Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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konnten, eine Kolonie nach Lavici führen zu lassen. 7 1500 von Rom ausgeschickte Kolonisten bekamen jeder zwei Morgen Land.

      Nach Eroberung von Lavici und darauf erfolgter Wahl der Kriegstribunen mit konsularischer Gewalt, des Agrippa Menenius Lanatus, des Lucius Servilius Structus, des Publius Lucretius Tricipitinus – sie alle waren es zum zweiten Mal – und des Spurius Rutilius Crassus, 8 und für das folgende Jahr des Quintus Fabius Vibulanus, des Aulus Sempronius Atratinus zum dritten Mal, des Marcus Papirius Mugillanus und Spurius Nautius Rutilus – diese beiden waren es zum zweiten Mal – hatte man zwei Jahre lang Ruhe von außen, aber im Inneren Zwietracht wegen der Ackergesetze.

      (48) Die Aufwiegler des Pöbels waren Spurius Maecilius und Marcus Metilius, beide in ihrer Abwesenheit zu Volkstribunen gewählt, jener zum vierten, dieser zum dritten Mal. 2 Und da sie den Antrag angekündigt hatten, dass alles den Feinden abgenommene Land nach Köpfen verteilt werden sollte, und durch diesen Volksbeschluss der Besitz eines großen Teiles des Adels für Staatsgut erklärt wurde – 3 denn eine auf fremdem Boden erbaute Stadt besaß von Ländereien fast nichts, als was sie mit den Waffen erobert hatte, und von den Bürgerlichen hatte niemand Ländereien, außer denen, welche ihnen vom Staat verkauft oder angewiesen worden waren –, 4 so schien hiermit das Zeichen zu einem heftigen Streit zwischen Bürgerlichen und Adligen gegeben zu sein, und die Kriegstribunen fanden weder im Senat noch in den anberaumten Versammlungen der Vornehmen einen Ausweg. Da soll Appius Claudius, ein Neffe des gewesenen Dezemvirs, 5 der jüngste von den versammelten Vätern, gesagt haben, er bringe von Hause eine alte, geerbte Maßregel mit. 6 Sein Vorfahr Appius Claudius habe den Vätern das einzige Mittel gezeigt, die tribunizische Gewalt aufzulösen; nämlich die Einsprache der Amtsgenossen. 7 Es sei leicht, solche Emporkömmlinge durch das Ansehen der Großen von ihrer Meinung abzubringen, wenn man mit ihnen zuweilen mehr der Zeitumstände als seiner Würde eingedenk zu reden wisse. 8 Ihr Mut sei ihrer Lage angemessen, wenn sie sähen, dass ihnen die Hauptförderer des zu betreibenden Vorschlages alle Zuneigung des Bürgerstandes vorweggenommen hätten, und für sie kein Platz mehr sei, 9 so würden sie sich ohne Weigerung an die Sache des Senates anschließen, durch die sie sich als Mitverbündete der Vornehmen dem ganzen Stand der Väter empfehlen würden.

      10 Da ihm alle beipflichteten, und besonders Quintus Servilius Priscus dem jungen Mann sein Lob darüber erteilte, dass er nicht aus der Art des claudischen Stammes geschlagen sei, wurde es allen zur Aufgabe gestellt, nach Möglichkeit diesen oder jenen vom Kollegium der Tribunen zur Einsprache zu stimmen.

      11 Nach Entlassung des Senates drängten sich die Großen schmeichelnd an die Tribunen, und auf ihr Zureden, auf ihre Vorstellungen und Versicherungen, wie sehr sie sich dadurch jeden insbesondere und zugleich den ganzen Senat verpflichten würden, standen ihnen sechs zur Einsprache bereit. 12 Da nun am folgenden Tag im Senate verabredetermaßen der Aufruhr zur Sprache gebracht wurde, welchen Maecilius und Metilius durch eine Schenkung von so nachteiligem Beispiel stiften würden, 13 machten die Vornehmsten der Väter zum Inhalt ihrer Reden die Erklärung, sie alle wüssten sich nicht weiter zu raten und sähen auch keine andere Hilfe als den Beistand der Tribunen. Der bedrängte Staat flüchte sich wie ein hilfloser Privatmann in den Schutz dieser Macht. 14 Ihnen selbst und ihrem Amt gereiche es zur Ehre, wenn das Tribunat Kraft genug habe, den Senat nicht zu beunruhigen und keine Zwietracht unter den Ständen zu erregen, und vielmehr boshaften Amtsgenossen Widerstand zu leisten. 15 Im ganzen Senat wurde es jetzt laut, weil man von allen Seiten des Rathauses die Hilfe der Tribunen in Anspruch nahm, und nun erklärten nach erfolgter Stille die durch den Einfluss der Großen gewonnenen Tribunen, sie würden dem Antrage ihrer Amtsgenossen, weil er nach dem Urteil des Senates den Staat auflöse, ihre Zustimmung versagen. 16 Der Senat versicherte sie seines Dankes. Die Förderer des Vorschlages schalten vor dem berufenen Volk jene als Verräter an dem Wohl des Bürgerstandes und Sklaven der Konsularen, machten noch in weiteren Reden heftige Ausfälle auf ihre Mittribunen und ließen dann die Sache liegen.

