Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers
Читать онлайн книгу.Die Inselbewohner wehrten sich verzweifelt gegen die fremden Kriegsvölker des neuen Tyrannen und sagten, als sie sich endlich ergeben mußten:
»Um Syloson’s willen haben wir viel Platz im Lande686.«
Rhodopis erlebte noch die Ermordung des Tyrannen Hipparchus, Gewalthabers von Athen, durch Harmodius und Aristogiton und starb endlich, fest vertrauend auf den hohen Beruf der Hellenen, in den Armen ihrer besten Freunde, Theopompus des Milesiers und Kallias des Atheners.
Ganz Naukratis betrauerte die edle Greisin; Kallias aber sandte einen Boten nach Susa, um dem Könige und Sappho den Tod seiner Freundin mitzutheilen.
Wenige Monate später erhielt der Satrap von Aegypten folgende Zuschrift von der Hand des Darius:
»Da wir die jüngst in Naukratis verstorbene Hellenin Rhodopis gekannt und verehrt haben, da die Enkelin derselben, als Wittwe eines rechtmäßigen Thronerben des persischen Reichs, heute noch die Ehren einer Königin genießt, da ich endlich die Urenkelin der Abgeschiedenen, Parmys687, die Tochter des Bartja und der Sappho, jüngst zu meiner dritten rechtmäßigen Gattin erwählt habe, so scheint es mir billig, daß wir den sterblichen Ueberresten der Ahnfrau zweier hoher Fürstinnen königliche Ehre angedeihen lassen. Darum verordne ich, daß Du die Asche der Rhodopis, welche wir stets für die größte und seltenste aller Frauen gehalten haben, in dem größten und seltensten aller Denkmäler, das heißt in der schönsten der Pyramiden, mit fürstlichem Gepränge beisetzen lassest. In beifolgender kostbaren Urne, welche Sappho sendet, soll die Asche der Verstorbenen aufbewahrt werden.
Gegeben in dem
neuen Reichspalaste zu Persepolis.
Darius, Sohn des Hystaspes, König.«
Anmerkungen
Band 1
1 τοιη̃δ’ αμφὶ γυναικὶ πολὶν χρόνον άλγεα πάσχειν
2 Nach Köchly’s trefflicher Uebersetzung.
3 [Diese Anmerkungen sind hier, mit der ursprünglichen Nummer versehen, jeweils unter den Text gesetzt.]
4 (Anm. 1) Wilkinson, Manners and customs of the ancient Egyptians. III. 196 und III. plate XIV. Eine schöne Zusammenstellung der Fahrzeuge, deren sich die alten Aegypter bedienten, findet sich bei Dümichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin, T. I–V, T. XXV–XXXI. Hier sehen wir auch die von einer Ophirfahrt heimkehrenden Schiffe, welche, außer den Pfauen, alle jene Schätze mitbringen, von denen wir durch das I. B. der Könige wissen (9, 28; 10, 11), daß sie den mit seinem Freunde Hiram von Phönizien Seefahrer aussendenden Salomo bereicherten. Selbst über den Fortschritt der nautischen Kunst bei den Aegyptern geben die Denkmäler Kunde. Das bewegliche Steuer ward erst in späterer Zeit verwendet. Werkstellen von Schiffbauern zeigen die Monumente schon in der Pyramiden-Zeit, z. B. in den Mastaba von Sakkara, welche sich die Reichsgroßen in der vierten Dynastie als Grüfte und Grabkapellen erbauten. Sie gaben den Mastaba die Form von abgestumpften Pyramiden, ließen ihre Außenwände ungeschmückt; ihr Inneres wurde aber um so reicher ornamentirt mit jenen zarten und doch scharf und charakteristisch behandelten Basreliefs, die heute noch die Bewunderung unserer Bildhauer erwecken. Schiffsdarstellungen z. B. in dem Mastaba des Ti. Dümichen, Resultate der auf Befehl Sr. Maj. des Königs Wilhelm I. unternommenen Reise I. T. II. und IV. Als Beigabe zu diesem Werke gibt der Verfasser eine ganz vorzügliche Abhandlung von Graser, dem größten Kenner des antiken Seewesens. Das Seewesen der alten Aegypter. - »» Fußnote 69
5 Die Chlamis war ein leichter Sommermantel von meist kostbaren Stoffen, welcher namentlich von eleganten Athenern getragen wurde. Der einfache Mantel, das Himation, wurde von den dorischen Griechen, namentlich den Spartanern, getragen.
