Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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und Horatius gegeben.

      7 Furius und Valerius, welche von Rom nach Sutrium zogen, fanden einen Teil der Stadt schon von den Etruskern erobert, im andern die Einwohner, die durch Sperrung der Straßen das Eindringen der Feinde kaum noch verhindern konnten, 8 als auf einmal die Ankunft der römischen Hilfe, noch mehr der bei Feinden und Bundesgenossen hoch berühmte Name des Camillus teils der gesunkenen Sache für jetzt eine Stütze, teils zur Rettung Zeit gab.

      9 Camillus nämlich, der sein Heer teilte, trug seinem Amtsgenossen auf, wenn er seine Truppen auf die von den Feinden besetzte Seite herumgezogen habe, die Mauern anzugreifen, nicht so sehr in der Hoffnung, die Stadt mit Leitern ersteigen zu können, als vielmehr, teils den vom Gefecht ermüdeten Einwohnern eine Erleichterung dadurch zu verschaffen, dass man den Feind nach jener Seite hinzöge, teils weil er selbst Zeit gewinnen wollte, ohne Kampf in die Stadt eindringen zu können. 10 Da dies zugleich von beiden Seiten geschehen war und die von zwei Seiten bedrohten Etrusker hier den heftigsten Sturm auf die Mauern, dort die Stadt voll Feinde vor sich hatten, so stürzten sie eiligst zu dem einzigen Tor, das gerade nicht belagert wurde, in ununterbrochenem Zug hinaus. 11 In der Stadt und auf dem Feld hatten die Fliehenden großen Verlust. Innerhalb der Mauern wurden sie hauptsächlich von den Truppen des Camillus niedergemacht, die des Valerius waren rascher im Verfolgen und hörten nicht eher mit dem Gemetzel auf, bis die Nacht das Sehen unmöglich machte. 12 Nach der Wiedereroberung von Sutrium, das den Bundesgenossen zurückgegeben wurde, zog das Heer vor Nepete, wo die Etrusker durch Übergabe schon im Besitz des Ganzen waren.

      (10) Die Wiedereroberung dieser Stadt ließ, wie es schien, größere Anstrengung erfordern, nicht deswegen allein, weil sie den Feinden schon ganz gehörte, sondern weil auch ein Teil der Einwohner als Verräter ihrer eigenen Stadt die Übergabe bewirkt hatte. 2 Doch beschloss man, ihre Häupter durch Gesandte aufzufordern, sich von den Etruskern zu trennen und zu der treuen Hilfe, um welche sie die Römer angefleht hätten, auch das Ihrige beizutragen. 3 Als sie nun zurücksagen ließen, dass sie über nichts mehr Macht hätten, und die Etrusker die Mauern und die Tore besetzt hielten, machte man zuerst den Versuch, die Einwohner durch Verheerungen ihres Gebietes zu zwingen. 4 Weil sie aber den Pflichten der eingegangenen Übergabe vor der Bundespflicht den Vorzug gaben, versah sich das Heer auf dem Land mit Reisigbündeln, rückte an die Mauern, legte nach Füllung der Gräben Leitern an, und mit dem ersten Geschrei und Angriff wurde die Stadt erobert. 5 Dem Aufruf an die Einwohner von Nepete, die Waffen niederzulegen, folgte der Befehl, die Unbewaffneten zu schonen, die Etrusker aber wurden, bewaffnet und unbewaffnet, niedergehauen. Auch die von den Bürgern von Nepete, welche die Übergabe betrieben hatten, traf das Richtbeil; dann gab man der unschuldigen Menge das Ihrige wieder und ließ in der Stadt eine Besatzung zurück.

      6 Als die Tribunen auf diese Art zwei Bundesgenossenstädte dem Feind wieder abgenommen hatten, führten sie das siegreiche Heer nach Rom zurück.

      In demselben Jahr forderte man von den Latinern und Hernikern Erstattung des Geraubten und fragte an, warum sie in diesen Jahren gegen den Vertrag keine Soldaten gestellt hätten. 7 In einer zahlreichen Versammlung beider Völker wurde hierauf die Antwort erteilt, dass einige von ihren Jünglingen unter den Volskern mitgekämpft hätten, sei von Seiten ihres Staates ohne Veranlassung und Absicht geschehen. 8 Auch hätten diese für ihre Person die Strafe für ihre Verkehrtheit schon erhalten, und kein Einziger von ihnen habe sich wieder eingefunden. Dass sie aber keine Soldaten gestellt hätten, daran sei ihre beständige Unsicherheit vor den Volskern schuld, denn diese Pest, die beständig an ihren Fersen hänge, habe selbst durch wiederholte Kriege nicht vernichtet werden können. 9 Auf diese Antwort den Krieg zu erklären, hielten die Väter mehr der Zeitumstände wegen als der Gerechtigkeit der Sache nach für untunlich.

      (11) Im folgenden Jahr, in welchem Aulus Manlius, Publius Cornelius, Titus und Lucius Quinctius Capitolinus, Lucius Papirius Cursor zum zweiten Mal, Caius Sergius zum zweiten Mal Konsulartribunen waren, entstand ein fürchterlicher Krieg von außen und ein noch furchtbarerer Aufruhr im Inneren, 2 der Krieg von Seiten der Volsker, weil der Abfall der Latiner und Herniker damit in Verbindung stand, der Aufruhr, von wo man ihn am wenigsten hatte fürchten können, von einem Mann aus patrizischem Geschlecht und von ausgezeichnetem Ruf, von Marcus Manlius Capitolinus.

