Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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auf. In einem erneuten Anlauf arbeiteten sie sich hinauf und überwanden die Schwierigkeiten der Örtlichkeit. 6 Schon waren sie nahe daran, den höchsten Rücken des Hügels zu ersteigen, als die Feinde die Flucht ergriffen, und in wildem Lauf, fast in einem Zug, stürzten Fliehende und Verfolger in das Lager. In dieser Bestürzung wurde das Lager erobert. Wer von den Volskern entrinnen konnte, floh nach Antium.

      7 Auch gegen Antium wurde das römische Heer geführt. Nach einer Einschließung von wenigen Tagen ergab sich die Stadt, ohne weitere Anstrengung von Seiten der Belagerer, weil ihre Verteidiger schon seit jener unglücklichen Schlacht und dem Verlust ihres Lagers mutlos waren.

      Drittes Buch

      Inhalt

      Unruhen über vorgeschlagene Landverteilungen. Das Capitolium wird von Vertriebenen und Sklaven eingenommen und, nachdem man dieselben niedergehauen, wiedergewonnen. Zweimal Schätzung. Bei dem ersten Schätzungsopfer wurden 114 214 Bürger geschätzt, die Waisen und Witwen nicht mitgerechnet; bei dem zweiten 117 219. Ein unglückliches Treffen mit den Aequern veranlasst die Römer, den Lucius Quinctius Cincinnatus, der auf dem Land bei seiner Beschäftigung mit der Feldarbeit zum Diktator ernannt wird, zur Führung dieses Krieges holen zu lassen. Er lässt die besiegten Feinde unter einem Joch durchziehen. Die Zahl der Volkstribunen wird 36 Jahre nach den ersten Volkstribunen auf zehn vermehrt. Man erbittet sich Athens Gesetze durch eine Gesandtschaft, und als sie ankommen, werden, um sie abzufassen und einzuführen, statt der Konsuln Dezemvirn ohne alle weitere Obrigkeit gewählt, im Jahr nach Roms Erbauung 302: Und so, wie von den Königen auf die Konsuln, ging jetzt die höchste Gewalt von den Konsuln auf die Dezemvirn über. Sie hängten zehn Gesetztafeln aus, benahmen sich in ihrem Amt sehr mäßig, und als man deshalb diese Regierungsverfassung auch für das folgende Jahr beibehielt, vermehrten sie die Gesetztafeln mit zwei neuen, übten aber mancherlei Übermut aus, wollten ihr Amt nicht niederlegen und setzten es auch für das dritte Jahr fort, bis endlich ein Verbrechen des Appius Claudius ihrer verhassten Regierung ein Ende machte. Er hatte sich in eine Bürgerstochter verliebt, stellte jemand an, der sie als seine Sklavin in Anspruch nehmen musste, und setzte ihren Vater Verginius, der sie nicht anders retten konnte, in die Notwendigkeit, ehe er seine Tochter dem Willen des Entehrers preisgäbe, sie mit einem im nächsten Laden ergriffenen Messer zu durchstechen. Empört über diese Zügellosigkeit des Wollüstlings besetzen die Bürger den Aventin und zwingen die Dezemvirn, vom Amt abzutreten. Die strafbarsten unter ihnen, Appius und einer seiner Amtsgenossen, werden ins Gefängnis geworfen, die übrigen verbannt, außerdem lesen wir Siege über Volsker, Aequer, Sabiner; auch einen Rechtsspruch, der dem römischen Volk nicht zur Ehre gereicht. Von den Ardeaten und Aricinern zum Schiedsrichter ernannt, sprach es den streitigen Acker sich selbst zu.

      (1) Nach der Eroberung von Antium wurden Tiberius Aemilius und Quintus Fabius Konsuln. Dies war derselbe Fabius, der von seinem an der Cremera vernichteten Geschlechte allein übrig geblieben war.

      2 Aemilius hatte schon in seinem ersten Konsulat zur Abgabe von Ländereien an die Bürgerlichen geraten. Also erwarteten auch in seinem zweiten Konsulat die bei der Ackerverteilung Beteiligten ein Gesetz, und die Tribunen ließen sich auf die Sache ein, in der Überzeugung, dass das, was sie so oft gegen die Konsuln versucht hätten, nun vollends mit Hilfe eines Konsuls durchgesetzt werden könne; und der Konsul blieb bei seiner Meinung. 3 Die Besitzer, ein großer Teil der Väter nämlich, wälzten durch ihre Vorwürfe, dass der erste Mann im Staat sich in Anregungen, eines Tribuns würdig, gefalle, und mit Schenkungen von fremdem Eigentum sich zum Günstling des Volkes mache, den Hass der ganzen Sache von den Tribunen auf den Konsul. 4 Schon war ein heftiger Streit im Anzug, allein Fabius löste die schwierige Lage durch eine Auskunft, die keinem von beiden Teilen wehe tat. Man habe ja noch beträchtliche Ländereien, welche Titus Quinctius im vorigen Jahr in seinem glücklichen Feldzug den Volskern abgenommen habe. 5 Man könne nach Antium, einer Stadt in dieser Nähe, mit dieser vorteilhaften Lage und am Meer gelegen, Siedler abgehen lassen: So könnten sich die Bürger, ohne die Ackerbesitzer unzufrieden zu machen, auf Ländereien ansiedeln, und der Staat bliebe in Eintracht. 6 Sein Vorschlag wurde angenommen, und er ernannte zu Dreimännern über die Verteilung des Ackers Titus Quinctius, Aulus Verginius und Publius Furius. Wer Land annehmen wollte, wurde aufgefordert, sich zu melden. 7 Die Befriedigung bewirkte, wie gewöhnlich, sogleich Unlust, und es ließen sich so wenige eintragen, dass man, um die volle Zahl von Siedlern zu haben, noch Volsker dazunehmen musste. Das übrige Volk wollte lieber in Rom Land fordern als es anderswo annehmen.

