Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers

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Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie - Georg Ebers


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Darius, ganz abgesehen von seinen persönlichen Vorzügen, ein ebenbürtiger Freier für Atossa. Dennoch konnte man jetzt noch nicht wagen, um die Einwilligung des Königs zu bitten. Bei der düsteren Stimmung, in welcher sich derselbe seit den letzten Vorfällen befand, konnte er leicht eine abschlägige Antwort geben, und eine solche mußte unter allen Umständen als unwiderruflich betrachtet werden. So zog Bartja, ohne über die Zukunft des ihm so theuren Paares beruhigt zu sein, in die Ferne.

      Krösus versprach, auch hier als Vermittler aufzutreten und führte Bartja kurz vor seiner Abreise mit Phanes zusammen.

      Als Bartja mit dem Athener wiederum zu den Freunden trat, erschien er ernst und nachdenklich; bald aber hatte er die Sorge vergessen und scherzte mit den Genossen beim frohen Abschiedsbecher. Bevor er am Morgen des nächsten Tages sein Roß bestieg, ließ ihn Nebenchari um eine Audienz bitten. Der Augenarzt wurde vorgelassen und ersuchte ihn, eine umfangreiche Briefrolle für den König Amasis nach Aegypten mitzunehmen. Sie enthielt eine ausführliche Schilderung des Leidens der Nitetis und endeten »So wird dieses arme Opfer Deines Ehrgeizes durch das Gift, welches sie, um nicht zu verzweifeln, einnahm, in wenigen Stunden einem zu frühen Tode verfallen. Wie der Schwamm ein Bild von der Tafel, so wischt die Willkür der Mächtigen dieser Erde das Glück eines Menschenlebens aus. Verbannt von Heimath und Besitz verkümmert Dein Knecht Nebenchari; als Selbstmörderin siecht die unselige Tochter eines ägyptischen Königs dahin. Ihr Leichnam wird von Hunden und Geiern nach persischer Sitte zerrissen werden. Wehe Denen, welche die Unschuldige des Glückes der Erde und der Ruhe im Jenseits beraubten!«

      Indessen schickte sich Nebenchari an, auf seinen Posten am Sterbelager der Aegypterin zurückzukehren.

      Der Alte, welcher sich während dieser Worte mit herunterhängenden Armen tief verbeugt hatte, schaute jetzt den Arzt mit unbeschreiblicher Glückseligkeit an, betastete seine Brust mit zitternden Händen und rief, sein rechtes Knie beugend und die eine Hand auf’s Herz pressend, die andere gen Himmel erhebend: »Habe Dank, große Isis, die Du den Wanderer beschirmst, daß Du mich meinen Herrn also finden läßt! Ach, Kind, welche Angst hab’ ich um Deinetwillen ausgestanden! Abgezehrt, wie einen verhungerten Gefangenen aus den Steinbrüchen, verhärmt und elend dachte ich Dich anzutreffen, und sehe Dich jetzt wieder in blühender Gesundheit, schön und stattlich wie immer! Ach, wenn der arme alte Hib an Deiner Stelle gewesen wäre, so würde er sich längst zu Tode gegrämt und geärgert haben!«

      »Hat sich was mit dem Segen!« brummte der Alte.

      »Du erschreckst mich, Väterchen. Was ist vorgefallen, daß . . . ?«

      »Vorgefallen? – Hm! – Schöne Dinge sind vorgefallen! Nun, Du wirst schon zeitig genug davon hören! Glaubst Du denn, daß ich unser Haus und meine Enkelchen verlassen und mich in meinem achtzigsten Jahre wie solch’ ein hellenischer ober phönizischer Landstreicher auf Reisen und unter die heillosen Fremden, welche die Götter vernichten mögen, begeben haben würde, wenn es in Aegypten noch auszuhalten wäre?«

      »Aber so rede doch!«

      »Später, später! Jetzt mußt Du mich für’s Erste mit in Deine Wohnung nehmen, die ich nicht verlassen will, so lange wir in diesem typhonischen Lande bleiben.«

      Der Greis hatte diese Worte mit so lebhaftem Abscheu ausgesprochen, daß sich Nebenchari eines Lächelns und der Frage. »Ist man Dir denn gar so übel begegnet, mein Alter?« nicht erwehren konnte.

      »Schäme Dich, Alter!«

      »Ei was! Einmal muß es doch heraus! Ich hasse diesen hergelaufenen König, der, als er noch ein armer Junge war, Deinem Vater die Datteln von den Bäumen schlug und die Schilder von den Hausthüren riß! O, ich hab’ ihn damals wohl gekannt, den Taugenichts! ’s ist eine Schmach, daß man sich von solchem Menschen, der . . .«

      »Gemach, gemach, Alter!« unterbrach Nebenchari den sich ereifernden Greis. »Wir sind nicht Alle von einem Holze gemacht, und wenn Amasis als Knabe wirklich nicht viel mehr war als Du, dann ist es Deine Schuld, wenn Du als Greis so viel weniger bist als er.«

      »Ganz recht, so befiehlt es das Gesetz der Kasten, dem zu Folge Amasis nichts Anderes sein dürfte, als höchstens ein armer Kriegshauptmann.«

      »Nicht Jeder hat ein so weites Gewissen wie dieser Glückspilz!«

      »Immer der Alte! Schäme Dich, Hib! So lang ich lebe, und das dauert nun schon ein volles halbes Jahrhundert, ist jedes dritte Wort, das Du redest, ein Scheltwort. Als ich noch ein Kind war, mußte ich unter Deiner üblen Laune leiden; jetzt trifft sie den König.«

      »Und mit Recht! O, wenn Du wüßtest! Sieben Monate ist es her, seitdem . . .«

      »Ich kann Dich jetzt nicht hören! Beim Aufgange des Siebengestirns will ich aber einen Sklaven schicken, der Dich in meine Wohnung führen soll. Bis dahin bleibst Du in Deinem bisherigen Quartiere, denn ich muß notwendiger Weise zu meiner Kranken.«

      »So, Du mußt? – Gut, geh’ nur und laß den alten Hib sterben! Ich komme um, ich vergehe, wenn ich nur noch eine Stunde bei diesen Menschen bleiben soll!«

      »Aber, was willst Du eigentlich?«

      »In Deinen Gemächern warten, bis wir wieder abreisen.«

      »Hat man Dich denn


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