Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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Sturm, sondern durch Übergabe kam.

      8 Titus Quinctius kehrte als Sieger in einer Feldschlacht, nach Erstürmung von zwei feindlichen Lagern und neun Städten und der Eroberung von Praeneste durch Übergabe nach Rom zurück und brachte im Triumph das von Praeneste mitgenommene Standbild des Jupiter Imperator auf das Kapitol. 9 Es wurde zwischen den Tempeln Jupiters und Minervas aufgestellt, und eine unter demselben aufgehängte Tafel, welche jene Taten beurkundete, hatte etwa folgende eingegrabene Inschrift: 10 »Jupiter und alle Götter haben dem Titus Quinctius verliehen, dass er als Diktator neun Städte eroberte.« Am zwanzigsten Tag nach seiner Ernennung legte er die Diktatur nieder.

      (30) Darauf wurde ein Wahltag zur Wahl konsularischer Kriegstribunen abgehalten, auf dem man von Adligen und Bürgerlichen eine gleiche Anzahl nahm. 2 Aus den Vätern wurden die beiden Manlius, Publius und Cajus, nebst Lucius Julius gewählt, der Bürgerstand stellte Cajus Sextilius, Marcus Albinius und Lucius Antistius.

      Den Manliern, die durch Abkunft den Bürgerlichen, durch Einfluss dem Julius vorangingen, 3 bestimmte man den Krieg gegen die Volsker außerordentlicherweise ohne Los, ohne gegenseitige Verständigung, was nachher sowohl sie selbst als die Väter, deren Werk es war, gereute. 4 Ohne Kundschaft einzuziehen, schickten sie Kohorten auf Futterholen aus. Als sie, diese zu retten, die laut einer falschen Nachricht umzingelt sein sollten, schleunig herbeieilten, sogar ohne sich des Boten zu versichern – ein feindlicher Latiner hatte sie als römischer Soldat getäuscht –, fielen sie selbst in einen Hinterhalt. 5 In einer nachteiligen Stellung leisteten sie unter gegenseitigem Verlust bloß durch die Tapferkeit der Soldaten Widerstand, als die Feinde von einer andern Seite das in einer Ebene liegende römische Lager angriffen. 6 Hier sowohl als dort gab die Unbesonnenheit und Unwissenheit der Feldherren alles preis. Die dem Glück des römischen Volkes gebliebenen Überreste schützte bloß der auch ohne Leitung feststehende Mut der Soldaten. 7 Als diese Nachrichten nach Rom kamen, wollte man anfangs einen Diktator ernennen; als aber spätere Meldungen aus dem Volskischen die dortige Ruhe bezeugten, und es sich nun ergab, dass die Feinde den Sieg und die Gelegenheit nicht zu benutzen verstanden, da wurden sogar die Heere und Feldherren von dort zurückgerufen, 8 und von dieser Seite blieb man, soweit es die Volsker betraf, ungestört. Nur am Schluss des Jahres veranlasste der Umstand neue Bewegungen, dass die Praenestiner, von denen sich auch launische Völkerschaften hatten aufwiegeln lassen, den Krieg erneuerten. 9 In demselben Jahr wurden den Bürgern zu Setia, die über Menschenmangel klagten, neue Ansiedler zur Ergänzung gegeben. Und bei den weniger glücklichen Ereignissen des Krieges tröstete man sich mit dem inneren Frieden, dem die bürgerlichen Kriegstribunen durch ihre Liebe und ihr Ansehen bei ihrer Volksklasse Dauer gaben.

      (31) Gleich den Anfang des folgenden Jahres, in welchem Spurius Furius, Quintus Servilius zum zweiten Mal, Caius Licinius, Publius Cloelius, Marcus Horatius, Lucius Geganius konsularische Kriegstribunen waren, setzte ein heftiger Aufruhr in Flammen. 2 Grund und Ursache der Empörung waren die Schulden, und die zur Ermittlung der Summe gewählten Zensoren, Spurius Servilius Priscus und Quintus Cloelius Siculus, wurden an der Ausrichtung des Geschäftes durch Krieg gehindert, 3 denn zuerst brachten hereinstürzende Boten, dann die flüchtenden Landleute, die Nachricht vom Einfall volskischer Legionen, die allenthalben im Römischen plünderten. 4 Bei aller Bestürmung war man gleichwohl so weit entfernt, sich durch den Schrecken von außen von den bürgerlichen Streitigkeiten abrufen zu lassen, dass sich im Gegenteil alle Tribunen noch heftiger der Werbung widersetzten, bis sie endlich den Vätern die Bedingungen aufnötigten, dass niemand während des Krieges Steuern zahlen und kein Richter in Schuldensachen sprechen sollte. 5 Als sie dem Bürgerstand diese Erleichterung verschafft hatten, wurde die Werbung nicht weiter aufgehalten.