      (49) Das folgende Jahr, in welchem Publius Cornelius Cossus, Caius Valerius Potitus und Numerius Fabius Vibulanus Kriegstribunen mit Konsulgewalt waren, hätte die beiden beständigen Kriege wieder gehabt, 2 hätten nicht den Ausbruch des Krieges mit Veji die dortigen Großen verschoben, die in der ihre Feldmarken verwüstenden und hauptsächlich ihre Landhäuser zerstörenden Überschwemmung des Tibers eine höhere Warnung sahen. 3 Und die Aequer verhinderte die vor drei Jahren erlittene Niederlage, den Bolanern, die zu ihrem Volk gehörten, Beistand zu leisten. 4 Diese hatten in das angrenzende Lavicanische Einfälle gemacht und die neuen Siedler bekriegt. 5 Da sie nun gehofft hatten, ihr Unrecht durch den Beitritt aller Aequer verfechten zu können und sich von den Ihrigen verlassen sahen, verloren sie in einem nicht einmal der Erwähnung würdigen Krieg nach einer Belagerung und einem einzigen kleinen Gefecht Stadt und Land. 6 Den vom Volkstribun Lucius Sextus versuchten Vorschlag, dass auch nach Bolae sowie nach Lavici Kolonisten geschickt werden sollten, vereitelte die Einsprache seiner Amtsgenossen, welche erklärten, sie würden keinen Volksbeschluss durchgehen lassen, der nicht die Genehmigung des Senates habe.

      7 Die Aequer, die im folgenden Jahr Bolae wiedereroberten und eine Kolonie dorthin führten, sicherten die Stadt durch neue Streitkräfte, während in Rom Cnaeus Cornelius Cossus, Lucius Valerius Potitus, Quintus Fabius Vibulanus zum zweiten Mal und Marcus Postumius Regillensis Kriegstribunen mit Konsulgewalt waren. 8 Der Letztere erhielt den Krieg gegen die Aequer, ein Mann, dessen verkehrten Sinn nicht so sehr die Führung des Krieges als vielmehr der Sieg offenbarte. 9 Denn eifrig warb er ein Heer, führte es vor Bolae, brach in einigen kleinen Gefechten den Trotz der Aequer und drang zuletzt in die Stadt. Nun wandte er seine Angriffe von den Feinden auf seine Mitbürger, und da er während der Belagerung bekannt gemacht hatte, die Beute solle den Soldaten gehören, hielt er nach der Eroberung der Stadt nicht Wort. 10 Dieser Grund der Unzufriedenheit des Heeres mit ihm ist mir wahrscheinlicher als der, dass es in der erst kürzlich geplünderten Stadt und noch neuen Siedlung weniger Beute gefunden habe, als der Tribun versprochen hatte. 11 Als er dann auf den Ruf seiner Amtsgenossen aus Anlass der tribunizischen Unruhen in die Stadt zurückgekehrt war, hörte man von ihm in der Versammlung, was jene Erbitterung noch vermehrte, einen unvernünftigen und beinahe wahnsinnigen Ausdruck, indem er dem Volkstribun Sextius auf seinen Vorschlag der Landverteilung und auf die Äußerung, dass er auch auf die Absendung einer Kolonie nach Bolae antragen werde, weil es doch billig sei, dass die Stadt und das Gebiet von Bolae denen gehöre, die es erkämpft hätten – die Antwort gab: Meinen Soldaten sollte es übel gehen, wenn sie nicht ruhig sind. Worte, welche die Versammlung nicht tiefer kränkten als die Väter. 12 Und der Volkstribun, ein entschiedener und nicht unberedter Mann, der unter seinen Gegnern einen so übermütigen Menschen gefunden hatte, und diese ungezähmte Zunge, die er durch Reizungen und Aufforderungen zu Ausdrücken verleiten konnte, welche nicht allein den Mann selbst, sondern auch seine Sache und den ganzen Stand verhasst machten, ließ sich mit keinem vom Kollegium der Kriegstribunen öfter in Widerspruch ein als mit Postumius. 13 Und nun vollends nach dieser so grimmigen und unmenschlichen Äußerung rief er: Hört ihr ihn, ihr Quiriten, wie er den Soldaten gleich Sklaven mit Hieben droht? 14 Und dennoch werdet ihr dies Ungeheuer seines hohen Amtes würdiger achten als alle, die euch mit Stadt und Feld beschenkt in Kolonien aussenden, für eine Ruhestatt eures Alters sorgen, für eure Vorteile gegen so grausame und übermütige Gegner sich zum Kampf stellen. 15 Möchte es euch doch endlich nun klar werden, warum nur noch so wenige sich eurer Sache annehmen. Denn was sollen sie von euch hoffen? Etwa Ehrenstellen, die ihr euren Gegnern lieber gebt als den Vorkämpfern des römischen Volkes? 16 Ihr seufztet jetzt, als ihr den Ausdruck des Menschen hörtet, was schadet das? Wenn ihr demnächst eure Stimmen abgebt, werdet ihr dennoch diesen hier, der euch wie Sklaven bedroht, denen, die euch im Besitz von Ländereien, Wohnstätten und Glücksgütern feststellen wollen, vorziehen.

      (50) Als diese Äußerung des Postumius den Soldaten zu Ohren kam, erregte sie im Lager noch weit größeren Unwillen: Will der Betrüger, hieß es, der unsere Beute unterschlug, nun auch Soldaten wie Sklaven drohen? 2 Und da sie nun ganz öffentlich lärmten, und der Quästor Publius Sestius, der den Aufruhr mit derselben Härte stillen zu können glaubte, durch welche er veranlasst war, gegen einen der Schreier den Liktor gehen ließ, 3 nötigte ihn bei dem daraus erfolgten Geschrei und Streit ein Steinwurf, sich aus dem Getümmel zurückzuziehen, und der ihn verwundet hatte, schrie ihm nach: Nun hat der Quästor, was der Feldherr den Soldaten


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