Römische Geschichte. Livius Titus

Читать онлайн книгу.

Römische Geschichte - Livius Titus


Скачать книгу
Kriegserklärung gegen die Vejenter durchging, führten die neuen mit Konsulgewalt bekleideten Kriegstribunen ein Heer von größtenteils Freiwilligen vor Veji.

      (61) Diese Tribunen waren Titus Quinctius Capitolinus, Quintus Quinctius Cincinnatus, Caius Julius Julus zum zweiten Mal, Aulus Manlius, Lucius Furius Medullinus zum dritten Mal und Manius Aemilius Mamercinus. 2 Sie waren die Ersten, die Veji einschlossen; und da sich um die Zeit der angefangenen Belagerung die Völkerschaften Etruriens sehr zahlreich bei dem Heiligtum der Voltumma versammelt hatten, konnten sie nicht einig werden, ob sie die Vejenter durch einen allgemeinen Krieg von Seiten des ganzen Volkes unterstützen sollten oder nicht. 3 Im folgenden Jahr ging die Belagerung weniger rasch, weil ein Teil der Tribunen und des Heeres zum Volskerkrieg abgerufen wurde.

      4 Dieses Jahr hatte zu Kriegstribunen mit Konsulgewalt den Caius Valerius Potitus zum dritten Mal, den Manius Sergius Fidenas, Publius Cornelius Maluginensis, Cnaeus Cornelius Cossus, Kaeso Fabius Ambustus und Spurius Nautius Rutilus zum zweiten Mal. 5 Mit den Volskern kam es zwischen Ferentinum und Ecetrae zu einer Schlacht. Sie fiel für die Römer glücklich aus. 6 Darauf unternahmen die Tribunen die Belagerung der volskischen Stadt Artena. Bei einem versuchten Ausfall, in welchem die Römer den Feind in die Stadt zurückschlugen, gelang es ihnen hineinzudringen, und sie eroberten alles bis auf die Burg. Ein Haufe Bewaffneter zog sich in die von der Natur befestigte Burg, 7 unten an der Burg wurde eine Menge Menschen niedergehauen oder gefangen genommen. Nun wurde die Burg belagert, konnte aber weder mit Sturm genommen werden, weil sie für ihre Größe stark genug besetzt war, noch ließ sie eine Übergabe hoffen, weil alle Getreidevorräte des Staates, noch ehe die Stadt erobert wurde, hierher geschafft waren. 8 Aus Überdruss wären die Römer abgezogen, hätte ihnen nicht ein Sklave die Festung verraten. Die Soldaten, die er an einer steilen Stelle einließ, erstiegen die Burg, und als sie die Wache niederhieben, brachte die Betäubung des unerwarteten Schreckens die Übrigen dahin, sich zu ergeben.

      9 Als die Burg und Stadt Artena zerstört war, wurden die Legionen aus dem volskischen abgeführt, und die ganze römische Macht wandte sich gegen Veji. 10 Dem Verräter gab man außer der Freiheit noch die Güter zweier Familien zur Belohnung, und er wurde Servius Romanus genannt. Einige glauben, Artena habe den Vejentern und nicht den Volskern gehört. 11 Der Irrtum rührt daher, dass eine Stadt dieses Namens zwischen Caere und Veji lag, die aber von den römischen Königen zerstört wurde und zu dem Staat von Caere, nicht von Veji gehörte. Die andere gleichen Namens, deren Zerstörung ich jetzt gemeldet habe, lag im Volskischen.

      Fünftes Buch

      Inhalt

      Während der Belagerung von Veji werden von den Soldaten Winterhütten angelegt. Weil dies etwas Neues war, führten die darüber unwilligen Volkstribunen die Klage, dass man den Bürgern auch nicht einmal den Winter über Ruhe vom Kriegsdienste gestatte. Die Reiter fangen an, auf eigenen Pferden zu dienen. Da der Albanische See ausgetreten war, nimmt man den Feinden einen Wahrsager weg, welcher die Erscheinung deuten soll. Im zehnten Jahr der Belagerung erobert der Diktator Furius Camillus Veji. Dem Apollo sendet er den zehnten Teil der Beute nach Delphi. Als Kriegstribun schickt er bei der Belagerung von Falerii die ihm durch Verrat gelieferten Zähne der Feinde den Eltern zurück und erwirbt sich, weil gleich darauf die Übergabe erfolgte, den Sieg über die Falisker durch seine Rechtschaffenheit. Da der eine von den Zensoren, Cajus Julius, stirbt, wird an seine Stelle Marcus Cornelius gewählt. Dies tat man niemals wieder, weil in diesen fünf Jahren Rom von den Galliern erobert war. Furius Camillus, den der Volkstribun Lucius Apulejus vor Gericht forderte, geht in die Verbannung. Da die Senonischen Gallier Clusium belagerten und die Gesandten, welche der Senat zur Vermittlung eines Friedens zwischen ihnen und den Clusinern hinschickte, in der Linie der Clusiner zum Gefecht mit den Galliern auftreten, ziehen die dadurch gereizten Senonen als Feinde gegen Rom, schlagen die Römer am Fluss Allia, erobern die Stadt, das Kapitol ausgenommen, in welches sich die Mannschaft geworfen hatte, und ermorden die Greise, welche sich, jeder in den Ehrenzeichen seiner verwalteten Staatsämter, in den Vorhof ihrer Häuser gesetzt hatten. Sie ersteigen auf der Rückseite des Kapitols die Höhe, werden aber durch das Geschnatter der Gänse entdeckt und hauptsächlich durch die Tätigkeit des Mamercus Manlius hinabgestürzt. Als endlich die Römer, durch Hunger genötigt, sich dazu verstehen, tausend Pfund Gold zu zahlen und für diesen Preis das Ende der Belagerung zu erkaufen, kommt während der Abwiegung des Goldes der abwesend zum Diktator ernannte Furius Camillus mit einem Heer an, jagt die Gallier nach sechs Monaten aus der Stadt und haut sie zusammen. Dem Aijus Locutius wird ein Tempel auf der Stelle errichtet, wo man vor Eroberung der Stadt eine Stimme hatte rufen hören: Die Gallier kommen! Man spricht davon, weil die Stadt verbrannt und zerstört sei, müsse man nach Veji ziehen, allein Camillus vereitelt diesen Plan. Auf das Volk machten auch die bedeutungsvollen Worte eines Hauptmanns Eindruck, der an der Spitze seiner Schar, als sie auf dem Markt ankam, ausrief: Halt, Soldaten, hier ist zum Bleiben der beste Platz!

