Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers

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Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie - Georg Ebers


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Zopyrus!« rief der Befreite, seinen Retter umarmend. »Ich bin bereit, mein letztes Goldstück mit Dir zu theilen und, was mehr sagen will, Dir zu Liebe in dem verwünschten Loche, aus dem ihr mich befreit, eine volle Woche zu sitzen! – Aber die Anker werden gelichtet! Lebe wohl, braver Hellene! Grüße die Blumenschwestern von mir; besonders die kleine Stephanion, und sage ihr, sie habe es mir zu danken, wenn sie ihr lästiger langbeiniger Bräutigam so bald nicht wieder versorgen werde. – Aber noch Eins! Nimm diesen Beutel mit Gold für das Weib und die Kinder des ägyptischen Naseweis, dem ich in der Hitze des Gefechts so übel mitgespielt habe.«

      Sechstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Schon zu Ephesus erhielt das junge Ehepaar die Nachricht vom Tode des Amasis. Von dort führte sie ihr Weg erst nach Babylon, dann nach Pasargadä in der Provinz Persis. Hier befanden sich Kassandane, Atossa und Krösus. Erstere hatte das Bedürfniß empfunden, vor dem Zuge nach Aegypten, den sie mitmachen sollte, das nach Angabe des Krösus jüngst vollendete Grabmal ihres verstorbenen Gatten aufzusuchen. Die Greisin, welche das Licht ihrer Augen durch die Kunst des Nebenchari wiedererlangt hatte, war über die würdige Ausführung der Begräbnisstätte hoch erfreut und verweilte täglich stundenlang in dem herrlichen Lustgarten, welche dieselbe umgab.

      Das Denkmal des Cyrus bestand aus einem riesigen Sarkophage von Marmorblöcken, der, einem Hause ähnlich, auf einem Unterbau von sechs hohen Marmorstufen ruhte. Das Innere des Sarkophages war gleich einem Zimmer ausgestattet und enthielt neben dem goldenen Sarge, in welchem die von Hunden, Geiern und den Elementen verschonten Ueberreste des Cyrus ruhten, ein silbernes Bett und einen Tisch von gleichem Metall, auf welchem goldene Becher standen und vielerlei Gewänder mit den reichsten Edelstein-Geschmeiden lagen.

      Kassandane fühlte sich in der frischen Gebirgsluft, welche das Grab ihres geliebten Verstorbenen umwehte, unendlich wohl und sah mit Freude, daß auch Atossa an diesem stillen, schönen Orte ihre alte Heiterkeit; welche sie seit dem Tode der Nitetis und der Abreise des Darius verloren hatte, wiedergewann. Sappho befreundete sich bald mit der neuen Mutter und Schwester und verließ, wie diese, nur ungern das schöne Pasargadä.

      Darius und Zopyrus waren bei dem großen Reichsheere, welches sich in der Ebene des Euphrat sammelte, verblieben, und auch Bartja mußte vor dem Aufbruche desselben nach Babylon zurück.

      Kambyses zog seiner heimkehrenden Familie entgegen und sprach sich über die Schönheit seiner jungen Schwägerin mit Bewunderung aus, während Sappho den Bruder ihres Gatten, wie sie Bartja gestand, nur mit Furcht betrachten konnte.

      Der König hatte sich in wenigen Monaten sehr verändert. Seine sonst nicht unedel geformten bleichen Züge waren jetzt vom übermäßigen Genusse des Weines unschön geworden und geröthet. Seine dunklen Augen hatten zwar die alte Gluth behalten, brannten aber in einem unreineren Feuer als früher. Sein sonst so glänzendes, rabenschwarzes Haar umwallte jetzt, grau und wüst, sein Haupt und Kinn, während das triumphirend stolze Lächeln, welches sonst seine Züge verschönte, einem Ausdrucke verachtungsvollen Ueberdrusses und herber Strenge gewichen war.

      Nur in der Trunkenheit, einem Zustande, der bei ihm längst aufgehört hatte, etwas Ungewöhnliches zu sein, hörte man ihn lachen; dann aber wiehernd und maßlos.

      »Ihr wißt,« so begann er, »daß ihr, meine Träume deutend, behauptet habt, Atossa würde einen künftigen König dieses Reiches gebären. Werde ich gegen die Götter sündigen, wenn ich meine Schwester zum Weibe nehme und wahr mache, was mir mein Traum verhieß?« –

      Die Magier beriethen sich kurze Zeit; dann warf sich Oropastes, der Oberpriester, vor dem Könige nieder und sprach:

      Kambyses entließ die Magier mit reichen Geschenken, übergab Oropastes alle Vollmachten als Statthalter des Reichs und verkündete später seiner entsetzten Mutter, er gedenke, sobald er die Aegypter besiegt und den Sohn des Amasis bestraft haben würde, seine Schwester Atossa heimzuführen.


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