6 (Anm. 2) Diese Stadt, welche der Schauplatz eines Theiles unserer Erzählung sein wird, lag im Nordwesten des Nildelta’s im saïtischen Nomos oder Bezirke, am linken Ufer der kanopischen Mündung des Nils. Nach Strabo und Eusebius ist dieselbe von Milesiern gegründet worden, und zwar, wie Bunsen rechnet, um 749 v. Chr. In früherer Zeit scheint griechischen Schiffen die Einfahrt in die kanopische Mündung nur im Nothfalle gestattet gewesen zu sein. Damals beschränkte sich auch der ganze Verkehr der Aegypter mit den verhaßten Ausländern auf die kleine, der Stadt Thonis gegenüber liegende Insel Pharus. Hom. Odyss. IV. 36. Herod. II. 113 und 114. E. Curtius versucht in seinem geistreichen Schriftchen über die Ionier eine weit frühere Verbindung namentlich der Ionier mit den Aegyptern nachzuweisen. Eine solche hat jedenfalls stattgefunden, aber kaum unmittelbar durch den genannten berühmten Stamm; vielmehr war die Nordküste von Unterägypten schon sehr früh von Phöniziern colonisirt worden, die sich ganz den ägyptischen Sitten anschlossen, Aegypto-Phönizier genannt werden können und der Politik ihrer Verwandten in Tyrus und Karthago treu blieben, allen Fremden durch Gewalt und List die von ihnen eröffneten Tausch- und Handelsplätze zu verschließen. Näheres in unserem Werke: Aegypten und die Bücher Mose’s, S. 195. In jüngster Zeit hat Brugsch einige neue Beiträge für die Begründung der hier ausgesprochenen Ansicht geliefert. Histoire d’ Égypte. Deuxième édition. p. 128. Cap. XI. Le sémitisme en Égypte. Sobald sich die Griechen einmal in Naukratis niedergelassen hatten, befestigten sie dasselbe und erbauten ihren Göttern Tempel: die Aegineten dem Zeus, die Milesier dem Apollo, die Samier der Hera. – Außerdem wurde daselbst ein großer, vielen Städten und Stämmen gemeinsamer Tempel und eine Art von Hansa, das Hellenion, gegründet. Alexander wählte später in der Nähe dieser blühenden Handelsstadt den Platz zur Gründung von Alexandria. - »» Fußnote 34 - »» Fußnote 490 - »» Fußnote 504
7 (Anm. 3) Wir sind im Oktober, wo der Nil bereits zu sinken beginnt. Die Gründe der Inundation sind namentlich seit H. Barths großartiger tabellarischer Arbeit (Zeitschr. für allgemeine Erdkunde. 1863. XIV. Bd. und S. Bakers Reise in Abessinien) genau bekannt geworden. Die Tropenregen und das Schmelzen des Schnee’s auf den Hochgebirgen am Aequator verursachen die Ueberschwemmung. Anfangs Juni macht sich ein allmähliges Steigen des Stromes bemerklich, zwischen dem 15. und 20. Juli wird das langsame Schwellen zu einem rapiden Wachsen, Anfangs Oktober erreicht die Nilhöhe ihren Gipfelpunkt, den sie, nachdem sie schon den Rücktritt begonnen, zum andern Male zu erreichen sucht, um bald allmählig, und dann schnell und immer schneller zu sinken. Im Januar, Februar, März und April trocknet das Wasser noch immer nach; im Mai hat der Strom seinen tiefsten Stand erreicht. Seine Wassermenge ist dann 20mal so gering wie im Oktober.
8 (Anm. 4) Die Spartaner pflegten keine Schnurrbärte zu tragen.
9 (Anm. 5) Die Griechen ließen sich bei ihren Gastmählern oft durch Musik unterhalten; aber auch in Aegypten zeigen uns die Bilder bei den Gesellschaften gewöhnlich singende oder die Doppelflöte blasende