Römische Geschichte. Cassius Dio
Читать онлайн книгу.einen sehr tiefen Schatten warfen, schlugen die Barbaren, die Feinde ganz nahe glaubend, in die Luft und wurden, wenn sie im Schatten fortrückten, ehe sie sich’s versahen, verwundet: So kamen ihrer viele um und nicht weniger wurden gefangen. Doch entkam eine große Anzahl und unter ihnen Mithridates.
(33) Nun eilte er anfangs dem Tigranes zu; als aber seine Botschaft keine freundschaftliche Aufnahme fand, weil er ihn im Verdacht hatte, er, der Großvater, habe seinen Sohn Tigranes zu der Empörung wider ihn verleitet, und ihn deshalb nicht nur nicht aufnahm, sondern auch seine Gesandten festsetzen und in Ketten werfen ließ, 2 wandte er sich, dieser Hoffnung beraubt, nach Kolchis und gelangte von dort, teils mit gutem Willen der Eingeborenen, teils mit dem Schwert sich Bahn brechend, an den See Maiotis84 und den Bosporus, unterwarf sich das Land und setzte seinen Sohn Machares, der aufseiten der Römer war und daselbst herrschte, so in Furcht, dass er ihm nicht unter die Augen zu kommen wagte. Er ließ ihn durch seine Umgebung, der er Straflosigkeit und Schätze versprach, umbringen. 3 Während dieser Vorgänge ließ ihn Pompeius verfolgen, und als derselbe über den Fluss Phasis entflohen war, baute er an der Stelle, wo er gesiegt hatte, eine Stadt, die er mit seinen verwundeten und altersschwachen Soldaten bevölkerte. Auch schlossen sich viele Eingeborene aus der Nachbarschaft an sie an; sie heißen noch jetzt Nikopolitaner und sind der Provinz Kappadokien zugeteilt. Dies tat Pompeius.
(34) Tigranes, der Sohn des Tigranes, war inzwischen mit einigen Großen, denen der Greis nicht nach ihrem Sinne regierte, zu Phraates entflohen und bewegte diesen, der über die infolge seines Bündnisses mit Pompeius zu ergreifenden Maßregeln sich noch bedachte, in Armenien einzufallen. 2 Sie unterwarfen sich alles, was ihnen in den Weg kam, rückten vor die Stadt Artarata und belagerten sie, weil der alte Tigranes aus Furcht vor ihnen ins Gebirge entflohen war. Da aber die Belagerung längere Zeit zu erfordern schien und Phraates, einen Teil des Heeres dem Sohn Tigranes überlassend, in sein Reich zurückkehrte, zog der Vater wider ihn heran und besiegte ihn. 3 Dieser wollte nun anfangs zu seinem Großvater Mithridates flüchten, da er aber hörte, dass jener, selbst geschlagen, mehr der Hilfe bedurfte, als dass er anderen beistehen könnte, begab er sich zu den Römern und diente dem Pompeius als Führer auf seinem Zug nach Armenien gegen seinen Vater Tigranes.
(35) Auf diese Nachricht hin geriet Tigranes in Furcht, sandte ihm sogleich einen Herold entgegen und lieferte ihm die Gesandten des Mithridates aus. Als er aber auf die Anschuldigungen seines Sohnes keine billigen Bedingungen erhielt, sondern Pompeius dessen ungeachtet über den Araxes ging und sich Artarata näherte, 2 übergab er ihm die Stadt, kam freiwillig in dessen Lager, in einem Aufzug, der zwischen der früheren Hoheit und der jetzigen Erniedrigung möglichst die Mitte hielt, um demselben nicht minder Achtung als Mitleid einzuflößen. 3 Die weiß gestreifte Tunika und den ganz purpurnen Kandys (Mantel) hatte er abgelegt, trug aber noch die Tiara mit dem Diadem auf dem Haupt. Pompeius hatte ihm zwar, da er nach Landessitte ins Lager hereinreiten wollte, durch einen abgeschickten Liktor bedeutet, vom Pferd zu steigen. 4 Als er ihn aber zu Fuß herankommen, das Diadem abwerfen und auf den Knien zu seinen Füßen liegen sah, sprang er auf, hob ihn von der Erde, wand ihm das Diadem um, ließ ihn auf einen Sessel neben sich setzen und tröstete ihn unter anderem mit der Versicherung, dass er nicht so sehr die Herrschaft über Armenien verloren als vielmehr die Freundschaft der Römer gewonnen habe. Mit diesen Worten sprach er ihm Mut ein und lud ihn zur Tafel.