      Nach Aushebung der neuen Legionen beschloss man, sie in zwei Heere geteilt ins Volskische einrücken zu lassen. Spurius Furius und Marcus Horatius wandten sich zur Rechten gegen die Seeküste und Antium, Quintus Servilius und Lucius Geganius zur Linken gegen die Gebirge bis Ecetra. 6 Nirgends zeigte sich der Feind. Folglich wurde eine Plünderung daraus, aber nicht bald da, bald dort, wie die Volsker nach Räuberart, im Vertrauen auf die Uneinigkeit der Feinde und vor ihrer Tapferkeit in Furcht, mit Schüchternheit geplündert hatten, sondern wie ein förmliches Heer zur förmlichen Strafübung sie vollzieht, die vermöge ihrer Dauer um so fühlbarer war. 7 Denn die Volsker, nicht ohne Furcht, es könne von Rom indessen ein Heer ausrücken, hatten sich mit ihren Einfällen auf die äußersten Grenzen beschränkt, für den Römer hingegen wurde die Absicht, den Feind zum Kampf herauszulocken, sogar zum Beweggrund, auf feindlichem Boden zu verweilen. 8 Nachdem sie also allenthalben die Häuser auf dem Land, auch einige Flecken niedergebrannt, keinen Fruchtbaum, kein Saatfeld und die Hoffnung der Ernte verschont und alles, was sich an Menschen und Vieh außerhalb der Städte fand, als Beute weggetrieben hatten, zogen sie aus beiden Gegenden ihre Heere zurück nach Rom.

      (32) Nach einer kurzen den Schuldnern gegönnten Erholung waren die Verurteilungen, sobald man von Seiten der Feinde Ruhe hatte, von Neuem wieder in vollem Gang, und die Hoffnung, sich der alten Zinsen zu entledigen, so entfernt, dass man sich durch eine Steuer zu einer von den Zensoren in Verding gegebenen, von Quadern aufzuführenden Mauer mit neuen Zinsen belastet, 2 und der Bürgerstand sich gezwungen sah, sich dieser Last zu unterziehen, weil es für die Volkstribunen keine Werbung zu hindern gab. 3 Ja in seiner Abhängigkeit vom Geld der Großen machte der Bürgerstand lauter Patrizier zu Kriegstribunen, den Lucius Aemilius, Publius Valerius zum vierten Mal, Caius Veturius, Servius Sulpicius, die beiden Quinctius Cincinnatus, Lucius und Caius. 4 Durch denselben Einfluss setzten sie es durch, da sie, von niemandem gehindert, alle Dienstfähigen schwören lassen konnten, gegen die Latiner und Herniker, deren vereinte Legionen bei Satricum im Lager standen, drei Heere aufzustellen, 5 eins zum Schutz der Stadt, ein zweites, um es schleunigst ins Feld rücken zu lassen, wenn irgendwo eine Bewegung vorhanden wäre, das dritte, bei Weitem das stärkste, führten Publius Valerius und Lucius Aemilius nach Satricum.

      6 Als sie hier den Feind in einer Ebene in Schlachtordnung fanden, lieferten sie ihm sogleich eine Schlacht; doch ein unter gewaltigen Stürmen sich ergießender Platzregen machte der Schlacht ein Ende, die sich, war sie gleich noch kein gewisser Sieg, doch sehr günstig anließ. 7 Am folgenden Tag wurde sie erneuert, und eine Zeitlang leisteten mit gleichem Mut und Glück hauptsächlich die latinischen Legionen Widerstand, die in dem langen Bündnis den römischen Dienst gelernt hatten. 8 Nur der Angriff der Reiterei brachte Unordnung in ihre Glieder, und in dieser Unordnung griff das Fußvolk sie an. So weit die römische Linie vordrang, so weit wurden die Feinde geworfen, und als sich die Schlacht erst einmal neigte, wurde das Übergewicht der Römer unaufhaltsam. 9 Weil die geschlagenen Feinde nach Satricum, 2000 Schritte von hier, nicht in ihr Lager flohen, wurden sie, besonders von der Reiterei, niedergehauen und ihr Lager erobert und geplündert. 10 In der auf die Schlacht folgenden Nacht ging ihr Zug gleich einer Flucht nach Antium, und obgleich ihnen das römische Heer fast auf der Ferse folgte, eilte doch die Furcht schneller als die Erbitterung. 11 Schon rückten sie in die Stadt, ehe der Römer in ihre Nachhut einhauen oder sie aufhalten konnte. Nun vergingen mehrere Tage unter Plünderungen im Land, weil sich die Römer aus Mangel an Belagerungszeug zu einem Angriff auf die Mauern nicht gehörig imstande sahen, und die Feinde ebenso wenig, eine Schlacht zu wagen.

      (33) Jetzt entstand zwischen den Antiaten und Latinern eine Spaltung, weil die Antiaten, des Missgeschicks müde und mürbe gemacht durch einen Krieg, in welchem sie geboren und alt geworden waren, an eine Übergabe dachten, 2 die Latiner hingegen ihr Abfall, der nach einem langen Frieden erst neulich erfolgt war, bei noch frischem Mut zur Beharrlichkeit im Kriege um so entschlossener machte. Der Streit war beendigt, sobald sich beide überzeugten, dass der eine vom andern unabhängig seine Maßregeln verfolgen könne. 3 Die Latiner verwahrten sich durch ihren Aufbruch vor der Teilnahme an einem ihrer Meinung nach ehrlosen Frieden. Die Antiaten, sobald die unbequemen Schiedsrichter heilsamer Entschließungen entfernt waren, übergaben den Römern Stadt und Land.

      4 Die Erbitterung und Wut der Latiner, denen es ebenso sehr misslungen war, den Römern durch diesen Krieg zu schaden, als die Volsker in den Waffen zu erhalten, brach dahin aus, dass sie die Stadt Satricum, die ihr erster Zufluchtsort nach der unglücklichen Schlacht gewesen war, verbrannten; und es blieb, weil ihre Feuerbrände ohne Unterschied geweihte und ungeweihte Häuser trafen, von dieser Stadt weiter kein Gebäude übrig als der Tempel der Mutter Matuta.73 5 Von diesem soll sie weder die Stimme des Gewissens


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