Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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Dies war das erste Mal, dass Ritter für Sold auf eigenen Pferden dienten.

      Dieses vor Veji geführte Heer von Freiwilligen stellte nicht allein die verlorenen Werke wieder her, sondern errichtete auch neue. Und von Rom aus besorgte man ihm die Zufuhr mit größerer Sorgfalt als vorher, um es einem so wohlverdienten Heer in keiner Beziehung an dem Erforderlichen fehlen zu lassen.

      (8) Das folgende Jahr hatte zu Kriegstribunen mit konsularischer Macht den Caius Servilius Ahala zum dritten Mal, den Quintus Servilius, Lucius Verginius, Quintus Sulpicius, Aulus Manlius zum zweiten Mal, Manius Sergius zum zweiten Mal. 2 Während unter ihrem Tribunat jeder seine Sorge auf den Vejentischen Krieg richtete, wurden zu Anxur, wo man die Soldaten zu sorglos beurlaubt und volskische Kaufleute ohne Unterschied aufgenommen hatte, die verratenen Torwachen plötzlich überfallen und die Besatzung überrumpelt. 3 Von den Soldaten fielen nur wenige, weil alle bis auf die Kranken nach Art der Krämer in den Dörfern und benachbarten Städten Handel trieben.

      4 Nicht besser ging es bei Veji, das damals der Hauptgegenstand aller Staatssorgen war. Denn teils hegten die römischen Feldherren mehr Hass gegeneinander als Mut gegen die Feinde, teils vergrößerte sich der Krieg durch die unvermutete Ankunft der Capenaten und Falisker. 5 Diese beiden Völkerschaften Etruriens, die sich nach der Eroberung von Veji, weil sie am nächsten wohnten, auch am ersten einem römischen Krieg ausgesetzt sahen, 6 ja die Falisker, die noch insbesondere dadurch in Gefahr waren, dass sie sich schon früher in den Fidenatischen Krieg gemischt hatten, verbanden sich durch gegenseitige Gesandtschaften eidlich und rückten unvermutet mit ihren Heeren vor Veji.

      7 Sie griffen das Lager gerade auf der Seite an, wo der Kriegstribun Manius Sergius den Oberbefehl hatte, und setzten alles in Schrecken, weil die Römer glaubten, ganz Etrurien habe sich erhoben und falle mit Riesenmacht über sie her. Dieselbe Meinung setzte auch die Vejenter in der Stadt in Bewegung. 8 So wurde das römische Lager von zwei Seiten bestürmt, und die Römer konnten bei dem Hin- und Herlaufen – denn sie wandten ihre Waffen bald hier- bald dorthin – weder die Vejenter mit Nachdruck in ihre Mauern zurückwerfen, noch den Sturm auf ihre eigenen Befestigungswerke abschlagen und sich gegen den äußeren Feind verteidigen. 9 Ihre einzige Hoffnung war, dass man ihnen aus dem größeren Lager zu Hilfe käme, so dass die Legionen in entgegengesetzter Richtung, die einen gegen die Capenaten und Falisker kämpften, die anderen gegen den Ausfall der Belagerten. Allein in jenem Lager war Verginius Befehlshaber, der persönlich auf Sergius erbittert und ihm verhasst war. 10 Als er die Nachricht erhielt, dass die Schanzen fast alle bestürmt, die Werke erstiegen würden, und der Feind von beiden Seiten eindringe, ließ er seine Leute unter den Waffen stehen bleiben, indem er sagte, wenn Hilfe nötig sein sollte, würde sein Amtsgenosse es ihn wissen lassen. 11 Seiner Anmaßung kam die Hartnäckigkeit des andern gleich, der, um nicht den Schein zu haben, Hilfe von seinem Feind begehrt zu haben, lieber vom Feind besiegt werden, als durch seinen Mitbürger siegen wollte. 12 Lange wurden von beiden Seiten die Soldaten niedergehauen; endlich flohen sie mit Hinterlassung ihrer Befestigung in geringer Anzahl dem größeren Lager zu, die meisten aber und Sergius selbst nach Rom; und da er hier alle Schuld seinem Amtsgenossen in die Schuhe schob, beschloss man, den Verginius aus dem Lager abzurufen und dies den Unterfeldherren anzuvertrauen.

      13 Dann wurde die Sache im Senat verhandelt, und die Amtsgenossen bekämpften sich gegenseitig mit Schmähungen. Nur Wenige stimmten für das allgemeine Beste, sondern je nachdem jeden persönliche Vorliebe oder Gunst bestimmt hatte, dieser für den einen und jener für den andern.

      (9) Die Häupter der Väter waren der Meinung, diese so schimpfliche Niederlage sei entweder die Schuld der Feldherren oder einem unglücklichen Zufall beizumessen; jedenfalls müsse man die gesetzmäßige Zeit der Wahl nicht abwarten, sondern sogleich neue Kriegstribunen wählen, die mit dem ersten Oktober antreten sollten. 2 Als die Senatoren dieser Ansicht beitraten, hatten die übrigen Kriegstribunen nichts dagegen. 3 Aber Sergius und Verginius, um derentwillen der Senat offenbar mit den diesjährigen Tribunen unzufrieden war, verbaten sich zuerst die Beschimpfung, dann legten sie gegen den Senatsbeschluss eine Verwahrung ein und erklärten, sie würden vor dem 13. Dezember, dem zur Übernahme der Ämter bestimmten Tag, ihre Stelle nicht niederlegen.

