Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers

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Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie - Georg Ebers


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      Während seiner ganzen Regierung bemühte er sich, die Härte, mit welcher Kambyses die Aegypter behandelt hatte, durch Güte wieder gut zu machen, und noch in späteren Jahren beschäftigte er sich gern mit den geistigen Schätzen jenes weisen Volkes, dessen Sitten und Religion, so lange er lebte, von Niemand angetastet werden durften. Der greise Oberpriester Neithotep, welcher sein Lehrer gewesen war, erfreute sich bis an sein spätes Ende der Gunst des Fürsten, welcher die astrologischen Kenntnisse des alten Weisen nicht selten in Anspruch nahm.

      Darius ließ, als ein würdiges Denkmal seiner Größe, einen herrlichen Palast auf dem Berge Rachmed bei Persepolis erbauen, dessen Trümmer heute noch das Staunen und die Bewunderung der Reisenden erwecken. Sechstausend ägyptische Bauleute, welche unter Kambyses nach Asien geführt worden waren, halfen bei diesem Werke und unterstützten die Arbeiter, denen es oblag, eine Königsgruft für Darius und seine Nachkommen anzulegen. Die schwer zugänglichen Felsenkammern derselben haben der Zeit getrotzt und dienen heute zahllosen wilden Tauben zur Wohnung.

      Weiter unten nennt er auch die Namen der Stammhäupter, welche ihm, die Magier zu stürzen, geholfen hatten, und an einer andern Stelle heißt es: »Es spricht Darius der König: Das, was ich gethan, das hab’ ich in aller Weise durch die Gnade Auramazda’s gethan. Auramazda brachte mir Beistand und die übrigen Götter, die es gibt. Deßwegen brachte mir Auramazda Beistand und die übrigen Götter, welche es gibt, weil ich nicht feindselig war, kein Lügner war, kein gewalttätiger Herrscher war, weder ich noch meine Familie. Wer meinen Stammgenossen geholfen hat, den hab’ ich wohl begünstigt, wer feindselig war, den hab’ ich strenge bestraft. Du, der Du nachher König sein wirst, ein Mann, der ein Lügner oder Aufrührer ist, dem sei nicht freundlich gesinnt, den strafe mit strenger Strafe. Es spricht Darius der König: Du, der Du nachher die Tafel sehen wirst, die ich geschrieben habe, oder diese Bilder, verderbe sie nicht, sondern, so lange Du lebest, bewahre sie u. s. w.«

      Schließlich bleibt uns nur noch zu erzählen übrig, daß Zopyrus, der Sohn des Megabyzus, bis an sein Ende der treueste Freund des Darius blieb.

      Dieser wußte die Güte seines königlichen Freundes zu vergelten, denn als Darius Babylon, das sich nach dem Tode des Kambyses von dem persischen Reiche losriß, neun Monate lang fruchtlos belagert hatte, erschien er eines Tages, als man bereits die Belagerung aufheben wollte, blutend ohne Nase und Ohren vor dem Könige und erklärte ihm, daß er sich selbst verstümmelt habe, um die Babylonier, welche ihn ebensogut kennen müßten, als er einstmals mit ihren Töchtern befreundet gewesen sei, hinter’s Licht zu führen. Er wolle den übermüthigen Städtern einreden, Darius habe ihn so verunstaltet, und er komme zu ihnen, um sich mit ihrer Hülfe an dem Könige zu rächen. Sie würden ihm Truppen übergeben, mit denen er, um das Vertrauen der Bürger vollkommen zu erwerben, einige glückliche Ausfälle zu machen gedenke. Endlich wolle er sich die Schlüssel der Thore verschaffen und mit ihnen die Pforte der Semiramis seinen Freunden öffnen.

      Diese in scherzhaftem Ton gesprochenen Worte und der traurige Anblick seines einst so schönen Freundes rührten den König bis zu Thränen; als aber die beinah’ uneinnehmbare Festung durch die List des Zopyrus in der That erobert worden war, rief er aus: »Ich würde hundert Babylon hingeben, wenn sich mein Zopyrus nicht also verstümmelt hätte!«

      Wenige Herrscher konnten sich so opferwilliger Freunde rühmen, als Darius, weil Wenige gleich ihm Dankbarkeit zu üben verstanden.


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