Take me down under: Melbourne im Blut. Raik Thorstad

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Take me down under: Melbourne im Blut - Raik Thorstad


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dem Rückweg zu der Straße, an der er sein Auto geparkt hatte, kam Phoenix ein Pärchen entgegen. Sie hielten sich an den Händen, schienen sich jedoch zu streiten oder wenigstens zu kabbeln. Drei knöchelhohe Winzhunde tobten vor ihnen her und jedes Mal, wenn der junge Mann versuchte sie zurückzurufen, belehrte seine Freundin oder Frau ihn, dass die Hunde ihm nie gehorchen würden, wenn sein Tonfall eine höfliche Bitte statt eines Befehls ausdrückte.

      Irgendetwas an dieser Debatte begleitete Phoenix zurück zum Wagen, hallte in seinem Hinterkopf wider, während er über die Beifahrertür hinweg das Handschuhfach öffnete und eine Zigarettenschachtel hervorholte. Er wusste weder, wie alt die Packung war, noch warum er auf einmal das Bedürfnis hatte zu rauchen.

      Als er mit der Zigarette zwischen den Lippen an der Tür lehnte und den ersten Zug nahm, hatte er zumindest eine Antwort: Die Packung musste steinalt sein, da die Zigaretten eher nach Handschuhfach als nach Tabak schmeckten, und seine Lunge verpasste ihm ob des ungewohnten Rauchs das Äquivalent zu einem Schlag auf den Hinterkopf. Phoenix hustete, rang nach Atem und trat die Zigarette ebenso schnell aus, wie er sie angezündet hatte.

      Nein, das war nicht der richtige Weg, um sich besser zu fühlen. Essen war derzeit auch kein Heilsbringer, da sein Magen nach wie vor Zicken machte, Alkohol kam aus denselben Gründen nicht infrage. Zigaretten hatten sich ebenfalls erledigt und von Drogen hielt er nichts. Selbst wenn, hätte er sich derzeit davon ferngehalten. Es gab wohl kaum einen schlechteren Zeitpunkt, um Kokain oder Amphetaminen zu verfallen, als wenn man vergessen wollte.

      Was blieb, war… Sex.

      Guter, hemmungsloser Sex mit jemandem, der mithalten konnte. Mit jemandem, der sich ihm entgegenwarf. Mit und für ihn lachte und stöhnte. Jemand, der ihn vergessen ließ.

      Für einen verrückten Moment wollte Phoenix nach dem Handy greifen und Kyle oder Paxton anrufen. Er hatte sich in den letzten Jahren regelmäßig mit ihnen getroffen, um Dampf abzulassen. Manchmal auch mit beiden auf einmal. Bodenständige Jungs Ende zwanzig, Anfang dreißig, die über die Probierphase hinaus waren und genau wussten, was und wen sie wollten. Und manchmal war es eben Phoenix gewesen, den sie in ihrem Bett haben wollten.

      Es war für alle eine gute Lösung gewesen. Für Kyle, weil er neben seiner offenen Beziehung Auslauf bekam, ohne sich und seinen Freund durch allzu viele Partnerwechsel zu gefährden. Für Paxton, weil er nach einer anstrengenden Schicht im Krankenhaus immer wusste, wen er anrufen konnte, um sich gründlich durchvögeln zu lassen. Und für Phoenix, weil niemand Erwartungen an ihn stellte, die über ein gemeinsames Wochenende und ein offenes Ohr bei Sorgen hinausgingen.

      Er hatte nichts gegen Beziehungen. Tatsächlich hielt er sogar sehr viel von ihnen. Nur war er überzeugt, dass eine Beziehung Zeit und Aufmerksamkeit brauchte und man es sich und seinem Partner schuldig war, sein Bestes zu geben. Phoenix' Bestes hatte jedoch jahrelang Webber's Workplaces gehört. Die Firma war eine gierige Geliebte gewesen, die ihn bis aufs Mark ausgesaugt hatte. Wahrscheinlich hätten seine ehemaligen Angestellten sich totgelacht, wenn er sich entsprechend geäußert hätte, aber er war nicht bereit, jemandem mit einem Du, es tut mir leid. Ich glaube, wir wären ein tolles Paar, aber ich habe einfach keine Zeit für dich das Herz zu brechen.

      Nun hatte er Zeit. Und so viel Aufmerksamkeit zu verschenken wie nie zuvor. Darüber hinaus hatte er jedoch nicht mehr viel zu bieten.

      Also belassen wir es bei Sex. Bei Sex und… etwas anderem.

      Es lag Phoenix auf der gedanklichen Zunge, aber er konnte es nicht formulieren. Alte Sehnsüchte, Vorstellungen, mit denen er bisher nur gespielt hatte, wenn er allein war. Auch etwas, das einen gewissen Einsatz forderte und aus denselben Gründen zurückgestellt worden war wie die Suche nach einem Lebensgefährten.