      8 Den Quintus Fabius baten die Aequer, denn er war mit einem Heer gegen sie gezogen, um Frieden, und brachen diesen wieder durch einen unerwarteten Einfall ins Latinergebiet.

      (2) Quintus Servilius, der im folgenden Jahr gegen die Aequer geschickt wurde – denn er war mit Spurius Postumius Konsul –, hatte sein Standlager im Latinergebiete. Eine Krankheit, die das Heer befiel, hielt es im Lager in erzwungener Ruhe. 2 Der Krieg zog sich ins dritte Jahr, in das Konsulat des Quintus Fabius und Titus Quinctius. Weil Fabius schon einmal als Sieger den Aequern Frieden gegeben hatte, wurde ihm dieser Krieg ohne Los übertragen.

      3 In der gewissen Erwartung, dass der Ruf seines Namens die Aequer zum Frieden bestimmen werde, schickte er im Anzug gegen sie Gesandte an die Versammlung ihrer Völkerstämme mit dem Auftrag, der Konsul Quintus Fabius lasse ihnen sagen, er habe von den Aequern den Frieden nach Rom gebracht und bringe von Rom den Aequern Krieg in derselben bewaffneten Rechten, die er ihnen vormals friedlich gereicht habe. 4 Das Volk, dessen Treulosigkeit und Meineid dies veranlasse, sei den Göttern als Zeugen nicht unbekannt, und es habe nächstens ihre Rache zu erwarten. Wie dem aber auch sein möge, er selbst wünsche jetzt noch, die Aequer möchten das Geständnis der Reue einer feindlichen Behandlung vorziehen. 5 Zeigten sie Reue, so könnten sie sich sicher an Roms erprobte Gnade wenden, beharrten sie aber im Meineid, so würden sie bei Führung des Krieges mehr den Zorn der Götter als der Feinde zu fürchten haben.

      6 Diese Vorstellungen brachten so wenig Wirkung hervor, dass sie sich beinahe an den Gesandten vergriffen hätten, und es zog gegen die Römer ein Heer an den Berg Algidus.

      7 Als dies nach Rom gemeldet wurde, ließ man mehr aus Unwillen als aus Besorgnis auch den andern Konsul aus der Stadt aufbrechen. So rückten zwei konsularische Heere in Schlachtordnung gegen den Feind, um sogleich zu schlagen. 8 Weil aber gerade vom Tag nicht viel mehr übrig war, rief einer vom Posten der Feinde ihnen zu: Das heißt, zur Schlacht sich sehen lassen, ihr Römer, nicht schlagen; 9 gegen Anbruch der Nacht stellt ihr die Linie auf. Zu dem Kampf, der unser wartet, haben wir länger Tag nötig. Morgen mit der kommenden Sonne tretet wieder auf! Der Kampf soll euch angeboten werden; seid unbesorgt. 10 Gereizt durch diese Rede und bis auf den folgenden Tag ins Lager zurückgeführt, sah der Soldat einer in seinen Augen langen Nacht entgegen, weil sie den Kampf verzögerte. Dann stärkten sie sich durch Speise und Schlaf.

      Mit Anbruch des folgenden Tages stand viel früher die römische Linie da; endlich traten auch die Aequer auf. 11 Der Kampf war auf beiden Seiten heftig. Die Römer fochten voll Erbitterung und Hass, die Aequer zwang das Bewusstsein der durch eigene Schuld herbeigeführten Gefahr und die Überzeugung, dass man ihrem Wort nicht wieder trauen werde, das Äußerste zu wagen und aufzubieten. 12 Dennoch konnten einer römischen Linie die Aequer nicht standhalten. Und als sie geschlagen sich in ihr Land zurückgezogen hatten, wurde der freche Haufe, den dies alles nicht im Mindesten zum Frieden geneigter machte, gegen seine Feldherren laut, dass sie es hätten zu einer Schlacht kommen lassen, worin sich der Römer durch Kriegskunst auszeichne. 13 Die Aequer leisteten mehr auf Plünderungen und Überfällen, und zur Führung ihrer Kriege seien viele verteilte Haufen geeigneter als das schwerfällige Ganze eines einzigen Heeres.

      (3) Nach Zurücklassung einer Deckung im Lager rückten sie aus und fielen so lärmend in das römische Gebiet ein, dass sie die Stadt selbst in Schrecken setzten. 2 Teils vergrößerte hier das Unerwartete der Sache die Bestürzung, weil man nichts weniger fürchten konnte, als dass ein geschlagener und beinahe in seinem Lager eingeschlossener Feind an Plünderung denken könne, 3 teils hörte man in dem Geschrei der voll Angst in die Tore hereinstürzenden Landleute nicht etwa von Verwüstung, nicht von kleinen Scharen von Plünderern, sondern, weil sie alles aus falscher Furcht übertrieben, feindliche Heere und Legionen wären schon


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