      (1) Überall war der Friede errungen; nur die Römer und Vejenter standen unter den Waffen, mit so viel Erbitterung und Hass gegeneinander, dass sich schon jetzt der völlige Untergang der Besiegten vorhersehen ließ. Auf ihrem Wahltag schlugen beide Völker einen ganz verschiedenen Weg ein. 2 Die Römer vermehrten die Zahl ihrer Kriegstribunen mit Konsulgewalt. Es wurden acht gewählt – so viele hatte man noch nie gehabt –, Manius Aemilius Mamercinus zum zweiten Mal, Lucius Valerius Potitus zum dritten Mal, Appius Claudius Crassus, Marcus Quinctilius Varus, Lucius Julius Julus, Marcus Postumius, Marcus Furius Camillus und Marcus Postumius Albinus. 3 Die Vejenter hingegen, der alle Jahre wiederkehrenden Bewerbung müde, welche öfters Veranlassung zu Streitigkeiten gab, wählten einen König.

      Dadurch beleidigten sie die Völkerschaften Etruriens, die sowohl das Königtum hassten und mehr noch den König selbst. 4 Er hatte schon früher das Volk seine Macht und seinen Übermut fühlen lassen, als er die Feierlichkeit ihrer Spiele, deren Unterbrechung die Religion verbietet, eigenmächtig gestört hatte; 5 denn als ihm die Stimmenwahl der zwölf Völkerschaften einen andern bei der Besetzung eines Priesteramtes vorzog, nahm er, aus Ärger über seine Zurücksetzung, unerwartet die Schauspieler, welche größtenteils seine Sklaven waren, mitten aus dem Spiel weg. 6 Das Volk also, das vor allen anderen um so mehr auf seine heiligen Gebräuche hielt, weil es in der Kunst ihrer Ausübung Meister war, beschloss, den Vejentern, solange sie unter dem König stünden, die Hilfe zu versagen. 7 In Veji wurde das Gerücht von diesem Beschluss aus Furcht vor dem König unterdrückt, weil er jeden auf die Anzeige, so etwas gesagt zu haben, als Haupt einer Empörung, nicht als Urheber eines eitlen Geschwätzes angesehen hätte. 8 Die Römer erfuhren zwar, dass in Etrurien alles ruhig sei; da es aber indessen hieß, man berate sich über diesen Gegenstand in allen Versammlungen, legten sie ihre Verschanzungen so an, dass sie auf zwei Seiten Bollwerke hatten, 9 die einen der Stadt zugekehrt und gegen die Ausfälle der Belagerten, die anderen gegen Etrurien zu bildeten eine Linie zum Empfang jedes Entsatzes, der von dort heranziehen könnte.

      (2) Da sich die römischen Feldherren mehr von einer Einschließung als von der Bestürmung versprachen, so wurden, für den römischen Soldaten etwas ganz Neues, nämlich Winterlager gebaut, um den Krieg in einem Winterfeldzug fortzusetzen. 2 Kaum erfuhren dies zu Rom die Volkstribunen, die schon lange keinen Vorwand zu neuen Unruhen fanden, als sie in die Versammlung stürzten und die Bürger in Bewegung setzten, 3 indem sie ihnen vorstellten, das sei nun die Frucht davon, dass man dem Krieger einen Sold festgesetzt habe. Sie hätten es vorhergesehen, dass dieses Geschenk aus feindlichen Händen in Gift getaucht sein würde. 4 Die Freiheit des Bürgerstandes sei verkauft worden. Die junge Mannschaft, auf immer entfernt und von der Stadt und öffentlichen Verhandlungen verwiesen, dürfe sich jetzt nicht einmal vor dem Winter oder vor der Jahreszeit bergen und ihre Häuser und Habe wiedersehen. Was für eine Absicht sie in der Verlängerung des Kriegsdienstes zu entdecken glaubten? 5 Sie würden sicher keine andere finden als die, nur ihre Vorteile nicht bei zahlreicher Gegenwart der jungen Männer, auf denen die ganze Stärke des Bürgerstandes beruhe, zur Sprache kommen zu lassen. 6 Außerdem würden diese geplagt und weit härter gedrückt als die Vejenter, denn diese brächten doch den Winter in ihren Häusern zu, während vortreffliche Mauern und die natürliche Lage ihrer Stadt ihnen Sicherheit gewährten, 7 der römische Soldat hingegen müsse unter Arbeit und Anstrengung, in Schnee und Reif vergraben, unter Zelten aushalten, ohne einmal


Скачать книгу