      4 Jetzt wurden die Volkstribunen, die bei der allgemeinen Eintracht und glücklichen Ruhe des Staats ungern geschwiegen hatten, auf einmal begeistert und drohten den Tribunen, wenn sie sich nicht dem Beschluss des Senats fügten, sie ins Gefängnis führen zu lassen. 5 Da sprach der Kriegstribun Caius Servilius Ahala:

      Was euch und eure Drohungen betrifft, ihr Volkstribunen, so hätte ich in der Tat wohl Lust, den Versuch zu machen, ob es um euer Recht zum Drohen nicht ebenso schlecht wie um euren Mut stehen möchte. Allein es ist unerlaubt, sich dem Beschluss des Senates zu widersetzen. 6 Gebt also den Plan auf, in unseren Streitigkeiten Anlass zu Beleidigungen zu suchen; und was meine Amtsgenossen betrifft, so werden sie entweder tun, was der Senat für gut befindet, oder ich werde sogleich einen Diktator ernennen, der sie zur Niederlegung ihres Amtes zwingen soll.

      7 Da diese Worte allgemeinen Beifall fanden und die Väter sich freuten, dass sich, ohne von den niedrigen Drohungen der Volkstribunen Gebrauch zu machen, ein kräftigeres Mittel, Beamte zu zügeln, gefunden habe, 8 schritten die einmütig Überstimmten zur Wahl von Kriegstribunen, welche auf den ersten Oktober das Amt antreten sollten, und legten ihr eigenes vorher nieder.

      (10) Als Lucius Valerius Potitus zum vierten, Marcus Furius Camillus zum zweiten, Manius Aemilius Mamercinus zum dritten, Cnaeus Cornelius Cossus zum zweiten Mal, Kaeso Fabius Ambustus und Lucius Julius Julus Kriegstribunen mit Konsulgewalt waren, begab sich vieles zu Hause und im Feld. 2 Teils hatte man vielfachen Krieg, zu gleicher Zeit bei Veji, bei Capena, bei Falerii, 3 und um den Feinden Anxur wieder abzunehmen, auch im Volskischen, teils hatte man in Rom Not mit der Werbung ebenso wie mit der Aufbringung der Steuer, teils gab es einen Streit über die Nachwahl einiger Volkstribunen, teils verursachte die gerichtliche Verfolgung der beiden, welche kurz vorher die Konsulgewalt bekleidet hatten, keine geringe Bewegung.

      4 Die Kriegstribunen ließen es gleich ihr Erstes sein, eine Werbung anzustellen; und nicht bloß die Dienstpflichtigen wurden ausgehoben, sondern auch die Älteren gezwungen, sich zur Bewachung der Stadt eintragen zulassen. 5 Je mehr man die Zahl der Soldaten vergrößerte, desto mehr Geld hatte man zum Sold nötig, und dies musste durch die Steuer aufgebracht werden, welche die zu Hause Bleibenden ungern entrichteten, weil sie bei ihren Stadtwachen doch auch Soldatenarbeit verrichteten und im Dienst des Staates standen. 6 War die Sache an sich schon drückend, so machten die Volkstribunen dadurch die Sache noch schlimmer, dass sie in empörenden Reden die Beschuldigung vorbrachten, gerade dazu habe man den Kriegern einen Sold festgesetzt, um den einen Teil des Bürgerstandes im Dienst, den andern durch die Auflage zugrunde zu richten. 7 Einen einzigen Krieg schleppe man schon ins dritte Jahr hin und führe ihn absichtlich schlecht, um ihn desto länger zu führen. Dann habe man in einer Werbung zu vier Kriegen Heere aufgeboten und Knaben sogar und Greise fortgeschleppt. 8 Schon mache man zwischen Sommer und Winter keinen Unterschied mehr, um den geplagten Bürgern nie etwas Ruhe zu gönnen, die man nun noch zu guter Letzt steuerpflichtig gemacht habe, 9 um sie, wenn sie nun mit ihrem durch Arbeit, Wunden und zuletzt vom Alter geschwächten Körper heimkehrten und zu Hause wegen des lange entbehrten Oberhauptes alles schlecht bestellt fänden, dann noch von diesem zerrütteten Vermögen die Steuer zahlen und den Sold, als hätten sie ihn um Zinsen empfangen, dem Staat vielfach erstatten zu lassen.

      10 Während man mit der Aushebung, Aufbringung der Steuer und der Besorgung wichtigerer Angelegenheiten beschäftigt war, traf es sich, dass man bei einer neuen Wahl den Volkstribunen nicht die Vollzähligkeit geben konnte; 11 dann stritt man darüber, dass für die leeren Plätze Patrizier nachgewählt werden sollten. Als dies nicht durchging, brachte man, um doch das Trebonische Gesetz 63 zu entkräften, es dahin, dass aus dem Bürgerstand, unstreitig durch Einwirkung der Patrizier, Caius Lacerius und Marcus Acutius zu Tribunen nachgewählt wurden.

      (11) Der Zufall brachte es mit sich, dass in diesem Jahr Cnaeus Trebonius Volkstribun war, der die Aufrechthaltung des Trebonischen Gesetzes seinem Namen und Geschlecht schuldig zu sein glaubte. 2 Unter lauten Klagen darüber, dass den Vorsatz einiger Väter, obgleich diese mit dem ersten Versuch gescheitert wären, die Kriegstribunen dennoch durchgefochten hätten, dass man das Trebonische Gesetz umgestoßen und Volkstribunen


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