Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers
Читать онлайн книгу.target="_blank" rel="nofollow" href="#ulink_1c921a77-502e-5855-9a97-d1f633cd2bdb">146 (Anm. 120) Diese allgemein bekannte Sitte der alten Aegypter wird, außer von mehreren griechischen Berichterstattern, durch Monumente und Grabkammern, in denen die Namen ihrer Begründer, mühsam zerstört, vorgefunden worden sind, bestätigt. Wir werden sehen, wie groß bei den religiösen Anschauungen der Aegypter die Besorgniß vor einer Störung der Grabesruhe sein mußte; übrigens hat man gefragt, ob das von den Griechen erwähnte Todtengericht auf Erden nicht als eine Verwechselung mit dem Gerichte über die Seele im Jenseits betrachtet werden müsse; doch ohne sonderliche Berechtigung.
147 (Anm. 121) Jede Menschenseele wurde angesehen als ein Theil der Weltseele Osiris, mit dem sie sich wieder nach dem Tode des Leibes vereinte, um von nun an Osiris genannt zu werden. Himmel und Erde und Tiefe, das sind die drei großen Reiche des ägyptischen Kosmos. Aus dem gewaltigen Ozean, welcher das Himmelsgewölbe umfließt, fährt die Sonne in einem Nachen daher, der von Planeten und Fixsternen gezogen wird. Auf ihm kreisen die großen Sternbilder auf ihren Schiffen, da ist das Reich der seligen Götter, welche über dem himmlischen Ozean in ewiger Ruhe unter den Sternen thronen. Der Zutritt zu dem großen Strome erfolgt im Osten, wo allmorgendlich der Sonnengott als Kind geboren aus der Feuchtigkeit emporsteigt. Irdische Menschen bewohnen die Erdfläche, theilhabend an den drei großen kosmischen Reichen. Die Seele wird ihnen gegeben aus der Himmelshöhe, von wannen das Licht herfließt, ihr Körper, die Materie, gehört der irdischen Lebensbühne; die Gestalt, die äußere Form, wodurch sich ein Mensch von dem andern durch den Anblick unterscheidet, der Schemen, der Tiefe an. Bei dem Tode des Menschen trennen sich Seele, Körper und Schemen von einander; die Seele, um nach ihrem Ausgangspunkte, dem Himmel, zurückzukehren, denn sie ist ein Theil Gottes (des Osiris); der Körper, um der Erde übergeben zu werden, denn er ist aus Erde geformt nach dem Ebenbilde seines Schöpfers; der Schemen, um in die Tiefe hinabzusteigen, in das Reich der Schatten. Das Thor hiezu wurde im Westen liegend gedacht, am Berge der Abendröthe, da, wo die Sonne täglich zur Rüste geht, wo sie stirbt. Daher die gegenseitigen Wechselbeziehungen zwischen aufgehen und untergehen, zwischen kommen und scheiden, zwischen geboren werden und sterben . . . Die sorgfältige Erhaltung des Körpers nach dem Tode, sowohl in Bezug auf die Zerstörung desselben von innen heraus durch den Prozeß der Verwesung, als auch von außen her durch Zufälligkeiten und Gewalt, war eine Hauptbedingung nach altägyptischer Lehre (welche vielleicht von der Priesterschaft aus sanitätlichen Gründen eingesetzt worden ist) für die baldige Erlösung der Seele und damit für die zeitlich festgesetzte Vereinigung derselben mit dem Urquell des Lichtes und des Guten. Während eines großen Cyklus von Sonnenjahren war, nach ägyptischer Vorstellung, die Seele in einem gewissen Sinne noch gebunden an den Körper, den sie indessen nach Belieben zeitweise verlassen konnte, um sich in mannigfacher Gestalt und an jedem Orte sichtbar den irdischen Menschen zu zeigen, in jenen Formen, welche je nach der Stunde verschieden von einander, in Zeichnungen und Texten genau vorgeschrieben waren. Nach Grabdenkmälern und Papyrusrollen. Brugsch, Aegyptische Gräberwelt, Seite 6. - »» Fußnote 394
148 (Anm. 122) Herod. II. 84. Börner, Antiquitates medicinae Aegyptiacae p. 20. Sprengel und Hirsch, Geschichte der Medizin u. a. a. O. Auf alle diese Dinge wirft der von uns in Theben erworbene große medizinische Papyrus Ebers ein ganz neues Licht. Gegen die verschiedensten Krankheiten werden in diesem Werke, der von Clemens von Alexandrien das hermetische Buch über die Arzneimittel (περὶ φαρηάκων) genannten Schrift, Medikamente vorgeschlagen. Das Ganze ist ein Sammelwerk, in dem sogar die Namen mehrerer Autoren einzelner Abschnitte genannt werden. Dennoch war das ganze Buch dem Gotte Toth (Hermes) zugeschrieben, dessen inspirirte Jünger es verfaßt hatten. Es lehrt, daß die ägyptischen Aerzte über eine überraschende Fülle von Arzneimitteln verfügten, daß sie zu beobachten verstanden, daß ihnen prophylaktische Maßregeln nicht fremd waren und daß, wenn es auch nicht an Spezialisten gebrach, diese doch auch einen Ueberblick über die anderen Zweige der ägyptischen Medizin zu erwerben gehalten waren, denn wie Korrekturen und Randbemerkungen beweisen, ist unser »der Heilung aller Körpertheile« gewidmeter Papyrus von einem und demselben Arzte an verschiedenen Stellen, in welchen von der Behandlung sehr verschiedener Krankheiten geredet wird, benutzt worden.
