Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers

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Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie - Georg Ebers


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vergiftet!«

      »Der Unglückliche!« rief Krösus. »Von den Göttern verblendet, mußte er, als Verräther seines Vaterlandes, statt der Rache, Verzweiflung ernten!«

      Die Perser verließen, winkend und grüßend, das Schiff. Auch Bartja wandte sich noch einmal um, trat fehl und fiel auf der Landungsbrücke nieder.

      Zopyrus eilte herbei und rief dem Freunde, welcher schon ohne seine Hülfe aufgesprungen war, lachend zu: »Nimm Dich in Acht, Bartja! Es bedeutet Unglück, wenn man, an’s Land tretend, hinfällt – Mir ging es gerade so, als wir damals zu Naukratis vom Schiffe stiegen!«

      Achtes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Der König dieses seltsamen Volkes nahm die Geschenke, welche ihm Kambyses übersandt hatte, spottend an und sagte, er wisse recht wohl, daß den Persern nichts an seiner Freundschaft gelegen und Prexaspes nur gekommen sei, um Aethiopien auszukundschaften. Wenn der Fürst von Asien rechtschaffen wäre, so würde er sich mit seinem großen Reiche begnügen und ein Volk, das ihm keine Beleidigung zugefügt habe, nicht unterjochen wollen. »Bringe Deinem Könige diesen Bogen,« sagte er, »und rathe ihm, er möge dann erst gegen uns zu Felde ziehen, wenn die Perser Waffen, wie diese, ebenso leicht wie wir zu spannen vermögen. Uebrigens soll Kambyses den Göttern danken, daß die Aethiopen noch nicht auf den Einfall gekommen sind, zu ihrem eigenen auch noch fremde Gebiete zu erobern!«

      Nach diesen Worten spannte er seinen Bogen ab und gab ihn Prexaspes, der das mächtige Geschoß von Ebenholz seinem Gebieter überbrachte.

      Diesen Traum, zu dessen Deutung er weder Mobeds noch Chaldäer bedurfte, erregte erst seinen Zorn, dann sein Nachdenken.

      »Hast Du nicht,« so fragte sich der schlaflose Mann, »Deinem Bruder Grund zur Rache gegeben? Sollte er vergessen haben, daß Du ihn schuldlos in den Kerker warfest und zum Tode verurteiltest? Würden ihm nicht alle Achämeniden, wenn er die Hand gegen Dich erheben wollte, zur Seite stehen? Was habe ich auch gethan, um mir die Liebe dieser feilen Höflinge zu erwerben? Was will ich in Zukunft thun, um sie für mich zu gewinnen? Gibt es denn nach dem Tode der Nitetis und der Flucht jenes wunderbaren Hellenen noch einen einzigen Menschen, dem ich trauen, auf dessen Zuneigung ich zählen darf?«

      Diese Fragen erregten sein siedendes Blut so sehr, daß er von seinem Lager sprang und ausrief: »Die Liebe will nichts von mir, ich nichts von der Liebe wissen! Andere mögen es mit Güte versuchen; ich muß Strenge üben, sonst verfalle ich den Händen Derer, die mich hassen, weil ich gerecht gewesen bin und schweres Unrecht mit schweren Strafen heimgesucht habe. In meine Ohren flüstern sie Schmeichelworte, hinter meinem Rücken verfluchen sie mich! Selbst die Götter sind meine Feinde, denn sie rauben mir Alles, was ich liebe, und gönnen mir nicht einmal Nachkommen und den mir gebührenden Waffenruhm! Ist denn Bartja so viel besser als ich, daß ihm Alles, was ich entbehren muß, hundertfach zu Theil wird? Liebe, Freundschaft, Ehre, Kinder, Alles fließt ihm zu, wie dem Meere die Ströme, während mein Herz wie die Wüste verdorrt! – Aber noch bin ich König, noch kann und will ich ihm zeigen, wer der Stärkere ist von uns Beiden; mag auch sein Scheitel an den Himmel stoßen! Nur Einer darf groß sein in Persien! Er oder ich, ich oder er! In den nächsten Tagen will ich ihn nach Asien zurückschicken und zum Satrapen von Baktrien machen. Dort mag er sich von seinem Weibe Lieder singen lassen und den Wärter seines Kindes spielen, während ich im Kampfe gegen die Aethiopen ungeschmälerten Ruhm gewinne! Heda, ihr Ankleider! Bringt meine Gewänder und einen tüchtigen Morgentrunk! Ich will den Persern zeigen, daß ich zum Könige von Aethiopien tauge und sie allesammt im Bogenspannen bemeistere! Noch einen Trunk! Ich spanne das Geschoß, auch wenn seine Sehne ein Schiffstau und das Bogenholz eine Ceder wäre!«

      Nach diesen Worten leerte er einen riesigen Humpen voll Wein auf einen Zug und begab sich, im vollen Bewußtsein seiner riesigen Kraft, des Erfolges gewiß, in den Schloßgarten, woselbst alle Großen des Reichs auf den König warteten und ihn mit lautem Zuruf, den Boden mit der Stirn berührend, empfingen.

      Auf einen Wink des Königs erhoben sich die Achämeniden von der Erde.

      Sein Blick überflog ihre Reihen und blitzte freudig auf, als er die Abwesenheit seines Bruders bemerkte. Nun überreichte Prexaspes seinem Gebieter den äthiopischen Bogen und zeigte ihm eine in ziemlicher Entfernung aufgestellte Schießscheibe. Kambyses lachte über die Größe derselben, wog das Geschoß mit der Rechten, forderte seine Getreuen auf, ihr Glück vor ihm zu versuchen, und übergab den Bogen zuerst dem greisen Hystaspes, als dem Vornehmsten der Achämeniden.

      Während erst dieser, dann die Häupter der anderen sechs vornehmsten Geschlechter in Persien sich vergeblich abmühten, die ungeheure Waffe zu spannen, leerte der König Becher auf Becher und wurde um so fröhlicher, je weniger es einem von ihnen gelingen wollte, die Aufgabe des Aethiopen zu lösen. Endlich ergriff Darius, dessen Kunst im Bogenspannen berühmt war, das Geschoß und versuchte seine Kraft. Aber trotz aller Anstrengung gelang es ihm nur, das eisenfeste Holz einen Finger breit zu biegen. Der König nickte ihm dieses Erfolges wegen freundlich zu und rief, mit siegesgewissem Blicke seine Verwandten und Großen musternd: »Gib den Bogen her, Darius! Ich will euch zeigen, daß nur Einer in Persien lebt, der den Namen ›König‹ verdient, daß nur Einer es wagen darf, gegen


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