      In Gedanken sah er Paxton vor sich, wie er auf dem Bett kniete, der feste, leuchtend weiße Hintern hoch erhoben, der flehentliche Blick über die Schulter, der sagte: »Nimm mich heute Abend auseinander, Phoenix. Ich kann erst schlafen, wenn du mir den Verstand geraubt hast. Lass mich vergessen, was ich heute im OP gesehen habe. Kümmer dich um mich.«

      Phoenix hatte es genossen und gewusst, dass er seinen Job gut gemacht hatte, wenn Paxton anschließend in seiner Armbeuge gelegen und selig geschnarcht hatte. Am nächsten Morgen hatte er sich jedes Mal halb verlegen, halb verschmitzt bedankt. Phoenix hatte das immer für überflüssig gehalten. Er hatte nichts geleistet oder verschenkt, sich nicht geopfert, sondern Paxtons Hingabe und Vertrauen geliebt – und hatte die Nase für den Rest des Tages noch ein wenig höher getragen als sonst.

      Ein Stich zog sich durch seinen Unterleib, heiß, wohlig und mehr als willkommen. Geben, indem er forderte. Sich kümmern. Ja…

      Als Phoenix eine halbe Stunde später in seine Unterkunft zurückkehrte, kam ihm das Zimmer nicht halb so schäbig und nicht ein Viertel so klein vor wie zuvor. Er verteilte eine lächerlich dicke Schicht Erdnussbutter auf zwei Brotscheiben und hatte sie verschlungen, bevor er sich fragen konnte, ob das die beste Diät für einen ungehaltenen Magen war.

      Aber falls seine Innereien an diesem Abend noch einmal aufbegehrten, bekam er es nicht mit. Er schlief, bevor ihr Protestschreiben ihn erreichen konnte.

      Kapitel 4

      Waynes Rücken war gewölbt, Hände und Füße mit Ledermanschetten an die Beine des Bocks gefesselt. Sein überstreckter Hals spannte sich unter seinen Schluckbemühungen, seine Lippen waren dunkelrot und so eng um den Schwanz des Doms geschlossen, als wollten sie ihn nie wieder loslassen. Sein eigenes Glied ragte kerzengerade in die Höhe und wippte jedes Mal, wenn ihn der Flogger auf das nackte Dreieck seines Bauchs traf.

      Jordan stützte den Ellbogen auf die Lehne des Stuhls und das Kinn auf die Hand, um sich nicht zwischen die Beine zu greifen. Er war neidisch. Dabei hatte er die Session selbst organisiert. Er war es gewesen, der die ersten Fragen des maskierten Doms beantwortet und später seine Unsicherheiten ausgemerzt hatte. Er hatte ihm beigebracht, worauf er zu achten hatte und wie man zwischen Lustschmerz und bedenklichen Qualen unterschied. Wie man einen Sub selbst dann richtig las, wenn man ihn nicht gut kannte.

      Und nun erntete Wayne die Früchte seiner Bemühungen, wand sich mit flatternden Lidern auf dem Bock und stieß jedes Mal ein ersticktes Nein aus, wenn der Dom ihn fragte, ob er endlich genug hatte. Jordan gönnte ihm den Spaß und hätte ihm trotzdem am liebsten den dicksten Dildo im Club ungeschmiert in den Arsch gerammt – wofür Wayne sich allenfalls bedankt hätte.

      Der Dom suchte Blickkontakt zu Jordan. Für einen Moment erschien ein Riss in der herrischen Fassade und um den freiliegenden Mund und die Augen zeichnete sich Unsicherheit ab.

      Jordan nickte kaum merklich. Er war heute Waynes Rettungsweste und Anthonys Rückendeckung. Sie brauchten ihn nicht, davon war er überzeugt. Aber dadurch, dass er da war, dass es ein drittes Paar Augen gab, die die Situation beobachteten, fühlten sich beide sicherer. Es war nicht unbedingt eine übliche Vorgehensweise, aber eine, mit der Jordan schon öfter gearbeitet hatte.

      Für andere. Natürlich.

      Er tippte sich mit den Fingerspitzen gegen die Lippen. Er war bissiger, als er leiden konnte. Der Zusammenstoß mit Henry saß ihm immer noch in den Knochen. Wenn er seinen Verstand sprechen ließ, wusste er, dass Henrys Vorwürfe unbegründet waren. Er hielt sich nicht für besser als andere. Und er wartete auch nicht auf den perfekten Mann und damit auf jemanden, der ihm ebenbürtig war oder wie man es nennen wollte. Aber empfindlichere Bestandteile seines Wesens haderten mit sich.

      War er zu wählerisch? Erwartete er zu viel? Hatte er eine unsichtbare Messlatte aufgehängt, unter der etwaige Interessenten allenfalls hindurchlaufen konnten? War es falsch, auf jemanden zu hoffen, der ihn ergänzte? Oder war das Problem vielmehr, dass er in mancher Hinsicht nicht dem Klischee entsprach? Woher stammten solche Rollenbilder eigentlich? Der fähige Sugardaddy, der sich einen niedlichen kleinen Sub zulegte, den er umsorgen konnte und musste, weil das arme Huschhusch ohne seinen Dom kaum in der Lage war, sich selbst die Schuhe zuzubinden.

      Es gab diese Fälle und Jordan rümpfte auch weiß Gott nicht die Nase über diese Verbindungen. Aber seiner Erfahrung nach waren sie in der Minderheit. Und trotzdem… und trotzdem…

      »Aah,


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