149 (Anm. 123) Die ägyptischen Säulen ahmten Pflanzenformen nach. Man gab ihren Kapitälen mit vollem Bewußtsein die Gestalt der zusammengebundenen Papyrusknospen, der Lotusblume oder Samenkapsel, wenn man sie nicht mit Palmenblättern oder Göttermasken zierte. Säulenschäfte, welche ein Bündel Papyrusstäbe darstellen, sind nicht selten. Ueber den Zusammenhang der altägyptischen und dorischen Säule Lepsius: Sur l’ordre des colonnes piliers en Égypte et ses rapports etc. in den Annales de l’institut de corresp. arch. Rome 1838. Vol. IX. und in seiner neuen Schrift über einige ägyptische Kunstformen. S. Anmerk. 26. Schon Champollion hatte darauf hingewiesen, daß der Eingang der Gräber von Benihassan für die Entstehungsgeschichte der Säulenformen von großer Wichtigkeit werden könnte. Lettres écr. d’Ég. et de Nubie S. 74 fgd.
150 (Anm. 124) Herod. II. 175.
151 (Anm. 125) Die Schilderung dieser ganzen Gesellschaft ist den Wandgemälden entlehnt, welche Wilkinson, Rosellini, Lepsius u. A. in ihren großen Werken bildlich wiedergeben. Sie sind den Grabkapellen, d. h. dem ersten Saale der Felsengrüfte reicher Aegypter entnommen. In diesem versammelten sich die Hinterbliebenen der Verstorbenen, um seinen Manen zu opfern und sich seiner zu erinnern. Die Wandgemälde riefen hier das Gedächtniß an sein Leben, seine Würden, seinen Besitz, seine Liebhabereien &c. zurück. Mit Vorliebe zeigte man sich in geselligem Beisammensein mit den Seinen. Solche Darstellungen finden sich zu Kom el achmar bei Minieh, zu el Kab und besonders häufig in den Grüften des zu der Nekropolis von Theben gehörenden Schech Abd el Qurnah.
152 (Anm. 126) Diese Sitte herrscht heute noch im Orient. Man bedient sich dazu der Hennapflanze, Lausonia spinosa. In Aegypten hat die Regierung diese Färbung verboten; doch wird man die fest eingewurzelte alte Sitte schwer zu beseitigen vermögen. Die oben erwähnte Schminkung der Augenränder ist gleichfalls noch heute üblich. Das arabische Kohl oder Spießglas kommt im Papyr. Ebers und auch sonst auf Denkmälern aus der Pharaonenzeit sehr häufig vor und führte den Namen Mestem.
153 (Anm. 127) Herod. II. 181. Nach dem Königsschilde der zweiten Gemahlin des Amasis, bei Lepsius Königsbuch II. Taf. 49, muß sie Sebaste genannt worden sein. Dieser Name kann für ägyptisch, aber auch für griechisch gehalten werden. In ersterem Falle würde sie Tochter der Göttin Bast, in letzterem »die Geehrte, Angebetete« bedeuten, und beweisen, daß die zweite Gemahlin des Amasis in der That eine Hellenin gewesen sei.
154 (Anm. 128) Am Kopfschmucke jedes Königs und jeder Königin von Aegypten waren Uräusschlangen, die Zeichen der Herrscherwürde, angebracht. Ein silberner Königinnenhauptschmuck mit den Schlangenköpfen findet sich im Leydener Museum. Abbildungen in dem Lepsius’schen Denkmälerwerke, bei Champollion, Mon., Rosellini, Mon. stor. und civil., bei Wilkinson u. a. a. O. in Menge.
155 (Anm. 129) Lepsius, Königsbuch II. Tafel XXXVIII. Des Amasis erste Gemahlin scheint Anchnas, die Wittwe Psamtik II., gewesen zu sein, die er wohl, da sie schon ziemlich bejahrt war, aus politischen Gründen heirathete.
156 (Anm. 130) Die Aegypterinnen galten im Alterthum nicht gerade für schön. Dennoch finden wir unter den Porträts der Königinnen und Prinzessinnen, auf