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      »Zopyrus wird der Krankheit des Bartja nicht zürnen.«

      »Und sich länger im Haine der Cybele als an der Seite des Leidenden aufhalten. Ich freue mich sehr, den heitern Kumpan wiederzusehen.«

      »Er wird jene trübe Laune, der Du jetzt so oft verfällst, nicht mehr aufkommen lassen.«

      »Ich werde sie unterdrücken, obgleich jene Stimmungen, die Du mit Recht tadelst, ihren Grund haben. Krösus sagt, man sei nur übel gelaunt, wenn man zu träge oder kraftlos wäre, gegen Mißhelligkeiten anzukämpfen. Unser Freund hat Recht. Man soll Darius weder einer Schwäche noch einer Trägheit zeihen dürfen. Wenn ich nicht die Welt beherrschen kann, so will ich wenigstens Herr meiner selbst sein!«

      Der schöne Jüngling richtete sich bei diesen Worten in seinem Sattel hoch empor. Sein Begleiter sah ihn staunend an und rief: »Wahrlich, Sohn des Hystaspes, ich glaube, daß Du zu großen Dingen bestimmt bist. Die Götter haben ihrem Lieblinge Cyrus, als Du noch ein Knabe warest, nicht von ungefähr jenen Traum geschenkt, um deswillen er Dich von Deinem Vater in Gewahrsam halten ließ.«

      »Und dennoch sind mir noch keine Flügel gewachsen!«

      »Nicht Deinem Körper, wohl aber Deinem Geiste. Jüngling, Jüngling, Du wandelst eine gefährliche Straße!«

      »Braucht der Geflügelte den Abgrund zu fürchten?«

      »Ja; wenn seine Kräfte versagen!«

      »Ich aber bin stark!«

      »Doch Stärkere werden versuchen, Deine Schwingen zu brechen!«

      »Sie mögen kommen! Ich weiß, daß ich nur das Rechte will, und vertraue meinem Sterne!«

      »Weißt Du auch, wie er heißt?«

      »Ich glaube ihn besser zu kennen. Heißer Ehrgeiz nennt sich die Sonne, deren Strahlen Deine Handlungen leiten. Hüte Dich, Jüngling! Auch ich bin einstmals jene Straße gewandert, welche entweder zum Ruhm oder in die Schande, aber nur selten zum wahren Glücke führt. Der Ehrgeizige gleicht dem Dürstenden, welcher Salzwasser trinkt! Je mehr Ruhm er erntet, desto begieriger wird er nach Ruhm und Größe! Ich bin aus einem geringen Soldaten der Botschafter des Kambyses geworden; was bleibt Dir zu erstreben übrig, da es jetzt schon, außer den Kindern des Cyrus, keinen Größeren gibt, als Dich? . . . Aber trügen mich nicht meine Augen, so reiten dort Zopyrus und Gyges an der Spitze jener Reiterschaar, die uns von der Stadt her entgegengeht. Der Angare, welcher vor uns die Herberge verließ, muß unsere Ankunft gemeldet haben.«

      »Ja, sie sind es!«

      »Wahrlich! Sieh’ nur, wie der muthwillige Zopyrus mit dem Palmenzweige, den er soeben abbrach, winkt und wedelt!«

      »Ihr Leute, schneidet uns schnell ein paar Aeste von diesem Strauche! So ist’s recht! Laßt uns mit purpurner Granate der grünen Palme antworten!«

      Die persischen Ankömmlinge achteten kaum dieses bunten Bildes, welches sie zu anderer Zeit ergötzt haben würde. Ihre ganze Aufmerksamkeit wandte sich den Freunden zu, die ihnen von Bartja und dessen glücklich überstandener Krankheit erzählten.

      Der Satrap von Sardes, Oroetes, ein stattlicher Mann in überladen glänzender Hoftracht, dessen kleine schwarze Augen durchdringend und stechend unter buschigen zusammengewachsenen Augenbrauen hervorsprühten, kam ihnen an der ehernen Pforte des Palastes, den Krösus vor ihm bewohnt hatte, entgegen. Die Satrapie, welche er verwaltete, war eine der wichtigsten und einträglichsten im ganzen Reiche. Seine Hofhaltung glich derjenigen des Kambyses an Glanz und Reichthum, wenn auch seine Diener und Weiber weniger zahlreich waren, als die des Königs. Dennoch kam den Reitern an der Pforte des Palastes eine große Schaar von Leibwächtern, Sklaven, Eunuchen und reich gekleideten Beamten entgegen.

      Das Statthaltereigebäude, welches noch immer prächtig genannt werden mußte, war einstmals, als Krösus dasselbe bewohnte, das glänzendste aller Königsschlösser gewesen; bei der Einnahme von Sardes waren aber von dem persischen Eroberer die Reichthümer des Entthronten in den Schatz des Cyrus nach Pasargadae abgeführt und die schönsten Kunstwerke von rohen Händen vernichtet worden. Seit jener Schreckenszeit hatten die Lyder manchen verborgenen Schatz hervorgeholt und sich in einigen Friedensjahren unter der Regierung des Cyrus und Kambyses durch Kunstfleiß und Betriebsamkeit soweit erholt, daß Sardes wiederum als eine der reichsten Städte Kleinasiens, und somit der ganzen Welt, angesehen werden konnte.

      In der großen Halle fanden die Ankömmlinge den bleichen Bartja, welcher ihnen von dem Polster aus, auf dem er lag, die Arme entgegenstreckte.

      Nachdem die neuvereinten Freunde an der Tafel des Satrapen geschmaust hatten, begaben sie sich, um einander ungestört sprechen zu können, in das Gemach des Genesenden. Als sie sich dort niedergelassen, rief Darius, indem er sich au Bartja wandte:

      »Jetzt mußt Du mir zu allererst erzählen, wie Du zu dieser bösen Krankheit gekommen bist.«

      »Zwei Stunden später saßen wir von neuem in den Sätteln, jagten, als gälte es Tod und Leben, auf der Landstraße fort, wechselten bei jedem Stationshause


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