(36) Sein Sohn, der dem Pompeius zur Seite saß, stand vor dem Vater weder auf noch bewillkommnete er ihn, auch erschien er, obgleich gebeten, nicht bei der Tafel, was ihm Pompeius sehr übel nahm. 2 Am folgenden Tag hörte er sie beide und gab dem Vater sein ganzes ererbtes Reich zurück, nahm ihm aber sein erworbenes sehr bedeutendes Territorium (unter anderem Teile von Kappadokien und Syrien, Phönikien, das Grenzland Armeniens Sophanene)85 ab und legte ihm noch eine Geldschatzung auf. Dem Sohn aber teilte er Sophanene zu, wo sich die Schätze des Königs befanden. 3 Über diese kam der junge Tigranes in Streit, und da er sich nicht durchsetzte, weil Pompeius sonst nicht zu dem Schatzungsgeld gekommen wäre, war er ungehalten und wollte entweichen. Pompeius, welcher es noch zuvor erfuhr, nahm ihn in Haft, ohne ihn jedoch zu fesseln. Dann schickte er dem Wächter der Schätze die Weisung, alles Geld an den König abzuliefern. 4 Als sie aber nicht gehorchten und sich damit entschuldigten, dass der junge Tigranes, dem dieses Land jetzt angehöre, es ihnen befehlen müsse, schickte er diesen selbst zu den Schlössern, wo die Schätze aufbewahrt wurden. Als er sie verschlossen fand, rückte er vor dieselben heran und befahl, obgleich wider Willen, sie zu öffnen. Als sie sich immer noch weigerten, weil er nicht freiwillig, sondern gezwungen den Befehl erteile, verlor Pompeius die Geduld und ließ den Tigranes in Fesseln legen. 5 So kam der alte Tigranes in den Besitz der Schätze, er selbst aber überwinterte in drei Heeresteilen in dem Land Anaïtis und an den Ufern des Flusses Kyrnos86 und erhielt von Tigranes sowohl viel andere Unterstützung als auch noch weit mehr Geld, als er ausbedungen hatte, 6 was auch hauptsächlich dazu beitrug, dass er ihn später unter die Freunde und Bundesgenossen des römischen Volkes aufnahm; den Sohn aber führte er unter Bewachung nach Rom.
(37) Dessen ungeachtet waren seine Winterquartiere nicht ruhig. Oroises nämlich, König der Albaner jenseits des Kyrnos, zog, zum Teil wohl, um seinem Freund, dem jüngeren Tigranes, einen Dienst zu leisten, teils und hauptsächlich aus Besorgnis, die Römer möchten auch in Albanien einfallen, und in der Hoffnung, durch eine Überrumpelung der in mehreren Lagern verteilten Feinde einen Hauptschlag auszuführen, zur Zeit der Saturnalien87 gegen sie zu Felde. 2 Er selbst rückte gegen Metellus Celer vor, bei dem sich Tigranes befand; einen zweiten Heeresteil schickte er gegen Pompeius selbst, einen dritten gegen Lucius Flaccus, den Befehlshaber des dritten Winterlagers, damit alle drei Angegriffenen sich nicht zu Hilfe kommen könnten. 3 Er richtete aber auf keiner Seite etwas aus. Ihn selbst wies Celer mutig ab; Flaccus aber, welcher seinen Wall, seines großen Umfangs wegen, nicht haltbar fand, ließ einen zweiten, engeren graben, machte die Feinde glauben, er tue es aus Furcht und verlockte sie in den äußeren Wall. 4 Hier machte er unerwartet einen Ausfall auf sie, und tötete viele derselben teils im Handgemenge, teils auf der Flucht. Indessen hatte Pompeius den Angriff der Feinde auf die anderen Punkte vorher erkundet, ging den wider ihn Ausrückenden unerwartet entgegen, schlug sie und eilte, wie er war, auf Oroises zu. 5 Diesen holte er zwar nicht ein, weil er, von Celer zurückgeschlagen und von den misslungenen Angriffen der anderen benachrichtigt, zurückgeflüchtet war, erreichte aber viele Albaner beim Übersetzen über den Kyrnos und machte sie nieder. Hierauf schenkte er ihnen auf ihre Bitte den Frieden. Zwar hatte er auch große Lust, sogleich in ihr Land einzufallen, wegen des Winters aber schob er den Krieg nicht ungern auf. So viel von seinen bisherigen Unternehmungen.
70 Gabinius, der ihm auch den Oberbefehl gegen die Seeräuber verschafft hatte.
71 So z.B. dem Mithridates.
72 Pompeius war da 23 Jahre alt, erst mit 25 Jahren galt er als iuvenis.
73 In Sizilien gegen Perpenna und Carbo, in Afrika gegen Domitius.
74 Gegen Sertorius.
75 Pompeius war der Erste, der als Ritter triumphierte, ohne Konsul oder Prätor gewesen zu sein.
76 Zum Zeitpunkt der Rede war Pompeius 40 Jahre alt.
77 Da die Anzahl der Tribus 35 war, war die achtzehnte hier bereit ausschlaggebend.
78 Der Diktator wurde in besonderen Notfällen von den amtierenden Konsuln ernannt, nicht vom Volk gewählt.
79 Aulus Atilius Calatinus 250 v.Chr.
80 Hier fehlt der letzte Teil der Rede des Catulus sowie die Reaktion der Zuhörer. Fest steht, dass Pompeius am Ende das Imperium gegen die Seeräuber übertragen wurde.
81 Die lex Calpurnia de ambitu.
82 Die ihnen Sulla genommen hatte.
83 Hier scheint ein Textabschnitt zu fehlen.
84 Das Asowsche Meer.
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