreten hatten, verwarf der Senat den Vorschlag desselben. Durch den Unwillen des Volkes in Furcht versetzt, nannte er als Urheber seines Vorschlags anfangs Crassus und andere. 4 Als ihm aber niemand glaubte, fing er an, Pompeius zu schmeicheln; obgleich ungern, besonders da er merkte, dass Gabinius bei demselben hoch angeschrieben war. Denn nun schlug er vor, dass diesem (dem Pompeius) der Krieg gegen Tigranes und Mithridates und Bithynien und Kilikien als Provinz zuerkannt wurden.

      (26) Unwille und Widerspruch der Großen regten sich zwar auch jetzt, besonders weil Marcius und Acilius, bevor ihr Jahr zu Ende ging, von ihrer Verwaltung abtreten mussten. 2 Das Volk aber genehmigte, obgleich es, als wäre der Krieg schon beendigt, Männer abgeschickt hatte, um die nach Lucullus’ Briefen eroberten Länder auf römisches Maß einzurichten, den hauptsächlich von Caesar und Marcus Cicero unterstützten Antrag. 3 Diese sprachen aber dafür, nicht weil sie denselben dem Staat für zuträglich hielten oder dem Pompeius einen Gefallen erweisen wollten, 4 sondern weil er auch ohne sie durchgegangen wäre. Caesar hatte noch die Nebenabsicht, das Volk für sich zu gewinnen, weil er


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