      3 Da er, allzu sehr von sich eingenommen, die übrigen Großen verachtete und den einzigen Marcus Furius, diesen zugleich durch Ehrenstellen und Verdienste ausgezeichneten Mann, beneidete, überließ er sich den kränkenden Vorstellungen, dass jener in den Ämtern, bei den Heeren, immer der Eine sei; 4 er stehe schon so hoch, dass er die mit ihm zugleich Gewählten nicht als seine Amtsgenossen, sondern als seine Untergebenen gebrauche, während doch die Vaterstadt, wenn man richtig urteilen wolle, von der feindlichen Einschließung nicht habe befreit werden können, wenn nicht zuvor das Kapitol und die Burg durch ihn erhalten sei, 5 da doch jener die Gallier nur beim Empfang des Goldes und in der Aussicht zum Vergleich in ihrer Sorglosigkeit überfallen, er selbst sie hingegen in ihren Waffen und schon im Begriff, die Burg zu erobern, hinabgestürzt habe, da ferner an dem Ruhm jenes von den Soldaten, die mit ihm gesiegt hätten, jeder seinen Anteil habe, an seinem Sieg hingegen keiner von allen sterblichen Teilnehmer sei.

      6 Als er nun, aufgeblasen von solchen Einbildungen und noch dazu durch einen Charakterfehler heftig und voll Leidenschaft seinen Einfluss unter den Vätern nicht so überwiegend sah, als es seiner Meinung nach sein sollte, 7 nahm er jetzt, sobald er von den Vätern zur Volkspartei übergetreten war, Anteil an den Beratungen der bürgerlichen Obrigkeiten, ließ sich in seinem Eifer, die Väter zu beschuldigen und die Bürger an sich zu ziehen, schon von der Volksgunst, nicht von der Vernunft leiten und fand einen großen Namen wünschenswerter als einen guten; 8 und um sich nicht auf die Vorschläge der Landverteilung zu beschränken, suchte er eine Handhabe zu Unruhen, die so viele Volkstribunen schon benutzt hatten: Er versuchte den Kredit zu erschüttern, insofern nämlich die Not der Schuldenlast weit dringender sei, da sie nicht bloß mit Armut und Schande drohe, sondern auch Freigeborene durch Stricke und Bande schreckte. 9 Und in der Tat war die Schuldennot durch das Bauen, das selbst den Reichen die größten Kosten verursacht hatte, sehr hoch gestiegen.

      Man nannte also zum Schein den an sich schon schweren und durch den Abfall der Latiner und Herniker noch drückender werdenden Krieg mit den Volskern als Ursache, warum eine größere Gewalt gewünscht würde. 10 Noch mehr aber bestimmten den Senat zur Ernennung eines Diktators die neuen Pläne des Manlius. Der hierzu gewählte Aulus Cornelius Cossus ernannte den Titus Quinctius Capitolinus zu seinem Magister Equitum.

      (12) Der Diktator rückte, obgleich er einen größeren Kampf im Inneren als auswärts bevorstehen sah, dennoch, entweder weil der Krieg Schnelligkeit forderte, oder weil er von einem Sieg und Triumph selbst seiner Diktatur größere Wirksamkeit versprach, nach gehaltener Aushebung ins pomptinische Gebiet, wo sich den Nachrichten zufolge das volskische Heer hatte sammeln sollen.

      2 Ohne Zweifel wird sich meinen Lesern außer dem Überdruss, schon in so vielen Büchern beständig Kriege mit den Volskern zu finden, auch die Frage aufdrängen, welche mich, als ich die der Zeit dieser Begebenheiten näher stehenden Erzähler durchmusterte, in Verwunderung setzte, wie die so oft besiegten Volsker und Aequer doch immer Soldaten zur Genüge hatten. 3 Da aber die Alten hierüber schweigen und es übergehen, wie sollte ich jetzt etwas mehr angeben können als eine Meinung, wie sie jedem bei seinen Vermutungen freisteht? 4 Es ist wahrscheinlich, dass sie entweder bei den Unterbrechungen eines Krieges, wie es noch jetzt der Fall mit den römischen Aushebungen ist, zu den wiederholten Erneuerungen der Feldzüge einen Nachwuchs von Jünglingen nach dem andern nahmen, oder dass die Heere nicht immer in denselben Volksstämmen ausgehoben wurden, 5 wenngleich dasselbe Volk den Krieg eröffnete, oder dass es eine unzählbare Menge Freigeborener in jenen Gegenden gegeben habe, wo jetzt, das ärmliche Überbleibsel einer Pflanzschule von Kriegern abgerechnet, ohne die römischen Leibeigenen eine menschenleere Wüste wäre. 6 Darin stimmen wenigstens alle Geschichtsschreiber überein, dass das Heer der Volsker, obgleich ihnen Camillus durch seine Geschicklichkeit und sein Glück einen so großen Verlust zugefügt hatte, sehr ansehnlich war; überdies waren Latiner und Herniker zu ihnen gestoßen, auch Hilfe von Circei, und sogar römische Ansiedler von Velitrae.

      7 Als der Diktator, der noch an diesem Tag ein Lager aufschlug, sich am folgenden in die von den Auspizien genehmigte Versammlung begeben und


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